Musikstück der Woche

Belcea Quartet & Quatuor Ébène spielen George Enescus Streichoktett C-Dur op. 7

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AUTOR/IN
Lara Fischer

George Enescu legte eine märchenhafte Karriere hin. Das Märchen beginnt in einem kleinen Dorf in Rumänien. Es folgen Aufenthalte in Wien und im Paris des Fin de Siècle, ein Künstlerdasein mit amourösen Abenteuern und schließlich die große Liebe. Aber fangen wir von vorne an…

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Es war einmal…

Geboren wird George Enescu 1881 in Liveni, einem kleinen Dörfchen im Norden von Rumänien. Heute ist das Dorf nach dem Komponisten selbst benannt. Acht Kinder bekommen Enescus Eltern; er ist das einzige, das überlebt.

Schnell wird klar: Der Junge ist musikalisch. Und so bringen ihn seine Eltern ans Konservatorium in Wien. Er lernt Geige, Klavier und Komposition. Dann folgt ein Studium in Paris. Es ist die Zeit der „Grands Boulevards“. Bald werden die ersten Metrolinien unterirdisch von Quartier zu Quartier rattern und die Stadt wächst und pulsiert.

Enescu macht international Karriere: Als Geiger und Dirigent tritt er weltweit 2.000-mal auf. Enescu ist immer irgendwo unterwegs – ein wahrer Kosmopolit.

Dazu kommen noch diverse Liebesaffären. Und dann ist da noch diese eine Frau. Ihr Name ist Maria Cantacuzino. Sie stammt aus gutem – wenn nicht sogar sehr gutem – Haus: Ihr Vater, Prinz Grigore Cantacuzino, war Ministerpräsident des Königreichs Rumänien und galt zu seinen Lebzeiten als der reichste Mann Rumäniens. 1937 heiratet George Enescu schließlich seine große Liebe, Maria Cantacuzino.

Ein unersättlicher Komponist

Eines ist auf jeden Fall klar: Enescus Leben ist intensiv und er saugt alles in sich auf. Das hört man auch seinen Kompositionen an, in denen all diese Eindrücke zusammenfließen: Mal hört man spätromantischen Überfluss, mal strengen Kontrapunkt und ein andermal bedient sich Enescu an der Farbpalette des Impressionismus.

Im Jahr 1900 schreibt Enescu sein Streichoktett in C-Dur op. 7. Mit gerade einmal 19 Jahren schafft er damit eine Komposition mit mehr als 40 Minuten Spieldauer. Das Werk besteht aus vier Sätzen, die fast nahtlos ineinander übergehen, sodass eine einzige Monumentalform entsteht. Außerdem hält das Oktett eine unglaubliche Fülle an Farben bereit:

Eröffnet wird das Werk mit dem Hauptthema, das von den sieben Oberstimmen im Unisono gespielt wird, darunter ist nur das Tremolo des zweiten Cellos zu hören. Nach diesem Entrée folgt eine wunderbare Bratschenmelodie. Und im Hintergrund murmeln die Begleitstimmen. Ein wenig später verwandelt Enescu diese Melodie in ein tänzelndes Geigenmotiv.

An jeder Ecke stößt man auf Neues, auf unerwartete Wendungen und auf jede Menge unterschiedlicher Ideen, Varianten und Spielarten.

Belcea Quartet & Quatuor Ébène

Vier plus Vier ergibt acht. Dass vier und vier aber auch eins sein kann – zumindest musikalisch – das haben das Belcea Quartet und das Quatuor Ébène bei den Schwetzinger SWR Festspielen 2022 bewiesen. Zwei herausragende Streichquartette, ein Klangkörper.

Das Belcea Quartet gründete sich 1994. Damals taten sich am Londoner Royal College of Music vier Studenten zusammen: Corina Belcea, Krzysztof Chorzelski, Axel Schacher und Antoine Lederlin. Gegenwärtig gehört das Belcea Quartet zu den leuchtenden Sternen am Streichquartetthimmel.

1999 haben die Mitglieder des Quatuor Ébène begonnen, gemeinsam Musik zu machen – sowohl klassisches Streichquartett als auch Improvisationen, die sie in die Grenzgebiete von Filmmusik und Jazz führen. Zuerst probten sie nur zum eigenen Vergnügen in den Räumen der Universität. Dann wurde aus dem Spaß Ernst. Und als sie 2004 den ARD-Musikwettbewerb gewannen, begann der rasante Aufstieg des Quatuor Ébène, der in zahlreichen weiteren Preisen und Auszeichnungen mündete.

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