Ein Spatz sitzt an einem Futterplatz (Foto: SWR, SWR - Jürgen Härpfer)

NABU zieht Zwischenbilanz

Wieder weniger Gartenvögel in Baden-Württemberg - Spatz erneut auf Platz Eins

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In baden-württembergischen Gärten wurden wieder weniger Vögel gezählt - so der NABU in einer ersten Zwischenbilanz zur "Stunde der Gartenvögel". Der Spatz wurde am häufigsten gesichtet.

Der Haussperling oder Spatz ist eindeutig der Platzhirsch unter den Gartenvögeln in Baden-Württemberg. Das jedenfalls ist die vorläufige Bilanz des Naturschutzbunds Deutschland (NABU). Wie im letzten Jahr wurde auch bei der "Stunde der Gartenvögel" am vergangenen Wochenende nach dem Spatz die Amsel, die Kohlmeise und der Star am häufigsten gezählt. Dabei hat Baden-Württemberg im Vergleich zum Vorjahr nicht nur Vögel, sondern auch Zählende verloren. Die Zahl der Vögel pro Garten sank erneut von 31,4 im Vorjahr auf jetzt 30,2.

Mehr Mauersegler und Mehlschwalben gezählt

"Das Kaiserwetter hat am Wochenende offenbar mehr Menschen in die Freibäder als zur Vogelbeobachtung gelockt", sagte Stefan Bosch, Fachbeauftragter für Ornithologie beim NABU Baden-Württemberg. Es gibt aber auch Positives zu berichten: Die Zahl der Mauersegler und Mehlschwalben, die in den letzten Jahren immer weniger beobachtet wurden, nahm dieses Jahr wieder zu. "Mauersegler und Mehlschwalbe sind Insektenfresser, Gebäudebrüter und Zugvögel – und haben über die Jahre der Zählung Federn lassen müssen", so Bosch. Spitzenwerte erreichten Spatz und Mehlschwalbe demnach in Freiburg. Auch in Mannheim zählten Vogelliebhaberinnen und -liebhaber fast doppelt so viel Mehlschwalben wie beispielsweise in Stuttgart, Ludwigsburg oder Heilbronn.

In ganz Baden-Württemberg haben Mauersegler um 62 Prozent zugelegt im Vergleich zu 2021. "Das sonnige Wetter könnte dafür gesorgt haben, dass Mauersegler sehr häufig gesehen und gehört wurden. Denn die Insekten, die sie jagen, sind dann vermehrt in der Luft", erklärte Bosch. Zudem sind sie 2022 etwas später aus ihren Winterquartieren in Afrika zurückgekehrt." So waren die schwalbenähnlichen Mauersegler noch mitten in der Balz und konnten öfter am Himmel beobachtet werden." Die Mehlschwalbe wurde vermehrt im Main-Tauber-Kreis, aber auch in Ulm, im Alb-Donau-Kreis und im Kreis Konstanz gezählt.

Weniger Haus- und Gartenrotschwänze beobachtet

Anders sieht es bei den Hausrotschwänzen aus. Von ihnen haben die Zählenden 8 Prozen weniger gezählt. Die meisten wurden in den Kreisen Main-Tauber und Waldshut gesichtet, enttäuschend wenige dagegen in den Städten Heilbronn, Stuttgart und Pforzheim.

Rückgänge gegenüber dem Vorjahr sind bei Grünfink (minus 15 Prozent), Buntspecht (minus 18 Prozent) sowie beim Gartenrotschwanz (minus 40 Prozent) zu vermelden. "Den Gartenrotschwanz als Bewohner naturnaher Ortsränder und Streuobstwiesen kann man durch Nisthilfen und Insektenvielfalt unterstützen", erläuterte der NABU-Ornithologe. Das Rotkehlchen, Vogel des Jahres 2021, wurde um ein Viertel seltener gesehen und nur in 35 Prozent der Gärten entdeckt.

NABU hofft auf nachgereichte Meldungen

Die NABU-Experten gehen davon aus, dass das gute Wetter und das Ende der Corona-Beschränkungen dazu gefüht haben, dass weniger Menschen an der diesjährigen Stunde der Gartenvögel teilgenommen haben. Sie hoffen, dass in den nächsten Tagen noch viele Meldungen nachgereicht werden. Das ist noch bis zum 23. Mai möglich unter www.stundedergartenvoegel.de. Noch bis 20. Mai läuft für Nachwuchs-Vogelfreundinnen und -freunde die „Schulstunde der Gartenvögel“ (Infos unter www.NAJU.de/sdg).

Die „Stunde der Gartenvögel“ ist eine wissenschaftliche Mitmachaktion des NABU und seines bayerischen Partners LBV (Landesbund für Vogelschutz) und findet seit 2005 jedes Jahr am zweiten Maiwochenende statt. Dabei kann jeder mitmachen und die Vögel zählen, die man im Laufe einer Stunde sieht oder hört.

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SWR