Der Tod des früheren schleswig-holsteinischen CDU-Ministerpräsidenten Uwe Barschel sorgte Ende der 80er Jahre für bundesweite Schlagzeilen. Die sogenannte Barschel-Affäre hatte ihn politisch zu Fall gebracht. Der Vorwurf: Er habe seinen damaligen Rivalen, den SPD-Politiker Björn Engholm, im Wahlkampf bespitzelt. Barschel gab damals sein Ehrenwort, dass diese Vorwürfe haltlos seien. Wenig später fand ihn ein Reporter des "Stern" tot in einer Badewanne in einem Genfer Hotel.
Zweifel an der Selbstmordthese im Fall Barschel
Viele gingen damals von einem Selbstmord des Politikers aus. An dieser These gibt es allerdings seit jeher Zweifel. Auch in den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft spielte das Thema Mord schon damals eine Rolle. Konkrete Hinweise fanden sich seinerzeit aber nicht. Auch die Frage nach dem Motiv für einen möglichen Mord an Barschel ist bis heute unklar. Der Baden-Badener Arzt Sven Gehrke hat nun den Fall aus der Perspektive eines Mediziners neu aufgerollt und ein Buch geschrieben.
Gehrke: Medikamentencocktail deutet nicht auf Selbstmord von Uwe Barschel hin
Stutzig wurde der Baden-Badener Arzt, ein Spezialist für Magen-Darm-Erkrankungen und Vergiftungen, als er von dem Betäubungsmittelcocktail hörte, der damals in Barschels Blut gefunden wurde. Dieser, so Gehrkes wichtigste These, habe niemals zum Tod des Politikers führen können. Somit könnte also auch Mord im Spiel gewesen sein.
Rechtsmediziner seien seinerzeit zwar zu Wort gekommen, nicht aber medizinische Spezialisten für Vergiftungen. Der politische Druck war immens. An einer Aufklärung des Falls habe es wohl nie echtes Interesse gegeben, mutmaßt Gehrke. In einem Fall dieser Dimension seien nicht nur rechtsmedizinische Gutachten selbstverständlich, sondern auch ein klinisches Gutachten.
Waren Geheimdienste im Fall des CDU-Politikers Barschel im Spiel?
Um den Fall Barschel ranken sich Legenden. Möglicherweise waren auch Geheimdienste im Spiel. Dabei ging es um mögliche Waffengeschäfte mit dem Ausland, die über die DDR hätten abgewickelt werden sollen. Auch mögliche U-Boot-Geschäfte mit Südafrika standen im Raum. Chefermittler war damals Oberstaatsanwalt Heinrich Wille aus Lübeck. Auch er brachte den Aspekt der Fremdeinwirkung in die Ermittlungen ein. Und er ist beeindruckt von den Ausführungen des Baden-Badener Arztes.
Die Ermittler seien damals alle davon ausgegangen, dass die im Körper von Uwe Barschel gefundenen Barbiturate die todbringenden Mittel gewesen seien. Die Ausführungen des Arztes legten überzeugende Zweifel nahe, sagte Wille dem SWR. Ob die medizinischen Erkenntnisse aus Baden-Baden nun allerdings dazu beitragen werden, den Fall Barschel neu aufzurollen, ist Sache der Staatsanwälte.
"Der mysteriöse Tod des Dr. Uwe Barschel"- so heißt das Buch des Baden-Badener Mediziners Sven Gehrke. Es ist im Baduon-Verlag erschienen.