Der Prozess um den Mord der 14-jährigen Schülerin Ayleen ist am Landgericht Gießen gestartet. Der 30-jährige Angeklagte hat eine Erklärung zum Tathergang über seine Anwälte abgegeben. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Boris Roessler)

30-Jähriger unter Verdacht

Fall Ayleen: Angeklagter setzte wohl weitere Mädchen unter Druck

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Maximilian Münster

Nach dem gewaltsamen Tod von Ayleen aus Gottenheim haben die Ermittler massenhaft Chats ausgewertet. Auch andere Mädchen soll der Angeklagte in ähnlicher Weise bedrängt haben.

Der wegen Mordes an der 14-jährigen Ayleen aus Gottenheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) angeklagte Mann soll auch in anderen Fällen Druck auf Mädchen aufgebaut und Sex von ihnen gefordert haben. Das legen Aussagen des Leiters der regionalen Kriminalinspektion Lahn-Dill nahe, der am Mittwoch als Zeuge vor dem Landgericht Gießen geladen war. Bereits am 22. Juli, also am Tag nach dem Ayleen verschwunden ist, habe der 30-jährige Angeklagte Kontakt mit zwei weiteren Mädchen aufgenommen - einer 15-Jährigen und einer 17-Jährigen, so der Zeuge.

Andere Mädchen weisen Verdächtigen im Fall Ayleen ab

Dabei sei der Mann ähnlich wie im Falle Ayleens vorgegangen: Auch im Kontakt mit der 15-Jährigen sei es um Bilder, um Sex und um Druckverhalten gegangen. Bei der 17-Jährigen sei der Mann mittags persönlich aufgetaucht und bereits in ihrem Zimmer gewesen. Das Mädchen habe ihn abgewiesen. Da ihre Eltern zu Hause waren, sei der Mann wieder gegangen.

Der Deutsche hatte zum Prozessauftakt eingeräumt, Ayleen getötet zu haben. Er und das Mädchen kannten sich über einen Messenger-Dienst und ein Online-Spiel. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Tat sexuell motiviert war. Er soll laut Anklage vor knapp einem Jahr die 14-jährige Ayleen durch halb Deutschland gefahren und in Mittelhessen ermordet haben - beim Versuch, sie im Wald zu vergewaltigen. Angeklagt ist der Mann wegen Mordes, versuchter Vergewaltigung mit Todesfolge und Nötigung. Der 30-Jährige selbst hatte angegeben, die Tat im Streit mit dem Mädchen begangen zu haben.

Chats im Fall Ayleen: Psychischen Druck aufgebaut

Nach den Worten des Kripobeamten ließ sich anhand von Chatprotokollen nachvollziehen, dass der Mann Ayleen nicht nur mit psychischem Druck zu einem Treffen gebracht, sondern ihr auch Geld angeboten hat. Es sei um Zuwendungen von 700 bis 900 Euro gegangen, die er ihr als "Sugardaddy" zukommen lassen wollte. Das Mädchen habe aus der Kommunikation mit dem Mann gewusst, dass am 21. Juli ein Treffen bevorstand und dass der 30-Jährige Kontakt mit ihr wollte, sagte der Kripobeamte.

Hinweise auf weitere Taten

Zugleich zeigten die Chatprotokolle, "dass das Mädchen zu keinem Zeitpunkt die Absicht hatte, in das Auto zu steigen". Vielmehr habe die 14-Jährige deutlich gemacht: "Ich komme, Du gibst mir das Geld, ich gehe." Anhand der Ermittlungen und Auswertung von Daten hätten sich Hinweise auf eine Reihe anderer, teils auch unterschwelliger Straftaten ergeben, in die teils auch andere Täter verwickelt gewesen seien. Die Erkenntnisse seien an die zuständigen Behörden weitergeleitet worden, so der Zeuge. Er sprach von insgesamt 28 weiteren Verfahren.

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