JetztMusik - Glossar

Spieltechniken

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Am Schluss des Stücks ist das Instrument ein Trümmerhaufen: George Maciunas’ Solo for violin (1962), das zur Zerstörung der Violine aufruft, ist sicherlich ein Extrembeispiel für die Erweiterung der Spieltechniken auf traditionellen Instrumenten. Doch auch den ersten Musikern, die mit den neuen Spielanweisungen konfrontiert wurden, mag die eine oder andere Forderung brutal erschienen sein: Streicher schlagen mit dem Bogenholz auf die Saiten („col legno battuto“), spielen Kratzgeräusche hinter dem Steg („dietro al ponte“) oder zupfen im Wirbelkasten. Bläser spielen ohne Mundstück, sprechen oder singen beim Spielen in ihr Instrument oder erzeugen mit besonderem Anblasdruck schrille Mehrklänge („Multiphonics“). Sänger atmen, röcheln und keuchen oder halten sich beim Singen den Mund zu – der Beginn einer eigenen Kunstrichtung der Stimmperformance. Aus der Idee, den Pianisten statt auf den Tasten im Inneren des Instruments auf und mit den Saiten spielen zu lassen, entstand ein eigenes Instrument: das Inside Piano (Neue Instrumente) … Die Liste ließe sich lang fortsetzen.

Viele der neuen Techniken integrieren bewusst zuvor unerwünschte Geräusche in die Musik. Verschiedene Publikationen und Datenbanken bieten mittlerweile Aufschlüsselungen und Sortierungen der neuen Spieltechniken an. Ein Bestseller unter den entsprechenden Handbüchern ist Peter Veale, Die Spieltechnik der Oboe, Kassel: Bärenreiter 1994.

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AUTOR/IN
SWR