Rund 370 Beschäftigte aus sieben Betrieben der Metall- und Elektroindustrie in Teningen haben sich am Montag an dem Warnstreik beteiligt und ihre Arbeit am Mittag niedergelegt. Die Gewerkschaft IG Metall Freiburg hatte dazu aufgerufen. Die Beschäftigen zogen von Betrieb zu Betrieb. Am Ende hatte es eine Kundgebung gegeben.
Forderung: Acht Prozent mehr Geld
Die Gewerkschaft fordert in den laufenden Tarifverhandlungen acht Prozent mehr Geld für die Beschäftigten auf eine Laufzeit von zwölf Monaten - auch aufgrund der Inflation und der gestiegenen Preise, beispielsweise bei Lebensmitteln oder Energie. Die Arbeitgeber haben eine Einmalzahlung von 3.000 Euro angeboten - eine Inflationsprämie. Das ist der Gewerkschaft und den Beschäftigen zu wenig: "3.500 Euro sind die durchschnittlichen Mehrkosten einer vierköpfigen Familie allein 2022", sagt Norbert Göbelsmann, erster Bevollmächtigter der IG Metall Freiburg. "Die fehlenden Angebote der Arbeitgeber sind eine Provokation. Sie lassen uns keine andere Wahl, als auf die Straße zu gehen", ergänzt Jürgen Ehret, Betriebsratsvorsitzender bei Amcor in Teningen.
Norbert Göbelsmann, erster Bevollmächtigter der IG Metall Freiburg, hat eine positive Bilanz vom Warnstreik in Teningen gezogen:
Immer mehr Beschäftigte beteiligen sich an Warnstreiks
An dem Warnstreik in Teningen hätten dieses Mal mehr Betriebe teilgenommen als es früher der Fall war, sagt Norbert Göbelsmann. Allgemein bemerkt er, dass die Beschäftigten mittlerweile mehr dazu bereit sind, sich auch selbst einzumischen. "Es wird praktisch in allen Dimensionen größer und das liegt daran, dass die Menschen sagen: Das ist nicht nur nice to have, sondern wir brauchen diese Entgelterhöhung", so Göbelsmann.
Laut Göbelsmann würden die Unternehmen zwar darauf hinweisen, dass auch sie eine Kostensteigerung hätten, aber in der Regel würden sie diese an die Kunden weitergeben. Deswegen hätten die Metall- und Elektrounternehmen im Durchschnitt ihre Preise um zehn Prozent angehoben. Über zweidrittel der Unternehmen hätten außerdem noch immer gute oder sehr gute Auftragseingänge. "Und es gibt wirklich keinen Grund, warum man nicht sagen könnte, es muss auch ein Stück weit fair zugehen", so Göbelsmann.
Mehr Streiks geplant
Da sich beide Seiten - Arbeitgeber und Gewerkschaft - in drei Verhandlungsrunden bisher nicht einigen konnten, wird weiterverhandelt - und auch weiter gestreikt. Nach Gewerkschaftsangaben haben bereits vergangene Woche 20.000 Beschäftigte aus rund 50 Betrieben in Baden-Württemberg an Warnstreiks, Kundgebungen oder Frühschlussaktionen teilgenommen, darunter auch einige in der Ortenau. In den kommenden Tagen sind weitere geplant - darunter auch bei der Sick AG in Waldkirch (Kreis Emmendingen).
Man plane in dieser Tarifrunde mit mehr Warnstreiks als je zuvor in Südbaden, so weit sich jemand erinnern kann, sagt Norbert Göbelsmann. "In deutlich mehr Betrieben als vorher, in mehr gemeinsamen betriebsübergreifenden Aktionen und in Betrieben, in denen es lange keine Warnstreiks mehr gab oder sogar noch nie. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall muss seine Haltung ändern", so Göbelsmann.