Musikstück der Woche

Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Karl-Heinz Steffens mit Strawinskys „Feuervogel“

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AUTOR/IN
Bettina Müller-Hesse
REDAKTEUR/IN
Doris Blaich

1909 sucht der russische Impresario Sergej Diaghilew, der in Paris die legendäre Ballett-Truppe „Ballets Russes“ leitet, einen Komponisten für sein neuestes Projekt „Der Feuervogel“, ein russisches Märchen, das von einem Zaubervogel handelt.

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Wie der Vogel ins Ballett kam

Sergej Diagilews Ziel ist es, russische Kunst in Europa bekannt zu machen. Als er seinen 27-jährigen Landsmann Igor Strawinsky fragt, willigt der sofort ein. Denn Strawinsky liebt wie Diaghilew und auch wie sein Lehrer Rimski-Korsakow – dem damaligen Zeitgeist folgend – die Dichtung und Volksmusik seines Heimatlandes.

Pechvogel Ljadow

Strawinsky ist zweite Wahl. Diaghilew fragt als erstes Anatolij Ljadow, dessen Musiksprache ihn fesselt. Monatelang wartet er auf einen ersten Entwurf. Als er nachhakt, erklärt Ljadow, es dauere nicht mehr lange, er habe immerhin schon das Notenpapier gekauft! Soweit die Anekdote. Den Tatsachen entspricht, dass Ljadow ein erklärtermaßen fauler Mensch war. Der Rest ist Musikgeschichte. Die Chance auf Weltruhm – denn Strawinsky wird ihn erlangen mit seinem Ballett – hat Ljadow damit verpasst.

Ein Prinz und dreizehn Prinzessinnen

Es ist ein Märchen, das alle Zutaten zum Glücklichmachen hat und bei dem nicht nur Kinder lange Ohren kriegen: Prinz Iwan fängt einen wunderschönen Feuervogel, aber bringt es nicht übers Herz, den stolzen Vogel im Käfig zu sehen. Er lässt ihn frei , behält aber eine Feder zurück, die den Feuervogel bei Gefahr herbeiruft. Dann entdeckt der Prinz dreizehn junge Prinzessinnen, die von einem Zauberer gefangen gehalten werden. Er verliebt sich in die Schönste, wird selbst gefangen, aber der Feuervogel rettet alle.

Finale aus der Suite mit dem SWR Symphonieorchester:

Exotische Klangwelt

Auch wenn das Märchen uns an die vertraute Märchenwelt der Brüder Grimm erinnert, macht der magische Feuervogel die Geschichte exotisch. Und dieses Exotisch-Magische spielt Strawinsky in seiner Musik voll aus. Noch lange bevor er zum Zwölftonmusiker wird, schöpft er im „Feuervogel“ aus den schier unendlichen Klangmöglichkeiten eines spätromantisch-impressionistischen Orchesters und malt sowohl die dunkle Klangwelt des Zauberers, als auch die exotisch schillernde des Feuervogels. Eine Magie, die auch ohne Tänzer – in Form einer rein konzertanten Suite – perfekt funktioniert.

Karl-Heinz Steffens und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Ein Orchester mit langer Tradition: 2019 hat die Deutsche Staatsphilharmonie ihr 100. Jubiläum gefeiert. Ihr Sitz ist Ludwigshafen am Rhein. Chefdirigent war von 2009 bis 2018 Karl-Heinz Steffens, ehemaliger Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker. Ein Heimspiel für den gebürtigen Rheinland-Pfälzer, er kommt aus Trier. Unter seiner Leitung hat die Staatsphilharmonie 2015 den Echo Klassik als „Orchester des Jahres“ erhalten. Steffens ist seit 2019 Musikdirektor an der Staatsoper Prag.

Zeitwort 29.5.1913: „Le Sacre du Printemps“ wird aufgeführt

Die „Frühlingsweihe“ war 1913 ein Riesen-Skandal. Mittlerweile haben sich sowohl das Orchesterstück von Igor Strawinsky als auch das Ballett als Dauerbrenner etabliert.

SWR2 Zeitwort SWR2

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Es gibt wenig Musik, bei der die Bezeichnung „zauberhaft“ besser passen könnte als bei Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre zu Shakespeares „Sommernachtstraum“.

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