Der Fluss Dreisam führt kaum noch Wasser. (Foto: SWR, Jasmin Bergmann)

Wenig Niederschlag setzt Fluss zu

Blanker Stein, tote Insekten - Dreisam früher als sonst auf dem Trockenen

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Jasmin Bergmann
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Wera Engelhardt

Der Fluss Dreisam ist stellenweise ausgetrocknet. Insekten sterben, auch Fische sind in Gefahr. Das Problem tritt ungewöhnlich früh im Jahr auf - und könnte sich noch verschlimmern.

Dünne Rinnsale und blanke Steine, wo zu dieser Zeit im Jahr normalerweise das Wasser plätschert: Die Dreisam ist in der March bei Freiburg an einigen Stellen ausgetrocknet, und das deutlich früher als in den vergangenen Jahren.

Seit etwa einer Woche beobachtet Ingo Kramer, Geschäftsführer des Landesfischereiverbands Baden-Württemberg, trockene Stellen im Flussbett zwischen den Gemeinden Bötzingen und March (beide Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald). "Die Dreisam trocknet hier fast jedes Jahr aus, aber noch nie so früh", sagte er dem SWR. Sonst sei es erst Ende Juli soweit.

Wenig Regen ist ein Grund für Trockenheit

Unter der Situation leiden vor allem Insekten, die an Wasserstellen nisten, zum Beispiel Libellen. "Da lebt nichts mehr", sagte Kramer bei einem Besuch an der Dreisam am Dienstag. Fischen würde es im Fluss zu warm. Sie versuchten, rechtzeitig wegzuschwimmen - doch nicht allen gelinge das.

"Wenn der Fluss austrocknet, ist das ein Sterben von Millionen wirbellosen Tieren."

Ein Grund für die Trockenheit sei die Beschaffenheit der Dreisam, erklärt Kramer: Es handelt sich um flaches Gewässer. Im Stein und im Kiesboden versickert das Wasser schnell. Außerdem habe es in diesem Jahr bislang wenig geregnet, sagt Kramer.

Ingo Kramer, Geschäftsführer des Landesfischereiverbands BW, untersucht Steine im Fluss Dreisam (Foto: SWR, Jasmin Bergmann)
Ingo Kramer, Geschäftsführer des Landesfischereiverbands BW, untersucht Steine in der ausgetrockneten Dreisam.

Renaturierung kann Flüssen helfen

Das Problem werde von Jahr zu Jahr schlimmer, beklagt er. "Wir haben aktuell noch Bereiche, wo noch ein wenig Wasser fließt, wo Fische und wirbellose Tiere leben können." Die Gefahr sei nun, dass diese Stellen auch noch austrocknen könnten - jedes Jahr etwas mehr. Auch andere Flüsse und Bäche in Südbaden seien betroffen.

Doch es gebe Möglichkeiten, die Entwicklung zu stoppen, betont Kramer, zum Beispiel Flüsse wie die Dreisam zu renaturieren. Das bedeutet, einst begradigte und eingeengte Gewässer wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, zum Beispiel mit Hölzern am Ufer, die Schatten aufs Wasser werfen.

Der Fluss Dreisam führt kaum noch Wasser (Foto: SWR, Jasmin Bergmann)
Ingo Kramer, Geschäftsführer Landesfischereiverband BW, misst die Wassertemperatur in der ausgetrockneten Dreisam.

Klimawandel könnte Erfolge beim Gewässerschutz zunichte machen

Damit kennt sich auch Nikolaus Geiler aus. Er engagiert sich bei Regio Wasser, einer Initiative, die sich mit dem Thema Wasser in der Freiburger Region beschäftigt. "Meine Sorge ist, dass unsere Erfolge beim Gewässerschutz, etwa durch Renaturierungsmaßnahmen und den Bau von Kläranlagen, zurückgedreht werden durch den Klimawandel", gibt er zu bedenken.

Ingo Kramer sieht in der Renaturierung trotzdem eine Chance: "Wenn wir die Vielfalt der Natur wieder erhöhen, sind die Gewässer und alle ihre Lebewesen widerstandsfähiger gegen die Hitze."

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