Der Bürger-Chef Martin Bihlmayer (Foto: Bürger )

Reduzierte Gaslieferungen aus Russland verunsichern Firmen massiv

Maultaschenhersteller Bürger in Sorge: "Ohne Gas stehen die Bänder still"

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Der Maultaschenhersteller Bürger mit einem Werk in Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) ist besorgt über reduzierte russische Gaslieferungen. Ohne Gas würde die Produktion stehen.

Wie geht es mit den Gaslieferungen aus Russland weiter? Bürger-Chef Martin Bihlmaier sieht die weiter gedrosselten Gaslieferungen als gezielte "Nadelstiche" von Wladimir Putin.

Im Bürger-Werk im Crailsheim arbeiten circa 850 Mitarbeitende. Dort werden am Tag 350 bis 400 Tonnen Fertigprodukte wie Maultaschen oder Schupfnudeln produziert. Und das Unternehmen ist dabei zwingend auf Gas angewiesen. Damit werden große Dampf- und Wasserkocher betrieben.

Bürger-Produktion von Maultaschen in Crailsheim (Foto: Bürger)
Ohne Gas geht in der Bürger-Produktion nichts.

"Ich habe einfach Angst, wenn wir jetzt wirklich ohne Gas dastehen würden. Dann stehen bei uns die Bänder still."

Einen kompletten Produktionsstopp könne Bürger finanziell zwar eine gewisse Zeit aushalten, aber eben nicht zu lange. Es sei nicht so, dass es im Lebensmittelbereich riesen Margen gebe. Sollte es tatsächlich zu einem Gaslieferstopp kommen, hofft Bihlmaier, dass die Politik zur Zusage steht, dass systemrelevante Branchen weiterhin mit Gas aus anderen Quellen versorgt werden. Die Lebensmittelproduktion sei darauf angewiesen.

Bürger rüstet sich für Gasstopp

Das Familienunternehmen hat mittlerweile Notfallpläne ausgearbeitet, welche Linien bei verknapptem Gasangebot als Erstes abgeschaltet werden könnten. Für einen sechsstelligen Betrag hat Bürger außerdem sogenannte Umrüstsätze eingekauft, um die Dampferzeuger statt mit Gas mit Öl betreiben zu können - sozusagen als Notfallset.

Preise müssen erhöht werden

Die aktuelle Situation ist für Bürger äußerst herausfordernd. Dem Unternehmen machen generell die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten zu schaffen.

"Alle Rohstoffe gehen im Preis hoch. Es gibt nichts, was nicht hochgeht. So eine Situation hatten wir noch nie."

Um weiter wirtschaftlich arbeiten zu können, wird der Maultaschenhersteller auch die Verkaufspreise anpassen müssen. Im Schnitt geht der Bürger-Chef von einem Plus von über 10 Prozent mehr aus. Einzelne Händler hätten diese Preiserhöhung schon umgesetzt.Auch die Inflation spürt Bürger momentan. Die Konsumenten würden verstärkt zu "Preiseinstiegsprodukten" greifen, also zu billigeren Bürger-Produkten.

Hoffnung: Mit einem "blauen Auge" davonkommen

Für das laufende Jahr hofft Bürger-Chef Bihlmaier dennoch auf gute Umsätze. Wie das Ergebnis unterm Strich aussieht, bleibt abzuwarten.

"Ich hoffe, dass wir 2022 mit einem blauen Auge durchkommen."

Im vergangenen Jahr hat Bürger 216,6 Millionen Euro erwirtschaftet, 13 Millionen mehr als im Vorjahr. Neben Crailsheim hat Bürger auch einen Sitz in Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) mit rund 150 Mitarbeitenden.

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SWR