Tubist mit seinem Instrument, der Tuba (Foto: IMAGO, IMAGO / Pond5 Images)

Tiefster Blechbläser

Tief tönt die Tuba: Instrument des Jahres 2024

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Dominic Konrad
Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik (Foto: SWR, Foto: Dominic Konrad)

Sie ist das tiefste Blechblasinstrument und sorgt als solches im Orchester für das sonore Fundament. Als Soloinstrument führt sie im Allgemeinen eher ein Nischen-Dasein. Doch auch gerade in Brassbands, Volksmusik und Dixieland ist sie nicht wegzudenken. 2024 hat der Landesmusikrat Schleswig-Holstein die Tuba zum Instrument des Jahres gekürt.

Tubist mit seinem Instrument, der Tuba (Foto: IMAGO, IMAGO / Pond5 Images)
Tiefer Teamplayer: Aus dem Orchester ist die Tuba nicht wegzudenken, doch nur selten übernimmt sie als Soloinstrument. 2024 wird sie als Instrument des Jahres geehrt.

Glänzendes Blech, ein nach oben gerichteter, großer Schalltrichter und drei bis sieben Ventile: Die Tuba ist das imposanteste der Blechblasinstrumente im Orchester – und das tiefste: Sie besitzt einen nutzbaren Tonumfang von vier Oktaven, die tiefsten Töne der Subkontrabass-Tuba liegen sogar bereits außerhalb des für Menschen Hörbaren.

Ein Bassinstrument für einen neuen Orchesterklang

Die Tuba ist ein noch relativ junges Instrument: Für den neuen Orchesterklang des frühen 19. Jahrhunderts gab es Bedarf an vollklingenden Bass-Instrumenten. Ältere Instrumente wie der Serpent oder das Basshorn passten nicht zum neuen angestrebten Klangideal.

1835 meldeten Wilhelm Wieprecht und Carl Wilhelm Moritz in Berlin die Tuba zum Patent an. Ihrer Erfindung gingen mehrere Vorläufer voraus, etwa die Ophikleide. Den Namen leiteten die Erfinder dabei übrigens aus dem Lateinischen ab: „tuba“ bedeutet nichts anderes als „Röhre“.

Schon bald wird das neue Instrument in Preußens Militärkapellen eingesetzt, dann entdecken auch französische Komponisten die Tuba für sich: Hector Berlioz setzt sie bereits 1938 in seiner Oper „Benvenuto Cellini“ ein, die Tuba findet ihren Weg in die feste Orchesterbesetzung.

Die Qual der Wahl zwischen Kontrabass, Bass und Tenor

Im Orchester werden heute standardmäßig die Basstuba in F oder Es und die tiefere Kontrabasstuba in B oder C gespielt. Auch die Tenortuba, besser bekannt als Euphonium, kommt gelegentlich zum Einsatz. Gespielt wird, was am besten zum Klang der Passage passt. Das große Instrument sitzt dabei auf den Oberschenkeln des Tubisten oder der Tubistin.

Jürgen Wirth, Tubist des SWR Symphonieorchesters, erklärt sein Instrument:

Irreführend hingegen ist der Name der „Wagnertuba“, die Richard Wagner um 1870 für seinen „Rings des Nibelungen“ entwickeln lässt. Sie gehört eigentlich zu der Familie der Waldhörner.

Wer noch nie eine Solo-Tuba in höchster Lage gehört hat, hat noch nix gehört. Wenn ich vor Orchesterpartituren sitze, dann klebt immer ein Zettel mit dem § 56b der Lex Kampe als Erinnerung darin: Schenke der Tuba eine schöne Stelle!

Solostücke sind für Tubisten eine Seltenheit

Als Soloinstrument würdigen Komponisten die Tuba leider nur selten. Ralph Vaughan Williams schrieb 1954 das wohl erste Konzert für Tuba und Orchester. Auch John Williams rückte sie mit seinem Tuba Concerto von 1985 ins Zentrum. Bernstein, Hindemith, Hummel und Penderecki hatten ebenfalls ein Herz für die Solo-Tuba.

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Beliebt in Volksmusik und Dixieland

Besonders präsent über das klassische Orchester hinaus ist die Tuba heute in Brassbands, Marschkapellen und anderen Blasformationen. Auch in der Volksmusik schätzt man sie für ihren satten und voluminösen Klang, sie ist hier meist im Doppelpack anzutreffen.

Zwei Tubisten in Tracht beim Münchener Oktoberfest (Foto: IMAGO, IMAGO / Wolfgang Maria Weber)
In der bayerischen Blasmusik tritt die Tuba meist im Zweierpack auf.

Im Jazz war die Tuba bis in die 1920er-Jahre gerne als Bassinstrument gespielt, dann setzte sich der Kontrabass durch. Bis heute erfreuen sich die Tuba und ihr großtrichtriger Spross, das Sousaphon, im Dixieland großer Beliebtheit.

Egal ob klassisch oder modern: Mit der Ehrung als Instrument des Jahres erhält die Tuba nun die Aufmerksamkeit, die sie verdient.

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Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik (Foto: SWR, Foto: Dominic Konrad)