"Schrecklich", "deprimierend", "für die ältere Generation schwierig" – auf die Schließung des Loreto Krankenhauses angesprochen, reagieren die Menschen in Stühlingen (Landkreis Waldshut) verärgert.
Einiges hatte auf dies Entscheidung hingedeutet, dass die Schließung nun so schnell kommt, überrascht viele. Ende Juli wird der Träger des Krankenhauses, der Gesundheitsverbund im Landkreis Konstanz, den stationären Betrieb einstellen. Zwei Monate wird dann das Klinikum Hochrhein in Waldshut das Haus noch als ambulantes, medizinisches Versorgungszentrum betreiben. Diese Entscheidung wurde den Mitarbeitenden am Mittwoch mitgeteilt.
Die Ungewissheit habe den Personalmangel verschärft
Chefarzt Christian Sauer hatte gehofft, dass der Termin der Schließung früher festgelegt worden wäre. "Dann hätte man auf die Weiterführung der ambulanten Tätigkeit planen können", sagt Sauer, der auch Vorsitzender des Freundeskreises des Krankenhauses Loreto ist. Die Ungewissheit sei in den letzten Wochen ein beschleunigender Faktor gewesen, der zur Abwanderung des Personals geführt habe.
Zu wenig Personal ist einer der Gründe für die Schließung. Ab August sei keine ausreichende medizinische Versorgung mehr möglich, hieß es in einer Pressemitteilung des Landkreises Konstanz. Für die Mitarbeitenden, die bis zum Ende geblieben sind, müsse jedoch niemand in die Arbeitslosigkeit geschickt werden, sagt Bernd Sieber, Geschäftsführer des Gesundheitsverbundes des Landkreises Konstanz.
"Die Versorgung auf dem Land wird an die Wand gefahren"
Für die Region, so fürchtet Chefarzt Sauer, sind die medizinischen Fachkräfte verloren: "Viele Mitarbeiter werden in die Schweiz gehen." Auch seine Tätigkeit am Loreto Krankenhaus wird mit der Schließung des stationären Betriebs enden. Doch der Personalmangel sei nicht der einzige Grund für die Schließung, sagt Geschäftsführer Sieber. Auch ein hoher Sanierungsbedarf habe das Klinikum zuletzt vor Probleme gestellt. So seien Erneuerungen bei der Stromversorgung, der Heizung und dem Brandschutz notwendig.
Mit der Schließung des Krankenhauses fürchten viele eine Lücke in der medizinischen Versorgung der Menschen auf dem Land. Für Stühlingens Bürgermeister Joachim Burger ist es ein Musterbeispiel, wie die Versorgung im ländlichen Raum an die Wand gefahren werde. Missmanagement und falsche politische Rahmenbedingungen über die letzten Jahre hätten zu der jetzigen Situation geführt. "Stühlingen bleibt zurück mit dem Verlust einer wichtigen Infrastruktureinrichtung", sagt Burger. Er wolle jetzt alles dafür tun, die noch bestehende Infrastruktur zu erhalten.
Die Zukunft iin Stühlingen ist ungewiss
Der Landkreis Waldshut bedauert die Schließung und teilt mit, dass bereits an einer Lösung für den weiteren Betrieb als ambulante Versorgungseinrichtung gearbeitet werde. Doch wie es konkret mit dem Standort im Herbst weitergehen kann, ist bisher unklar.