Der 17 Jahre alte Rimon Ali steht in einem Halbkreis aus Freunden und Betreuern des Freiburger Lernprojekts "Dock 3".

Kostenlos für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund

Frotzeleien und Freundschaften: "Dock 3" in Freiburg - mehr als nur eine Hausaufgabenbetreuung

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Nadine Zeller
Nadine Zeller

Ein Teenager aus dem Irak kämpft mit schlechten Noten. Seine Lehrer sehen schwarz. Dann besucht er die Hausaufgabenbetreuung des Freiburger Vereins Stadtpiraten "Dock 3".

Zusammen büffeln, Freunde finden, bessere Noten schreiben: "Dock 3" ist ein Lernprojekt des Freiburger Vereins Stadtpiraten. Es bietet Jugendlichen einen Ort zum Lernen und Austauschen nach der Schule. Lehramtsstudierende und Sozialarbeiter unterstützen sie bei den Hausaufgaben. Für den geflüchteten Teenager Rimon ist "Dock 3" ein Glücksfall.

Eltern aus dem Irak: Rimon bekommt Hilfe beim Hausaufgabenbetreuer

Rimon Ali - 17 Jahre alt, Jeans, weißer Hoodie, schwarze Haare - biegt in einen Freiburger Innenhof ein. Dort wartet bereits sein Kumpel Will auf ihn. Die beiden Jugendlichen grinsen sich an und klatschen sich ab. Die Geste wirkt vertraut. Gemeinsam betreten sie ein weißes Gebäude. Auf der Glastür steht "Dock 3". Es ist Rimons erste Anlaufstelle nach der Schule.

Man kann einfach hierherkommen Freunde treffen und lernen. Es ist immer abwechslungsreich.

Rimons Familie stammt aus dem Irak. Seine Eltern können ihm nur bedingt mit den Schulaufgaben helfen. Ein Problem, das Hausaufgabenbetreuer Severin Plewe auch bei anderen Jugendlichen mit Migrationshintergrund beobachtet. Ihnen zu helfen und sie zu motivieren, treibt ihn an: "Ich war auch nicht so gut in der Schule, deswegen verstehe ich die Jugendlichen und ihre Lebenssituation", sagt Plewe. Trotz seiner früheren Schulprobleme studiert der ehrenamtliche Hausaufgabenbetreuer heute Informatik in Freiburg und will seine Erfahrungen teilen. "Ich erkläre den Jugendlichen, dass sie einfach viel mehr Möglichkeiten haben im Leben, wenn sie einen guten Abschluss machen", erzählt Plewe. Die Jugendlichen würden auf ihn hören.

Realschule statt Hauptschule: Lernprojekt zeigt Wirkung

Und der Erfolg lässt nicht auf sich warten. Zweimal die Woche steuert Rimon das "Dock 3" an und das schon seit drei Jahren. Der Einsatz zahlt sich aus: Bevor er hierherkam, sah es mit seinem Realschulabschluss schlecht aus. "Die Realschule wollte mich auf die Hauptschule schicken", sagt Rimon. Doch dann habe ihn eine Mitschülerin auf "Dock 3" und die kostenlose Hausaufgabenbetreuung aufmerksam gemacht. Seitdem haben sich seine Noten verbessert.

Platz für Fragen, Freundschaften und Frotzeleien

Rimon fühlt sich bei der Hausaufgabenbetreuung sehr wohl. Es gibt Platz für Fragen, Freundschaften und Frotzeleien. Für Rimon sind Betreuer wie Severin Plewe mittlerweile fast Familienmitglieder geworden. Der Student erklärt sich das: "Ich bleibe einfach immer im Gespräch mit ihnen und frage nach, wie es so läuft." Durch die ständige Präsenz vertrauten die Kids ihm. "Dock 3" sei für die Jugendlichen ein Ort, wo sie sich angenommen und nicht abgehängt fühlten. Die besseren Noten haben Rimons Ehrgeiz sogar geweckt. Er hat ein klares Ziel vor Augen.

Ich würde gerne Sanitäter werden, weil ich es liebe, Menschen zu helfen und mit meinem Realschulabschluss ist das auch realistisch.

Neben der Büffelei und all dem Lernstress bleibt dennoch genug Raum für Freundschaften. Wer mit dem Lernen fertig ist, kann sich zum Beispiel beim Kicken austoben. "Dock 3" ist für Jugendliche, die mitmachen wollen, kostenlos. Ob mit oder ohne Migrationshintergrund: Alle sind willkommen.

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