Musikstück der Woche vom 05.08.2013

Englands Lob

Stand
AUTOR/IN
Kerstin Unseld

1746 versuchte Händel mit einem patriotischen Oratorium am Covent Garden Theater nochmals an alte Glanzzeiten anzuknüpfen. Die Ränge damals füllten sich aber leider blieb das Parkett leer.

Mit "An Occasional Oratorio" blieb in Händels 61. Lebensjahr zwar der erwünschte Erfolg aus, aber geblieben ist eine wunderbare Musik, mit der am 15.02.2013 die 36. Händelfestspiel Karlsruhe eröffnet wurden. Holger Speck dirigiert die Deutschen Händel-Solisten.

Georg Friedrich Händel (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - picture-alliance / dpa)

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Patriotische Gefühle als Erfolgsgarant

Händel hatte sich als Opernkomponist einen großen Namen gemacht. Vor allem in London. Hier war er Chef mehrerer Opernakademien, auch in geschäftlicher Hinsicht. Zuletzt versuchte er sein künstlerisch-unternehmerisches Glück an der neugebauten Covent Garden Opera. 1737 allerdings kam es zum Bankrott, Händel erlitt einen Schlaganfall mit Lähmungserscheinungen. Er erholte sich zwar wieder, aber danach war er ein anderer. Er komponierte fortan keine Opern mehr, wohl aber Oratorien. Und wie! Von 1743 bis 1752 schuf er eine durchgehende Reihe von ein bis zwei neuen Oratorien pro Saison. Meistens widmete er sich Themen aus dem Alten Testament, und die Oratorien hatten einen großen Vorteil für Händel: mit ihnen war er, anders als auf dem Terrain der Oper, in London konkurrenzlos.

Das Jahr 1745 allerdings begann für Händel mit einem verheerenden Misserfolg, als sein Oratorium "Hercules" im King’s Theater floppte. Händel brach die Spielsaison ab, nicht ohne seinen Subskribenten Geld zurückerstatten zu müssen. Insgesamt war das Jahr 1745 kein gutes Jahr für den gesundheitlich und finanziell angeschlagenen Komponisten, der bald darauf London verließ und sich zur Erholung aufs Land zurückzog, zuerst nach Exton Hall in Lancashire, dem Sitz des Earl of Gainsborough, und dann nach Scarborough.

Zu Beginn des neuen Jahres fühlte sich Händel veranlasst, etwas Patriotisches zu komponieren. Thema des neuen, innerhalb nur weniger Wochen komponierten Oratoriums war der Sieg Londons über die letzten schottischen Stuarts. Der Titel "Occasional Oratorio" suggeriert, das Werk sei eine Gelegenheitskomposition. Dem ist allerdings nicht so, wenn auch wohl die aktuelle englische Politik die 'occasion' zu seiner Entstehung lieferte. Sein Libretto schöpfte Händel aus vielen Quellen: Neben den englischen Dichtern John Milton und Edmund Spenser diente auch das Alte Testament als Grundlage. Mit dem berühmten Chor "Prepare the Hymn" enthält dieses Oratorium übrigens eines der bekanntesten Chorstücke Händels. In unserer Aufnahme hören Sie einige Instrumentalstücke aus dem Werk.

Deutsche Händelsolisten

1984 fand im Rahmen der Händel-Festspiele Karlsruhe die Gründung des Orchesters "Deutsche Händel-Solisten" statt. Mit diesen Deutschen Händel-Solisten verfügt Karlsruhe über ein eigenes Festspiel-Orchester, das mit seiner regelmäßigen, partnerschaftlichen Teilnahme an den Festspielen diese mit seinen originalen (nachgebauten) Instrumenten und seiner Virtuosität bereichert.

Holger Speck

Dirigent Holger Speck ist künstlerischer Leiter des von ihm gegründeten Kammerchores Vocalensemble Rastatt und des Barockorchester Les Favorites, mit denen er auch u.a. in der Aufführung von "Giove in Argo" während der Händelfestspiele Karlsruhe auf der Bühne steht. Er arbeitet mit Künstlern wie der Pianistin Anne Le Bozec, der Geigerin Veronika Skuplik, dem Trompeter Reinhold Friedrich oder Sängern wie Edita Gruberova, Ruth Ziesak und Kirsten Blaise zusammen. Zuletzt begeisterte er das Fachpublikum mit seiner Einspielung Brahms’scher weltlicher Chorwerke („Wach auf meins Herzens Schöne“ CARUS/SWR). Er dirigierte bereits im Festspielhaus Baden-Baden, bei den Schwetzinger Festspielen, dem Festival Rheinvokal des SWR und dem Festival "Les Dominicains". Nebenher ist er ein gefragter Gastdirigent und Leiter von Dirigier- und Interpretationsseminaren.

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Kerstin Unseld