Staatsoper Stuttgart in der Abenddämmerung (Foto: SWR, Christiane Patzelt)

Grün-Schwarz diskutiert über Großprojekt

Wegen Milliardenkosten: Sanierung der Stuttgarter Oper wackelt

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In der BW-Landesregierung gibt es offenbar Diskussionen um die Sanierung der Staatsoper. Besonders bei einem der beiden Koalitionspartner regt sich Widerstand.

Die geplante milliardenschwere Sanierung der Staatsoper in Stuttgart wackelt. Innerhalb der grün-schwarzen Landesregierung wird das Projekt angesichts der Inflation und der drohenden Energiekrise teilweise deutlich infrage gestellt. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfuhr, hält insbesondere die CDU die aufwändige Sanierung angesichts der erwarteten finanziellen Folgen der Krise für das Land und die Menschen für kaum noch vermittelbar. Daher gibt es in der CDU-Fraktion mittlerweile geballten Widerstand gegen das teure Projekt.

"Wir müssen verantwortungsvoll handeln", sagte CDU-Fraktionschef Manuel Hagel. "Das heißt hier konkret, uns die Frage zu stellen, ob die bisher veranschlagten Kosten von bereits deutlich über einer Milliarde Euro in eine Zeit von Rekordinflation, Rohstoffkrise und maßvoller Finanzpolitik passen." Die Entscheidung könne nur anhand von verlässlichen Daten, Fakten und Alternativen fallen. Daher fordert er eine aktuelle Kostenschätzung und die Prüfung anderer, kostengünstigerer Varianten. Zugleich versicherte Hagel, man stehe für Spitzenkultur "made in Baden-Württemberg. Oper, Ballett und Theater gehören nach Stuttgart wie der Fernsehturm".

Landesregierung hält an Plänen fest

Die Finanzierung wollen sich das Land und die Stadt eigentlich teilen. Ob der bisherige Kostenrahmen von über einer Milliarde Euro zu halten ist, wird jedoch stark infrage gestellt. Eine Verdopplung der Kosten sei nicht auszuschließen, heißt es in Regierungskreisen. Zuerst hatten "Stuttgarter Zeitung" und "Suttgarter Nachrichten" berichtet, dass die Sanierung wegen der Krise nochmal auf den Prüfstand kommt. Auch im grün geführten Finanzministerium wird dem Vernehmen nach die Frage gestellt, ob die Sanierung nicht abgespeckt werden müsse.

Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) dagegen betonte am Rande der auswärtigen Kabinettssitzung in Brüssel, die Generalsanierung des Opernhauses sei nötig und überfällig. Auch in diesen "komplizierten" Zeiten sehe sie keinen Grund, "die Segel zu streichen". Anders als für das Finanzministerium steht für die Ministerin ein Abspecken der Pläne nicht zur Diskussion, weil die Arbeitsbedingungen in dem Haus für die Belegschaft kaum noch erträglich seien.

Der Betrieb könne trotz widriger Umstände in Sachen Arbeits- und Brandschutz nur weiterlaufen, weil in der Oper derzeit noch Bestandsschutz gelte. Sie verwies darauf, dass mit der Sanierung auch die gesetzlichen Bestimmungen wieder eingehalten werden könnten.

Stadt Stuttgart steht weiter hinter der Sanierung

Auch die Stadt steht weiter hinter den Plänen. "Seitens der Stadt gibt es keinerlei Zweifel an dem Projekt", sagte eine Sprecherin von Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) am Dienstag. Sie räumte aber ein, dass das Projekt nun möglicherweise herausfordernder werde als bislang gedacht. Mit Blick auf schwer abschätzbare Kosten verwies sie auf einen umfangreichen Risikopuffer in der aktuellen Kostenschätzung.

Ohne Zweifel muss das gut 100 Jahre alte Opernhaus generalsaniert werden. Das Dach aus dem Jahr 1911 ist marode und die Gastronomie nicht mehr zeitgemäß. Zudem platzt es aus allen Nähten. Unter anderem soll eine moderne sogenannte Kreuzbühne schnellere und einfachere Bühnenbildwechsel möglich machen. Außerdem wird mehr Platz zum Beispiel für Proberäume benötigt.

FDP begrüßt Bedenken der Koalition zur Sanierung der Oper

Ein Sprecher des Gemeindetags sagte, "die aktuelle Lage macht es erforderlich, jedwede finanzielle Aufgabe auf ihre Leistbarkeit zu überprüfen". Dies solle nun auch im Hinblick auf die Opernsanierung erfolgen. Ob und wie sich diese Prüfung auf die Umsetzung auswirke, könne man nicht abschätzen.

Auch die oppositionelle FDP ruft zur Sparsamkeit auf: "Wir begrüßen, dass es nun auch in der Koalition Stimmen gibt, die die Pläne für die Opernsanierung in Stuttgart für aus der Zeit gefallen halten", sagte der finanz- und kulturpolitische Sprecher der Fraktion, Stephen Brauer. "Wir fordern weiter eine realistischere Herangehensweise an das Projekt." Die Kosten seien im Moment nahezu unkalkulierbar. "Und das in einer Zeit, in der Vertreter der Regierungsparteien mit Verzichtsappellen die Medien fluten. Das passt nicht zusammen."

Grünen-Fraktionschef Schwarz: Oper ist ein Aushängeschild

"Es gibt mehrere gute Gründe, das Opernhaus rundum zu erneuern, um seine internationale Strahlkraft zu erhalten", sagte Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz. "Eine modernisierte Oper hat als internationales Aushängeschild eine große Bedeutung für das gesamte Land - als Arbeitsort für die Künstlerinnen und Künstler, für den Tourismus, bis hin als Standortfaktor zur Gewinnung von Fachkräften." Die Grünen-Fraktion habe am Dienstag den Weg zur Gründung einer Projektgesellschaft freigemacht und einer entsprechenden Kabinettsvorlage zugestimmt. Jetzt könne die Detailplanung beginnen.

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SWR