Streik-Kundgebung in Karlsruhe (Foto: SWR, SWR)

Einigung im Tarifstreit

ver.di Karlsruhe: "Tarifabschluss ist guter Kompromiss"

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Rebekka Plies
Ein Bild von Rebekka Plies (Foto: SWR, Patricia Neligan)

Nach der Einigung im Tarifstreit am späten Samstagabend fallen die ersten Reaktionen gemischt aus. Der Karlsruher ver.di-Vorsitzende Thorsten Dossow ist nur teilweise zufrieden.

Monatelang wurde verhandelt, gestreikt, demonstriert. Zehntausende Menschen gingen immer wieder auf die Straße, legten die Arbeit nieder, um für bessere Löhne zu kämpfen. Seit dem späten Samstagabend gibt es eine Einigung.

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Arbeitgeber und Gewerkschaften einigten sich nach mehrstündigen Verhandlungen in Potsdam auf höhere Tarife für den öffentlichen Dienst. In Baden-Württemberg betrifft diese Einigung 236.000 Beschäftigte, bundesweit sind es 2,5 Millionen Menschen. Im Durchschnitt liegt die Gehaltserhöhung laut der Gewerkschaft ver.di ab 2024 bei mehr als elf Prozent.

Baden-Württemberg

ver.di BW nicht ganz zufrieden Tarifabschluss im öffentlichen Dienst: Mehr Geld für Beschäftigte

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Die Nacht SWR1

ver.di Karlsruhe: Erleichterung über den Tarifabschluss

Der ver.di-Geschäftsführer des Bezirks Mittelbaden-Nordschwarzwald, Thorsten Dossow aus Karlsruhe, hat mit den Verhandlern in Potsdam mitgefiebert. Er habe die nächtliche Pressekonferenz im Livestream mitverfolgt und dann nach Mitternacht von dem Ergebnis erfahren.

"Ich war schon ein bisschen erleichtert, als ich von der Einigung erfahren habe, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Details kannte."

Seine erste Reaktion nach der Einigung: "Es ist ein guter Kompromiss, der uns da gelungen ist." Vor allem die vielen Menschen, die sich an den Warnstreiks beteiligt haben, hätten zum Gelingen beigetragen.

Thorsten Dossow, dem Geschäftsführer des ver.di Mittelbaden-Nordschwarzwald. Seine Aufgabe dabei ist es, sich für die Forderungen der Arbeitnehmer einzusetzen. (Foto: SWR)
Der Geschäftsführer von ver.di Mittelbaden-Nordschwarzwald, Thorston Dossow, setzt sich für die Belange der Arbeitnehmer ein

Trotzdem gemischte Gefühle nach der Einigung

Bis die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst die Tariferhöhung spüren werden, brauchen sie allerdings noch etwas Geduld. Die gestaffelte Auszahlung der erreichten Einmalzahlung von 3.000 beginnt zwar schon im Juni, die eigentliche Lohnsteigerung kommt aber erst ab März 2024.

"Für viele Arbeitnehmer haben wir eine zweistellige Lohnsteigerung erreichen können. Und das, denke ich, kann sich sehen lassen."

Thorsten Dossow von ver.di Karlsruhe hätte sich eine tabellenwirksame Erhöhung bereits für dieses Jahr gewünscht, aber es seien trotzdem keine "Leermonate". Von daher spreche er von einem guten Kompromiss.

Beschäftigte von Kliniken und ÖPNV streiken in Karlsruhe (Foto: SWR)
Tausende Beschäftigte gingen auch in Karlsruhe immer wieder auf die Straße.

Dossow: "Arbeitgeber haben Druck von der Straße zu spüren bekommen"

Auch im Raum Karlsruhe waren Tausende Menschen wochenlang bei den Warnstreiks auf der Straße gewesen, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Das seien emotionale Wochen gewesen, so Dossow, das müsse man einfach sagen. Und das hätten auch die Arbeitgeber zu spüren bekommen.

"Die Arbeitgeber haben das schon wahrgenommen, was momentan bei der Belegschaft los ist. Das hat auf jeden Fall Wirkung gezeigt."

Die klammen Kassen der Kommunen seien zwar nicht wegzudiskutieren, trotzdem stehe man in Baden-Württemberg damit noch gut da. Die Menschen auf der Straße hätten letztendlich auch dafür gesorgt, dass es jetzt einen sogenannten Sockelbetrag von 200 Euro geben wird. Das sei besonders für die Menschen mit niedrigen Einkommen ein Pfund.

Zum 1. März 2024 sollen die Entgelte in einem ersten Schritt um einen Betrag von 200 Euro angehoben werden. In einem zweiten Schritt soll der dann erhöhte Betrag noch einmal linear um 5,5 Prozent steigen. Die Erhöhung soll allerdings in jedem Fall bei 340 Euro liegen. Die Laufzeit soll 24 Monate betragen.

Nächste Tarifverhandlungen im Einzelhandel stehen an

Nach der Einigung im öffentlichen Dienst können sich die Gewerkschafter von ver.di trotzdem nicht zurücklehnen, denn die nächsten Verhandlungen stehen schon an. Nach dem Maifeiertage stehen die Tarifrunde im Einzelhandel und die Tarifrunde im Großhandel an. Der gesamte Handelsbereich, insbesondere der stationäre Einzelhandel, stehe aktuell nicht gerade gut da, betont Dossow. Und für die gelte es sich genauso einzusetzen.

Vor der Einigung

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