Der Notarzt Felix Kork sitzt in der Feuerwache an dem Arbeitsplatz für Telenotärzte. Auf den Bildschirmen sind unter anderem die Vitalfunktion und auch Bilder des Verletzten zu sehen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Henning Kaiser)

Wie in Bayern und NRW

Innenministerium: Bald Telenotärzte in Baden-Württemberg

Stand

In Baden-Württemberg soll das Rettungswesen um einen weiteren Helfer ergänzt werden: den Telenotarzt. Er soll per Video am Einsatzort helfen.

In Baden-Württemberg soll es bald die Möglichkeit geben, Notärzte bei Rettungseinsätzen per Video hinzuzuschalten. Sie sollen die Rettungskräfte vor Ort unterstützen. Das sieht der neue Rettungsdienstplan vor. Laut einer Sprecherin des Innenministeriums befindet sich der Entwurf aktuell in der Endabstimmung zwischen dem Ministerium und den Kosten- und Leistungsträgern im Rettungsdienst. In diesem Entwurf sei erstmals ein telenotärztliches System vorgesehen. Telenotärzte gibt es bereits in anderen Bundesländern, wie etwa Bayern oder Nordrhein-Westfalen.

Wie arbeitet ein Telenotarzt?

Beim Einsatz eines Rettungswagens ist in der Regel kein Notarzt mit an Bord. Die Besatzung besteht aus einem Notfallsanitäter und einem Fahrer, der über die Qualifikation als Rettungssanitäter verfügt. Sollte vor Ort dann doch noch ein Notarzt benötigt werden, wird dieser verständigt und er rückt aus. Darüber entscheidet die Leitstelle. Doch wertvolle Minuten können verstreichen. Bei der Rettung des Patienten sollen Telenotärzte nun diese Lücke füllen. Die Rettungskräfte sollen unabhängig vom Einsatzort jederzeit in Echtzeit mit dem Telenotarzt kommunizieren und ihn in den laufenden Versorgungsprozess einbinden können. Das geschieht per Video. EKG- oder Blutdruckwerte werden dem Arzt in Echtzeit übermittelt. Falls nötig, kann ein Telenotarzt auch mehrere Patienten betreuen. 

In Bayern gibt es bereits solche Telenotärzte. Das Pilotprojekt in Straubing wird unter anderem von der bayerischen Staatsregierung und den dortigen Rettungsdiensten durchgeführt. Um Daten aus medizinischen Geräten, wie dem EGK oder dem Blutdruckmessgerät, sicher an den Arbeitsplatz des Telenotarztes zu übertragen, wurden Rettungswagen speziell ausgerüstet. Besatzungen bekommen eine sogenannte BodyCam, um auch außerhalb des Rettungswagens über alle Kommunikationswege mit dem Telenotarzt verbunden zu sein.

Baden-Württemberg

Rettungsdienste stark gefordert Einsatzkräfte in BW halten 15-Minuten-Frist oft nicht ein

Höchstens 15 Minuten soll es dauern, bis nach einem Notruf Rettungskräfte eintreffen. Diese Vorgaben werden in BW landesweit verfehlt - allerdings gibt es auch mehr Einsätze denn je.

Pilotstandorte in Freiburg und Ludwigsburg

Freiburg und Ludwigsburg sollen landesweit die ersten Telenotarzt-Standorte werden. 18 Rettungswagen in Freiburg und im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald bekommen dazu nun die spezielle Übertragungstechnik. Laut Tobias Siffringer vom DRK Landesverband könnten die ersten Telebehandlungen Mitte oder Ende 2023 erfolgen. Im nächsten Schritt sollen die Telenotärzte von Freiburg aus auch die Kreise Emmendingen, Waldshut und Tuttlingen mitversorgen. Geplant sei auch, dass sich die Telenotärzte in Freiburg und Ludwigsburg gegenseitig vertreten.

Die Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Notärzte begrüßt die Pläne der Landesregierung grundsätzlich. Sie bemängelt aber, dass es bisher für die Telenotärzte nur Freiburg und Ludwigsburg als Pilotstandorte gebe. Von der Möglichkeit einer flächendeckenden Versorgung mit Telenotärzten sei man bisher weit entfernt.

Hilfsfrist soll verkürzt werden

Im neuen Rettungsdienstplan ist außerdem vorgesehen, die sogenannte Hilfsfrist von derzeit 15 auf zwölf Minuten zu verkürzen. Eine gesonderte Hilfsfrist für Notärzte soll es dann nicht mehr geben. Unter Hilfsfrist versteht man die Zeit, die ab Eingang des Notrufes bis zum Eintreffen des Rettungsmittels am Notfallort maximal verstreichen darf. Bisher ist vorgeschrieben, dass Retter in Baden-Württemberg in 95 Prozent der Notfalleinsätze innerhalb von spätestens 15 Minuten beim Patienten sein müssen. Diese Vorgaben waren aber im vergangenen Jahr fast immer überschritten worden.

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