Musikstück der Woche

Philippe Tondre und Danae Dörken spielen Robert Schumans Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94

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AUTOR/IN
Lara Fischer

Der Gutschein ist das Geschenk der Wahl in Deutschland. Kein anderes Geschenk landet so häufig auf dem Gabentisch und unter dem Weihnachtsbaum. Etwas kreativer ging es bei Familie Schumann zu. Davon zeugen die Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94.

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Do-it-yourself-Geschenkidee aus dem Hause Schumann

Egal ob vor Geburtstagen oder vor Weihnachten, immer wieder stellt sich die Frage: Was soll man denn nur verschenken? Wenn es zeitlich wieder knapp wird und die zündende Idee weiterhin auf sich warten lässt, dann gibt es noch einen Notfallplan: den Gutschein. Das ist zwar kein sonderlich originelles oder aufregendes, aber immerhin ein ganz praktisches Geschenk.

Auf dem Gabentisch der Familie Schumann lagen vermutlich keine Gutscheine. Robert Schumann konzentrierte sich auf das, was er besonders gut konnte: Komponieren. Zu Weihnachten 1849 schenkte er seiner Frau Clara eine Komposition – die Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94.

Robert Schumann war natürlich Profi durch und durch: Er komponierte sein Weihnachtsgeschenk in einer knappen Woche. Das verwundert auch nicht, denn etwas später bezeichnete Schumann das Jahr 1849 als seine künstlerisch produktivste Phase. In dieser Zeit interessierte er sich vor allem für das „kleine Genre“, zu dem etwa Fantasiestücke und Romanzen in klein besetzen Kammermusikformationen gehören.

Die ‚Schumann-Methode‘

Diese Herangehensweise ist typisch für Robert Schumann. Er konzentrierte sich gerne für eine gewisse Zeit auf eine musikalische Gattung oder auf ein spezifisches Instrument. In solchen Phasen durchforstete er den jeweiligen Bereich und versuchte, alle kompositorischen Möglichkeiten auszuloten.

Im Jahr 1849 war die Zeit des „kleinen Genres“ angebrochen. So entstanden einige Duo-Kompositionen mit Klavierbegleitung. Dabei nahm er jeweils ein im Repertoire eher vernachlässigtes Instrument in den Blick: Klarinette, Horn, Cello und eben die Oboe.

Zart schmelzende Oboe

Robert Schumann hatte klare Vorstellungen, wie man mit diesen Instrumenten umgehen sollte. Nur wenige Wochen bevor er sich an die Romanzen für Oboe und Klavier setzte, schrieb er an seinen Schwager, der ebenfalls komponierte: „Lerne die Instrumente recht in ihrer natürlichen Kraft, der Mittellage, anwenden, vermeide Alles zu Hohe oder zu Tiefe – dann wird es immer schön klingen. So bist Du auch über die Oboe im Unklaren, sie klingt am schönsten vom h‘ bis zweigestrichenen a. Dies nur beiläufig.“

Drei Wochen später liefert Schumann den kompositorischen Beweis für seine These: Die Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94. Und Robert Schumann wusste, wie man das Holzblasinstrument von seiner Schokoladenseite zeigt! Die Oboe bewegt sich größtenteils in der Mittellage – ganz so, wie er es auch seinem Schwager geraten hat.

Höhere Spitzentöne werden nur ab und an eingestreut. Sie verleihen dem Werk die gewisse Würze. Auch sonst macht die Komposition ihrem Titel – „Romanzen“ – alle Ehre: Oboe und Klavier scheinen miteinander zu flirten. Sie umschmeicheln und umkreisen sich. Da kann vermutlich kein Gutschein dieser Welt mithalten.

Philippe Tondre

Im Alter von sieben Jahren hielt Philippe Tondre zum ersten Mal eine Oboe in den Händen. Sein Weg führte ihn anschließend von der Musikschule seiner Geburtsstadt Mulhouse ans Pariser Konservatorium. Es folgten zahlreiche Wettbewerbe und Preise. Seit 2008 ist er Solo-Oboist des SWR Symphonieorchesters.

Danae Dörken

Die deutsch-griechische Pianistin Danae Dörken gehört zur Spitze der neuen Musikergeneration. Gemeinsam mit ihrer Schwester Kiveli Dörken veranstaltet sie seit 2015 das Molyvos International Music Festival auf der griechischen Insel Lesbos – ein Forum für aufstrebende musikalische Talente.

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