Baden-Württemberg wird vogelärmer. Das ist das Ergebnis der Vogelzählung "Stunde der Gartenvögel", des Naturschutzbundes (NABU). Im bundesweiten Vergleich liegt das Land mit durchschnittlich 31,3 Vögeln pro Garten im hinteren Drittel. Etwas über dem Durchschnitt liegen Amseln, Mauerseglern und Mehlschwalben. Überraschend auch die Nachtigallen.
Bestände der Vogelarten niedriger
"In den Top Drei landen Haussperling, Amsel und Kohlmeise", fasst Stefan Bosch, Vogelfachmann des NABU Baden-Württemberg, zusammen. Das Supersonnenwetter am Zählwochenende habe vermutlich viele in Freibäder gezogen und für weniger Beteiligung bei der Vogelzählung gesorgt. "Zugleich hat das schöne Wetter zu einem erfreulichen Zähl-Plus bei den Dauersorgenkindern Mauersegler und Mehlschwalbe geführt - man konnte sie wirklich wunderbar beobachten."
Laut der Zählung sind die Bestände vieler Arten im Vergleich zum Vorjahr niedrig. Aber auch der langjährige Trend zeigt das gleiche Ergebnis. Dies betrifft Vogelarten wie Haussperling, Kleiber, Zaunkönig und Eichelhäher. Bei anderen Arten, wie dem Star oder dem Hausrotschwanz, gibt es unterschiedlich starke Rückgänge. Die Population der Amsel scheint sich nach dem Usutu-Virus leicht zu erholen, reicht aber nicht ans Ausgangsniveau heran, heißt es in der Mitteilung des NABU.
Zahl der Nachtigallen überraschend höher
Nachtigallen waren deutlich häufiger zu sehen, und vor allem zu hören, als in den Vorjahren (plus 147 Prozent gegenüber 2021). Das ist laut Bosch ein unerwarteter Trend der auch für Baden-Württemberg gilt. Die Nachtigallen gelten als stimmgewaltige Singvögel und kamen dieses Jahr eine Woche früher aus ihren Winterquartieren in Afrika zurück als letztes Jahr.
Jeder kann einen Beitrag leisten
Die Bedingungen für die Vogelwelt langfristig zu verbessern, ist laut Bosch eine komplexe Aufgabe. "Das Gute ist, dass wir alle als Verbraucherinnen und Verbraucher oder mit der Art, wie wir Gärten und Balkone gestalten, einen Beitrag leisten können", rät Bosch. Dazu gehöre zum Beispiel, bio-regional einzukaufen und so eine naturverträgliche Landwirtschaft zu unterstützen. Auf dem Balkon können heimische Blühpflanzen für Insektennahrung sorgen, im Garten lässt man insektenfreundliche Blumenwiesen und wilde Ecken stehen, so der Vogelfachmann Bosch.