SWR2 Thema Musik

Tannhäuser in Öl – Beziehungen zwischen Musik und Malerei

Stand
AUTOR/IN
Ulrich Wiederspahn
Porträt von Ulrich Wiederspahn (Foto: Tabea Wilkens)

Musik und Malerei auf der Leinwand

„Venus räkelt sich auf dem Sofa und Tannhäuser langweilt sich.“ So ähnlich wurde Wagners Opernheld häufig in der Historienmalerei des 19. Jahrhunderts dargestellt. Doch 1868 wählt der bis dato noch völlig unbekannte Paul Cézanne ein ganz anderes Motiv: Ein junges Mädchen am Klavier. Nichts deutet auf Tannhäuser-Tragik oder Wagner-Gewalt hin. Was ist das für ein Bild?

Das Gemälde „Tannhäuser-Ouvertüre“ von Cézanne mag eher unbekannt sein, dafür um so interessanter: Es vereint auf einer Leinwand die Beziehungen zwischen Musik und Malerei, zwischen Bühne und Wohnzimmer, zwischen Amateuren und Profis.

Damals unbeliebt – heute weltberühmt

Paul Cézanne hat dieses Ölgemälde nie unter dem Namen Tannhäuser-Ouvertüre ausgestellt. Doch gibt es Vorgänger-Versionen des Bildes, die diesen Namen tragen.

Die Kunst Cézannes kam mit der dicken Farbe, die ungestüm auf die Leinwand gespachelt wurde, nicht gut in den Salons der damaligen Zeit an. Seine Werke werden nicht ausgestellt und er scheitert an den Aufnahmeprüfungen zum Kunststudenten in Paris.

„Cézanne war der erste, der sich von der gelehrten mechanisierten Perspektive abwandte.“  

Wie klingt Farbe?

Cézanne macht die Farbe zum Gegenstand. Doch kann Farbe auch erklingen? Wolfgang Rihm schrieb Werke über Farben, z. B. „Hochrot“, ohne Illusion zeichnet Rihm zunächst eine traurige Farbenlandschaft, doch das harmonische Konstrukt bricht und die Orientierung geht verloren.

Cézanne malt seine jüngste Schwester Rose, ca. 15 Jahre alt, in weiß und grau/blauen Tönen am Klavier. Ein Motiv, das nicht nur bei ihm beliebt ist. Edgar Degas ist allerdings mit dem Gesicht der Madame Manet ist er unzufrieden und schneidet den Teil der Leinwand ab. Das Klavier ist nur zur erahnen.

Gemälde von Edgar Degas: Edouard Manet und seine Frau Suzanne. (Foto: IMAGO, IMAGO / Heritage Images)
Gemälde von Edgar Degas (1834–1917): Edouard Manet und seine Frau Suzanne (entstanden um 1868–1869).

Doch wer kennt das Gesicht von Madame Manet besser als wahrscheinlich alle anderen? Ihr Mann, Édouard Manet! Auch er malt sie beim Musizieren.

Gemälde von Édouard Manet: Madame Manet am Klavier (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance / akg-images / Erich Lessing | Erich Lessing)
Gemälde von Édouard Manet (1832–1883): Madame Manet am Klavier (entstanden um 1867/1868)

Nicht nur bei den französischen Malern war das Motiv beliebt. Auch die transatlantischen Nachbarn schienen Gefallen dran zu haben. So malt James Whistler – vor allem bekannt für das Porträt seiner Mutter – seine Halbschwester Deborah Haden und ihre Tochter Annie.

Gemälde von James Whistler: Au Piano (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / akg-images | akg-images)
Gemälde von James Whistler (1834–1903): „At The Piano / Am Klavier“, entstanden um 1858/1859.

Zurück nach Europa: Einer der bekanntesten Künstler ist Vincent van Gogh, die meisten kennen ihn von seinen Bildern bei Nacht, seine Selbstporträts oder Malereien von Blumen. Auch Marguerite Gachet malt er im Blumenfeld.

Doch auch ein zweites Mal steht sie dem Künslter als Muse zur Verfügung: Gachet sitzt am Klavier, ihr Kleid in bläulich-weißen Tönen. Wie die Musik geklungen haben mag, wissen nur Van Gogh und sie.

Gemälde von Vincent van Gogh: Mademoiselle Gachet am Klavier (Foto: IMAGO, IMAGO / Artokoloro)
Gemälde von Vincent van Gogh (1853–1890): Mademoiselle Gachet am Klavier (entstanden im Juni 1890)

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