Musikstück der Woche vom 09.09.2013

Georg Philipp Telemann: Orchesterouvertüre C-Dur

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AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Genüsslich gähnen. Nicht weil das Konzert langweilt, sondern weil es gar in den Noten steht! Dazu geräuschvolle Schnarchtöne, Musiker, die vor sich hinschlummern - das wollte Georg Philipp Telemann in der "Sommeille".

Dieser Satz aus Telemanns Orchesterouvertüre C-Dur zeigt einmal mehr, wie witzig und originell der Komponist eine 'gewöhnliche' Ouvertüre mit Überraschungen auszustatten verstand. Die Händelsolisten Karlsruhe spielten das Werk unter Leitung von Holger Speck im Rahmen des Eröffnungskonzert der Händelfestspiele Karlsruhe 2013.

Wer war berühmter als Bach und Händel?

Die Antwort lautet: Georg Philipp Telemann. In seiner Zeit war er ein gefeierter Komponist, das 20. Jahrhundert verspottete ihn als 'Vielschreiber'. Wie viele Orchestersuiten Telemann geschrieben hat, darüber darf wild spekuliert werden. Die Rede ist von bis zu Tausend. Erhalten aber haben sich 'nur' 118. Und 96 von ihnen liegen in Darmstadt, was ihnen den Sammeltitel "Darmstädter Ouvertüren" einbrachte, ohne aber genau Auskunft zu geben, ob sie wirklich solange entstanden, solange Telemann in der Stadt oder zumindest in der Nähe war. Als Telemann 1712 Städtischer Musikdirektor in Frankfurt a.M. geworden war, knüpfte er freundschaftliche Band nach Darmstadt: Zum einen unterhielt der Landgrafen von Hessen eine hervorragende Hofkapelle, was Telemanns Interesse geweckt hatte. Zum anderen kannte er den Musikdirektor des Orchesters schon länger. Dieser hieß Christoph Graupner, ein Schüler jenes Leipziger Thomaskantors Kuhnau, mit dem Telemann in Leipzig abwechselnd Kantaten komponiert hatte. Graupner hatte die Stelle in Darmstadt über 50 Jahre inne und gehörte zu den berühmtesten Musikern seiner Zeit. Die beiden Musikdirektoren von Frankfurt und Darmstadt nun standen im Austausch, manch Darmstädter Orchestermusiker kam nach Frankfurt zu Telemann, wenn dieser größere Werke aufführen lies.

Deutsche Händelsolisten

1984 fand im Rahmen der Händel-Festspiele Karlsruhe die Gründung des Orchesters "Deutsche Händel-Solisten" statt. Mit diesen Deutschen Händel-Solisten verfügt Karlsruhe über ein eigenes Festspiel-Orchester, das mit seiner regelmäßigen, partnerschaftlichen Teilnahme an den Festspielen diese mit seinen originalen (nachgebauten) Instrumenten und seiner Virtuosität bereichert.

Holger Speck

Dirigent Holger Speck ist künstlerischer Leiter des von ihm gegründeten Kammerchores Vocalensemble Rastatt und des Barockorchester Les Favorites, mit denen er auch u.a. in der Aufführung von "Giove in Argo" während der Händelfestspiele Karlsruhe auf der Bühne steht. Er arbeitet mit Künstlern wie der Pianistin Anne Le Bozec, der Geigerin Veronika Skuplik, dem Trompeter Reinhold Friedrich oder Sängern wie Edita Gruberova, Ruth Ziesak und Kirsten Blaise zusammen. Zuletzt begeisterte er das Fachpublikum mit seiner Einspielung Brahms’scher weltlicher Chorwerke („Wach auf meins Herzens Schöne“ CARUS/SWR). Er dirigierte bereits im Festspielhaus Baden-Baden, bei den Schwetzinger Festspielen, dem Festival Rheinvokal des SWR und dem Festival "Les Dominicains". Nebenher ist er ein gefragter Gastdirigent und Leiter von Dirigier- und Interpretationsseminaren.

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Kerstin Unseld