Männernasen riechen Hormoncocktail

An fruchtbaren Tagen duften Frauen besser

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Ulrike Barwanietz
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)

Der Duft von Frauen während ihrer fruchtbaren Tage ist für Männernasen besonders attraktiv. Verantwortlich dafür ist ein spezieller Hormoncocktail, haben Forscher der Universität Bern herausgefunden.

Frauen riechen während ihrer fruchtbaren Tage für Männernasen besonders anziehend. Ihr Duft ist dann geprägt von einem Hormonmix aus viel Östradiol und wenig Progesteron. Die Berner Forscher folgern daraus, dass Männer aus dem Duftcocktail unbewusst Informationen über die potenzielle Fruchtbarkeit einer Frau herauslesen können. Aus evolutionsbiologischer Sicht wäre das ja auch sinnvoll.

Das Geheimnis des Super-Dufts

Eine besondere Kombination der Sexualhormone verhilft manchen Frauen zu einem Super-Duft. Das haben Berner Forscher nun herausgefunden und in der Fachzeitschrift „Proceedings B“ der britischen Royal Society veröffentlicht. Sie untersuchten, inwieweit es Geschmackssache des einzelnen Mannes ist, wen er am liebsten riechen mag. Und stellten fest, dass die getesteten Männer sich sehr einig waren bezüglich der Attraktivität von Frauendüften. Männerübergreifend wurden bestimmte Frauengerüche als extrem attraktiv empfunden und andere als weniger attraktiv.

Frau in Unterwäsche und Lockenwicklern im Haar besprüht sich mit Parfum. (Foto: Colourbox, Model Foto: Colourbox.de -)
Nicht das Parfum macht die Frauen anziehend, sondern ihr eigener Geruch.

Das Experiment: Wer riecht gut?

Um auszuschließen, dass Aussehen und Sympathie die Männer beeinflussten, sammelten die Forscher den Geruch der Frauen separat ein. 28 Frauen legten während ihrer fruchtbaren Tage Wattepads unter ihren Achseln, um ihren Duft einzufangen. Außerdem mussten sich die Frauen mit spezieller, nicht-duftender Seife waschen, durften nicht rauchen, keine stark gewürzten Speisen essen oder Alkohol trinken.

Im Speichel der Frauen maßen die Forscher zudem den Gehalt an einigen Hormonen wie dem Östrogen Östradiol, Progesteron, Cortisol und Testosteron. Im Urin bestimmten sie den Zeitpunkt des Eisprungs - also die fruchtbaren Tage. Die insgesamt 57 teilnehmenden Männer schnupperten dann an den Wattepads aus der jeweils fruchtbarsten Nacht und beurteilten darauf die Attraktivität der einzelnen Frau.

Frauen mit einer Hormonkombi aus viel Östradiol und wenig Progesteron verteilen einen Superduft

Die Männer im Labor gaben den Frauen die besten Noten, die ein hohes Level an Östradiol hatten und ein relativ niedriges Level von Progesteron. Allerdings - so schränken die Forscher ein - handelt es sich hierbei um eine Korrelationsstudie. Ob - und wenn ja wie - die Hormone zu einem attraktiven Duft führen, lässt sich aus der Studie nicht ableiten.

Scheinbarer Widerspruch zu früheren Riech-Studien

Frühere Studien hatten gezeigt, dass Frauen Männer dann besonders gerne riechen, wenn sie sich in bestimmten Immungenen von ihnen unterscheiden. Die Partnerwahl werde demnach durch die für das Immunsystem wichtigen HLA-Gene beeinflusst. Forscher erklären sich diese Anziehung von Gegensätzen damit, dass die Kombination unterschiedlichen Immunsystemen aus evolutionsbiologischer Sicht eine gute Abwehr für den Nachwuchs bedeutet. In der jüngsten Geruchsstudie fanden die Berner Forscher allerdings keinen Einfluss dieser HLA-Gene. Sie spielten zumindest keine Rolle für die Beurteilung des weiblichen Dufts. Allerdings - so schränkt Forscher Janek Lobmaier im Interview (s. o.) ein, wurden hier Frauendüfte untersucht, die von Männern gerochen wurden. Bei den meisten Studien, die den genetischen Zusammenhang finden, sind es Frauen, die an Männern riechen.

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