Eine gesperrte Toilette in einem Regionalzug

Betreiber sieht Verbesserungen, Fahrgäste dementieren das

Defekte oder dreckige Zugtoiletten: Erfahrungsberichte aus Heilbronn

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Francesco Barbera

Immer wieder sind Zugtoiletten kaputt, das bemängelt auch das Verkehrsministerium. Während die Betreiber relativieren, zeichnen Erfahrungen aus Heilbronn ein ganz anderes Bild.

Die Pfingstferien sind Ausflugszeit und viele fahren mit dem Zug. Doch dreckige oder gesperrte Toiletten in den Zügen können Reisende in unangenehme Situationen bringen. Bereits vergangene Woche hat das Verkehrsministerium Baden-Württemberg die kaputten und dreckigen Zugklos bemängelt: Das wurde auch von anonymen Bahnreisenden im Land bestätigt.

Zwar heißt es vom regionalen Betreiber, der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG), die Situation habe sich im Raum Heilbronn zuletzt verbessert. Hört man sich unter den Reisenden um, zeichnet sich aber ein ganz anderes Bild. Der Deutschen Bahn (DB) zufolge könnte sich die Situation aber bald verbessern.

Die Stellungnahme der SWEG stimmt nicht mit den Erfahrungen überein

In einer schriftlichen Stellungnahme der SWEG teilt Sprecherin Monika Eckenfels mit, dass sich die Situation mit den defekten Zugtoiletten 2024 im Vergleich zum Jahr davor deutlich verbessert habe. Im Bereich Heilbronn gebe es nur wenige Probleme.

Das deckt sich allerdings nicht mit den Erfahrungen vieler Fahrgäste. Und auch ein SWR-Reporter, der täglich mehrere Stunden in einem SWEG-Zug zwischen Heilbronn und Mannheim pendelt, kennt die Probleme. Seiner Erfahrung nach waren auf dieser Strecke sämtliche Zugtoiletten über einen Monat lang gesperrt. Sogar eine Lokführerin habe die Fahrgäste in einer Durchsage zweimal aufgefordert, sich deshalb bei der SWEG zu beschweren. Die Toiletten aber dürfe sie nicht aufschließen, auch nicht in Notfällen. Sie wisse selbst nicht, warum die Züge trotzdem fahren würden, so die Lokführerin weiter.

"Wenn man muss, dann muss man": Konsequenzen des Toilettenchaos

Doch auch Beschwerden über Wochen hinweg haben nichts gebracht. Das bestätigen auch mehrere Fahrgäste am Heilbronner Hauptbahnhof dem SWR. Dort war am Mittwoch eine Bahnreisende aus einem Zug ausgestiegen, in dem die WCs außer Betrieb waren. Für Erwachsene stelle das zwar nicht immer ein Problem dar, doch gerade Kinder, ältere oder beeinträchtigte Menschen könnten "es" oft nicht so lange halten, erklärt sie. Denn "wenn man muss, dann muss man". Das glaubt auch ein junger Bahnreisender aus Mannheim. "Bitte macht irgendetwas!", lautet sein abschließender Appell an die Bahn.

An der Sperrung der Toiletten sind offenbar auch die Fahrgäste schuld

Gründe für das Toilettenproblem sind laut dem Verkehrsministerium BW die Unterfinanzierung und die niedrigen Investitionen in die Entsorgungsanlagen. Doch in einer schriftlichen Stellungnahme der SWEG erwähnt Monika Eckenfels auch Vandalismus und unsachgemäße Benutzung der Klos als Ursachen.

Das können sich die Fahrgäste am Heilbronner Hauptbahnhof durchaus auch vorstellen. Etwas ironisch sagt einer der Befragten, dass man Zugtoiletten am besten nur mit Gummistiefeln betreten sollte, so dreckig seien die. Das liege primär an den Reisenden, die sich wie "Primaten" benehmen. Vor allem Frauen am Heilbronner Hauptbahnhof sagen daher, dass sie Zugtoiletten ohnehin meiden würden, auch wenn sie funktionieren.

Manchmal sind die Toiletten so verunreinigt, dass man am besten mit Stiefeln reingehen möchte, und das muss man ja den Fahrgästen zuschreiben. Wenn die Menschen nicht beobachtet werden, dann sieht man, dass sie Primaten sind.

Laut DB sind Verbesserungen in Sicht

Anders als die SWEG geht die Deutsche Bahn auf die derzeitigen Probleme mit den dreckigen oder kaputten Zugtoiletten sehr genau ein. Eine DB-Sprecherin bedauert, dass es durch Störungen an den Entsorgungsanlagen vermehrt zu Einschränkungen für die Reisenden komme. In ihrer schriftlichen Stellungnahme führt sie die Ursachen auf den schlechten Zustand einiger Klos zurück. Es sei allerdings bald mit einer deutlichen Verbesserung zu rechnen, denn der Bund habe der Schieneninfrastruktur so viele finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt wie noch nie.

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