"Kann Kritik nicht nachvollziehen"

Schopper will weiter islamischen Religionsunterricht in BW anbieten

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Kultusministerin Schopper möchte am islamischen Religionsunterricht in Baden-Württemberg festhalten. An dem Schulmodell gab es immer wieder Kritik. Doch es fehlt wohl an Alternativen.

Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) will den Religionsunterricht für muslimische Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg weiter anbieten. Das hat sie beim Besuch des Friedrich-Schiller-Gymnasiums in Ludwigsburg bekräftigt.

Islam-Unterricht: Schopper warnt vor fehlender Alternative

Der islamische Religionsunterricht laufe gut, die Rückmeldungen von den Schulen seien sehr positiv, sagte Schopper am Montagvormittag nach ihrem Unterrichtsbesuch. Auch die Zusammenarbeit mit der Stiftung funktioniere gut.

Zudem gebe es weiterhin keine anerkannte Religionsgemeinschaft, der man die Trägerschaft für den Islam-Unterricht übertragen könnte. "Die Alternative wäre, dass wir keinen islamischen Religionsunterricht hätten", so Schopper. Der bekenntnisorientierte islamische Religionsunterricht wird von der "Stiftung Sunnitischer Schulrat" organisiert.

Islamischer Religionsunterricht für 6.500 BW-Schüler

In Baden-Württemberg wird seit rund 15 Jahren islamischer Religionsunterricht sunnitischer Prägung erteilt. Sunniten stellen die Mehrheit unter den Muslimen im Land. Der Gesetzgeber sieht vor, dass der bekenntnisorientierte Religionsunterricht durch eine anerkannte Religionsgemeinschaft getragen wird. Das ist in Baden-Württemberg nicht der Fall, weshalb der Unterricht von einem Stiftungsrat organisiert wird. Die "Stiftung Sunnitischer Schulrat" wurde im Jahr 2019 von der baden-württembergischen Landesregierung gegründet. Sie ist seitdem im Land für die Organisation des islamischen Schulunterrichts zuständig.

Aktuell erhalten in Baden-Württemberg rund 6.500 muslimische Kinder und Jugendliche an 111 staatlichen Schulen islamischen Religionsunterricht.

Kritik wegen möglicher Einflussnahme auf Schulkinder

Kritik gibt es vor allem daran, dass der Landesverband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) in der Stiftung ein sehr traditionalistisches Islamverständnis vertrete. Allerdings haben auch unabhängige Vertreterinnen und Vertreter Mitspracherecht. Zudem gibt es ein Schiedsgericht, verteidigt das Kultusministerium das Stiftungsmodell. Darüber hinaus monieren Kritikerinnen und Kritiker, dass damit Organisationen des politischen Islam Zugriff auf Schülerinnen und Schüler in staatlichen Schulen ermöglicht wird.

"Ich kann die Kritik in keiner Weise nachvollziehen", so Schopper am Montag. Aus den Schulen werde ihr berichtet, dass die Verbände nicht in den Unterricht hineinregierten. Sie gehe deshalb davon aus, dass man den 2024 auslaufenden Vertrag mit der Stiftung verlängern werde.

Ministerpräsident Kretschmann warnte vor Scheitern

Erst vor einem Jahr hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vor einem Scheitern des Modells gewarnt. Die "Stiftung Sunnitischer Schulrat" sei eine Übergangskonstruktion, die verfassungsrechtlich eine schwierige Gratwanderung darstelle, hatte Kretschmann gesagt. Wenn sie scheitere, könne man den islamischen Religionsunterricht aber überhaupt nicht mehr weiterentwickeln. Er bitte alle Beteiligten, das zu bedenken. "Es wäre sehr bedauerlich, wenn das Projekt scheitert und damit der Fortgang des islamischen Religionsunterrichts." Dieser sei wichtig für junge Muslime und werde gut angenommen.

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