Transportsystem Hyperloop

Mit 1000 Km/h durch die Röhre

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Marko Pauli
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Hyperloop, ein Hochgeschwindigkeitstransportsystem, besteht aus Kapseln für Menschen und Güter, die durch geschlossene Röhren rasen und dabei Geschwindigkeiten erreichen, die höher liegen als in einem Flugzeug. Erste Antriebstests fanden bereits statt. Ein Hersteller will noch in diesem Jahr eine passagierfähige Strecke bauen. Geht das nicht - in doppeltem Sinne - alles ein bisschen sehr schnell? Wie soll solch ein Tempo technisch ermöglicht werden, wie sicher kann so ein System sein, und wie reagiert der menschliche Körper?

Es ist noch keine drei Jahre her, da erzählte Elon Musk – Hersteller von Elektroautos aber auch Raumfahrtunternehmer - in einer Talkshow von seiner neuesten Idee:
Wie fänden Sie das, fragte er seine Gesprächspartnerin, ein Transportsystem, das nicht verunglücken könne, das unempfindlich gegen Wetter sei und durchschnittlich doppelt so schnell wie ein Flugzeug. Nicht irgendwo im All, sondern auf der Erde, z.B. auf einer Strecke zwischen Los Angeles und San Francisco - die etwa 560 Kilometer seien in unter dreißig Minuten zu schaffen. Die nötige Energie, ja sogar einen Überschuss, könne das System selber generieren.

High-Tech-Unternehmer Elon Musk (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Foto: Michael Reynolds/epa )
Elan Musk will mit Hyperloop neue Wege im Personen- und Warentransport beschreiten.

Mitentwicklung in Deutschland

Die Idee vom Hyperloop war verkündet, wer will, könne sie verwirklichen, sagte Elon Musk. Danach ging alles ganz schnell: Der in Deutschland geborene Unternehmer Dirk Ahlborn hatte gerade eine Online-Plattform gestartet, auf der Projekte und Ideen vorgestellt werden, an denen sich Experten aus aller Welt und aus allen Branchen mit ihrer Arbeit beteiligen können, um dafür später mit Aktienanteilen bezahlt zu werden:

Ich dachte damals, es sei genau das richtige Projekt, um es auszuprobieren. Wir haben die Community gefragt, sollen wir das machen und die haben gesagt, wir möchten da mitmachen.

So wurde Hyperloop Transportation Technologies gegründet und Dirk Ahlborn plötzlich Chef eines Transportunternehmens mit Mitarbeitern in aller Welt:

Wir haben über 520 Teammitglieder plus ungefähr 40 Firmen. Wir haben von Ingenieuren, zu Wissenschaftlern, Anwälte im Medienbereich, zu börsenquotierten Unternehmen wirklich alles dabei. Einer unserer Partner ist z.B. Oerlikon Leybold, das sind die Erfinder der Vakuumpumpe, wo wir ein gesamtes Team zur Verfügung haben.

Die in Köln ansässige Firma ist maßgeblich am entstehenden Hyperloop beteiligt. Sie stellt die Pumpen her, die für ein Vakuum in dem Rohrsystem sorgen sollen. Dieses sei Grundvoraussetzung, um wirklich hohe Geschwindigkeiten zu erzielen, erklärt Carl Brockmeyer von Oerlikon-Leybold:

Hier sind dem heutigen Schienensystem physikalische Grenzen gesetzt, da Sie auf der Schiene in freier Umgebung mit Luftwiderstand zu kämpfen haben. Mithilfe von Vakuumtechnologie kann ich den Druck in dem Rohr sehr stark reduzieren. Damit kann ich höhere Geschwindigkeiten erreichen.

Vorbild Transrapid

Alle für den Hyperloop notwendige Technik existiere bereits. Antrieb und Bremsung sollen elektromagnetisch funktionieren, reibungsfrei und kontaktlos – wie beim Transrapid, der seit 2004 in Shanghai in Betrieb ist und dort an der freien Luft bereits über 430 km/h schnell ist. Die aus Aluminium konstruierten Kapseln des Hyperloop haben keine Piloten, werden computergesteuert und -überwacht.

