SWR2 Krimi

Der Weibsteufel

Stand

Nach dem Drama von Karl Schönherr

Dieses Hörspiel steht für ein Jahr zum Download bereit.

Eine Bauernstube am Anfang des 20. Jahrhunderts: darin ein Schmuggler, sein Weib, ein Grenzjäger. Die Frau flirtet mit dem bewaffneten Gast, die beiden Männer geraten in Streit, den die Frau noch befeuert.

Da ist das Ende vorprogrammiert: Einer muss sterben, der andere muss büßen dafür, und nur für die Frau geht die Sache vielleicht doch noch gut aus. Denn dass sie nicht als Verliererin dasteht, ist Teil ihres teuflischen Plans.

Bei diesem Dreiecksbeziehungsdrama geht es um Ehre und Autorität. Wer trägt am Ende den Sieg davon? Wohl eindeutig der "Weibsteufel" - die Frau, die endlich frei sein und nach ihren eigenen Vorstellungen leben will.

Die Regisseurin Ursula Scheidle schreibt zu dem Stück:

Nüchtern zieht das Weib vor dem Grenzjäger in Karl Schönherrs Stück „Der Weibsteufel“ seinen Schluss aus den Erfahrungen, die es durch den wechselhaften Kampf mit sich selbst und den beiden Männern macht.

„Der Mann. Sein Weib. Ein junger Grenzjäger. Schauplatz: Eine Stube“ - so schlicht leitet Karl Schönherr seine Dreiecksgeschichte ein, die 1915 am Wiener Burgtheater zur Uraufführung gelang und eines seiner erfolgreichsten Stücke werden sollte.

Es ist ein Drama mit einfachem Plot, das zwischen den Worten seine Vielschichtigkeit offenlegt und Satz für Satz die mörderische Dynamik zwischen den drei typisierten, namenlosen Figuren vorantreibt, deren Bedürfnisse aber nicht konkreter und menschlicher sein könnten.

Karl Schönherr: Arzt und Schriftsteller

Karl Schönherr war nicht nur Schriftsteller, er war auch Arzt. Er hatte tiefe Einblicke in körperliche Nöte und wusste genau um die oft auch schwierigen sozialen Konsequenzen mangelnder Gesundheit. Aus diesen Nöten bzw. Begierden entwickelte er den treibenden Unterbau zu seinem „Weibsteufel“.

Er verknüpfte die zeitlosen Motive wie Status, Besitz und Anerkennung mit dem unerfüllten Kinderwunsch der Frau, der nicht erfüllenden Sexualität des mittellosen Ehepaares und einer zunächst nur taktisch eingesetzten Erotik des Jägers, die, sobald echte Gefühle ins verräterische Spiel kommen, nicht mehr so einfach kontrolliert werden kann.

Der Mann treibt sein Weib an, den falschen Avancen des Jägers nachzugeben, damit er ungestört seiner Hehlerei nachgehen kann. Er will das Haus am Marktplatz kaufen, um so den gewünschten gesellschaftlichen Aufstieg zu erlangen und zumindest auf diese Weise vor seinem Weib als „ganzer“ Mann dazustehen.

Der Jäger lässt sich wiederum vom Kommandanten auf das Weib „ansetzen“, um den kriminellen Machenschaften des Paares auf die Schliche zu kommen und eine schnelle Beförderung zu erlangen. Das Weib weist zunächst das Ansinnen des Mannes zurück, spielt aber schließlich mit, bis es, mehrfach verraten vom „System Weibsteufel“, zur Einzelkämpfern wird.

Die Frau, zunächst Mittel zum Zweck, übernimmt selbst das Steuer

Im Konkurrenzkampf der beiden Männer zum Warenwert degradiert, erkennt es in dieser „Ware“ ein Werkzeug, lernt es einzusetzen und schlägt die Herren mit ihren eigenen Mitteln. Intimität, Grenzen, die überschritten werden und vor allem, was nicht gesagt wird: Mit diesen „Innenräumen“ beschäftigt sich dieses Hörspiel, das die bäuerliche Stube in seiner musikalischen Umsetzung weder zeitlich noch regional verortet.

Alle Sounds (von Stefan Fraunberger) kommen aus dem Bauch eines Zymbals (ungar. Hackbrett), zum Teil elektronisch bearbeitet, zum Teil im Originalklang belassen. Die Kunstsprache des Tiroler Schriftstellers und Arztes Karl Schönherr ist mit den drei Tiroler Schauspielern Gerti Drassl, Hannes Perkmann und Harald Windisch im originalen Idiom angedeutet. Technisch umgesetzt wurden die akustischen Erzählräume von Anna Kuncio (Ton), Daniel Bren und Manuel Radinger (Schnitt).

Ursula Scheidle (Sprecherin, Autorin, Regisseurin)

Karl Schönherr (1867 – 1943), geboren in Axams/Tirol, war Arzt und Schriftsteller. Zu seinen erfolgreichsten Stücken zählen „Glaube und Heimat“ und „Der Weibsteufel“. Er starb in Wien.

Hörspielbearbeitung und Regie: Ursula Scheidle
(Produktion: ORF/SWR 2019)

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