Prozess vor dem Amtsgericht

Pfleger in Emmendingen wegen sexuellen Missbrauchs zu Bewährungsstrafe verurteilt

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Ein Pfleger hat Sex mit einer Psychiatrie-Patientin und sagt, er sei verliebt gewesen - und sie auch. Das Amtsgericht in Emmendingen verurteilt ihn nun wegen sexuellen Missbrauchs.

Wegen sexuellen Missbrauchs einer Patientin in einem psychiatrischen Krankenhaus in Emmendingen ist ein Pfleger zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Amtsgericht Emmendingen sah es als erwiesen an, dass der 50-Jährige ein sexuelles Verhältnis mit einer erkrankten Frau in der Einrichtung hatte, die stationär behandelt wurde.

Der Mann musste sich wegen des sexuellen Missbrauchs von Kranken und Hilfsbedürftigen verbunden mit sexuellem Missbrauch unter Ausnutzung eines Behandlungsverhältnisses vor Gericht verantworten.

Staatsanwaltschaft fordert ein Jahr auf Bewährung

Der Verteidiger war der Ansicht, dass die Patientin den Geschlechtsverkehr mit dem Pfleger mehrmals aktiv gesucht habe und plädierte auf Freispruch. Der Angeklagte sei von der Klinik nicht über die Erkrankungen der Patientin aufgeklärt worden. 

Die Staatsanwältin befand, dass die Patientin aufgrund ihrer Krankheit nicht in der Lage gewesen sei, verantwortungsvoll zu handeln. Der Angeklagte habe ihre Bedürftigkeit ausgenutzt und es nicht geschafft, eine professionelle Distanz zu ihr zu wahren. Die Staatsanwältin forderte ein Jahr auf Bewährung.

Die Patientin habe sich von dem Mann nicht abgrenzen können

Der Angeklagte gab in der Verhandlung zu, mit der Frau mehrfach Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. "Ich war verliebt. Sie war verliebt", sagte er. Das Gericht schwächte die Forderung der Staatsanwaltschaft ab und verzichtete darauf, ein Berufsverbot für den Bereich der Psychiatrie auszusprechen, für das sich die Anklage stark gemacht hatte.

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mann vorgeworfen, im April 2021 eine Patientin betreut zu haben, die sich wegen einer psychischen Erkrankung nicht von dem Mann habe abgrenzen können. Er habe eine Beziehung zu der Frau aufgebaut und in mindestens fünf Fällen Geschlechtsverkehr mit ihr gehabt, so der Vorwurf.

Ein zweiter Fall bleibt ungeklärt

Auch zu einer weiteren Patientin soll der Mann eine Beziehung aufgebaut haben. In diesem Fall konnte im Prozess nicht geklärt werden, ob es tatsächlich zu einem einmaligen sexuellen Übergriff gekommen war.

Die Staatsanwaltschaft Freiburg hatte das Alter des Mannes im Vorfeld des Prozesses mit 54 Jahren angegeben, diese Angabe hatte der SWR in seiner vorangegangenen Berichterstattung übernommen.

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