Junges Paar aus Münstertal saniert den Kaltwasserhof. (Foto: SWR)

Bäuerliches Leben im Münstertal

Junges Paar rettet Kaltwasserhof im Schwarzwald vor Verfall

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AUTOR/IN
Sandra Helmeke
ONLINEFASSUNG
Anita Westrup

Neues Leben in uraltem Gemäuer: Ein junges Paar aus dem Münstertal saniert den Kaltwasserhof - bekannt aus der SWR-Serie "Schwarzwaldhaus 1902".

Es tut sich etwas auf dem Kaltwasserhof: Nina Hartmann und Jörg Hofmann sanieren Schritt für Schritt den alten Schwarzwaldhof aus dem 18. Jahrhundert. Hofmann ist Handwerker und hier im Münstertal aufgewachsen: "Wenn man auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, dann hat man mehr Bezug dazu." Nina Hartmann ergänzt: "Ein neues Haus zu bauen, das wäre einfach nicht meins." Den hinteren Teil des Hauses wollen sie denkmalgerecht umbauen. "Hier sind wir jetzt im alten Schlafzimmer. Das soll später mal die Stube geben, die neue, für uns. Also Wohnzimmer. Mit Balkon, gutem Blick", sagt Jörg Hofmann. Das Paar möchte modernen Komfort mit altem Flair mischen. In spätestens zwei Jahren wollen sie einziehen.

Kaltwasserhof: Schauplatz der SWR-Serie "Schwarzwaldhaus 1902"

Das urige Schwarzwälder Bauernhaus stand vor 20 Jahren im Mittelpunkt eines TV- Experiments: Eine junge, fünfköpfige Familie aus Berlin lebte hier wie vor 100 Jahren, ohne Strom und Wasserspülung - insgesamt zehn Wochen - acht im Sommer, zwei im Winter. "Schwarzwaldhaus 1902" hieß die vierteilige SWR-Dokumentation, die sogar den Grimme-Preis gewann. Der Kaltwasserhof wurde damals ausgesucht, weil Vieles so original erhalten war.

"Bissle bekloppt sein muss man, das sind wir ja beide. Von daher passts gut zu uns."

Nina und Jörg sind die neuen Besitzer des Kaltwasserhofs im Münstertal. (Foto: SWR)
Nina und Jörg sind die neuen Besitzer des Kaltwasserhofs im Münstertal.

Vorbesitzer mit Sammelleidenschaft

Die letzten Besitzer des Hofs waren leidenschaftliche Sammler. Als sie aus Altersgründen aufgaben, war alles, was sich zu dem Zeitpunkt im Haus befand, im Kaufpreis inbegriffen: kistenweise Geschirr, Gemälde, ein altes Spinnrad. Die Liste ist lang. Seit einem Jahr sortieren Nina und Jörg Gegenstände für den Flohmarkt aus. Darunter tummeln sich immer wieder Überraschungen, sogar essbare: "Letzten Winter hatten wir irgendwann Hunger, da sind wir in den Keller, haben ein Glas Gurken geholt von 1985 oder 1990, auf jeden Fall war es über 20 Jahre alt. Die Gurken haben auch ausgesehen wie neu, die haben wir auch gegessen und die waren lecker…komischerweise", erzählt Jörg Hofmann.

Kaltwasserhof zieht Neugierige an

Das Haus aus dem Fernsehen lockt immer wieder Besucher an, zum Beispiel Wanderer, die kurz einen Blick hinter das alte Gemäuer werfen möchten. Für die neuen Kaltwasserhof-Besitzer ist das kein Problem. Sie öffnen gerne ihre Türen: "Es ist eigentlich immer ein reger Andrang an Besuchern, [...] immer so 50 Leute, die den Tag über kommen, manchmal mehr", so Jörg Hofmann. Nina Hartmann fügt noch hinzu: "Man trifft interessante Menschen und hört interessante Geschichten, es ist schön." Die historische Rauchküche und die alte Stube wollen die beiden auch in Zukunft erhalten. Das Interesse daran sei groß.

Tourismuschef begrüßt Sanierung

Der Kaltwasserhof drohte zuletzt zu verfallen. Thomas Coch, Tourismuschef der "Ferienregion Münstertal Staufen", ist froh, dass genau das verhindert wird. Lange hatte sich kein Käufer gefunden, der Besucher und Besucherinnen zulässt. Doch mit den neuen Besitzern ist dies nun gelungen. Viele könnten so ins alte Leben im Schwarzwald eintauchen. Thomas Coch lobt außerdem die Nutzung des historischen Hofes als Wohnhaus: "Ich finde es aber auch besonders wertvoll, dass es nicht nur ein Museum ist, sondern dass es eine Wohnwelt ist, und die beiden haben die Gastfreundschaft, Gäste daran teilhaben zu lassen."

Leben in einem Teilzeitmuseum: Im Sommerhalbjahr wollen Nina Hartmann und Jörg Hofmann jeden Sonntag öffnen und Gäste in die historische Küche und Stube einladen.

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