Durch die Computersteuerung könne man, so Brockmeyer, sehr früh erkennen, wo man eine Störung habe und könne dann sehr schnell, aber auch computergesteuert reagieren, alle Kapseln abbremsen und zum nächsten Bahnhof führen.

Virtuelle Landschaft rast vorbei

Bis zu 28 Passagiere sollen in einer Kapsel Platz haben, die nicht durch echte Fenster schauen, sondern auf virtuelle mit Landschaftssimulationen. Die Kapseln rasen schließlich durch geschlossene, aus Stahl bestehende Röhren. Je Fahrtrichtung eine, sollen sie nebeneinander auf erdbebengesicherten Stahlbetonstützen stehen.

Es würden mehrere Kapseln hintereinander fahren, wie auch bei Bahnen. Natürlich wird dort Verkehr herrschen. Die Strecken könnten entlang von Autobahnen entstehen, etwa auf dem Grünstreifen in der Mitte, so eine Idee. Doch ist der Mensch überhaupt in der Lage, als Rohrpost solche Geschwindigkeiten auszuhalten? Carl Brockmeyer vergleicht es mit dem Fliegen in einem Flugzeug:

Und dann hab ich natürlich 10.000 Meter Höhenunterschied und bin an zwei Flügel einer kleinen Kapsel gebunden. Allein diese Vorstellung ist mir wesentlich abwegiger, als in Unterdruck auf Erdoberfläche durch ein Rohr geschossen zu werden. Vom Raum- und Reisegefühl wird das ein ähnliches Erlebnis werden.

Unabhängig von seiner hohen Geschwindigkeit sei der Hyperloop nicht nur für Fern-, sondern auch für den Nahverkehr und überall auf der Welt interessant, weil er nicht subventioniert werden müsse: Die Idee hinter dem Hyperloop ist, dass man zu sehr viel geringeren Kosten bauen und auch betreiben kann.

Erste passagierfähige Strecke

Doch solange Hyperloop Transportation oder eines der Konkurrenzunternehmen nicht das Gegenteil beweist, wird es weiterhin auch viele geben, die sagen, dass das so mit dem Hyperloop nicht klappen könne, weil etwa die Bremswege im Notfall viel zu lang seien oder auch weil die entstehende Abwärme in einer völlig leer gepumpten Röhre nicht entweichen könne. Andere sagen, dass die Idee zwar machbar sei, aber die Realisierung, entgegen der Behauptungen, extrem teuer werden würde. Dirk Ahlborn hat auf solche Bedenken eine pauschale Antwort parat:

Es sind jetzt fast drei Jahre Entwicklung, wir haben die Probleme gelöst, wir haben unsere Berechnungen, wir haben unsere Kostenvoranschläge, wissen was das System kostet, was die Pfeiler kosten, die Röhren, Oerlikon-Leybold ist in der Lage, das Vakuumsystem durchzurechnen. Wir sind im nächsten Schritt, dass wir die erste voll passagierfähige Strecke bauen. Das passiert im Quay-Valley in Kalifornien auf acht Kilometern. Wir warten nur noch auf die Baugenehmigung. Wir hoffen, dass wir dieses Jahr mit dem Bau anfangen können.

Auf acht Kilometern kann nicht die hohe Geschwindigkeit erreicht, das System aber grundsätzlich getestet werden. Irgendwann werde der Hyperloop auch in Deutschland fahren, glaubt Dirk Ahlborn, derzeit sei er jedoch dort am interessantesten, wo es generell noch an schnellen Verbindungen fehle. Erste Verträge in Europa wurden gerade in der Slowakei abgeschlossen. Die Vision: In der Zukunft Bratislava und Wien per Hyperloop miteinander zu verknüpfen.

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Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)