Musikstück der Woche vom 28.6. bis 4.7.2010

Feine Federlese

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AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Papagenos Federn und Taminos Gefühle: Ludwig van Beethovens Variationen über Mozarts Oper "Die Zauberflöte" verwandeln Melodien und Gesten in virtuose Kammermusik

Die kroatische Cellistin Monika Leskovar und der argentinische Pianist José Gallardo traten am 1.2.2009 mit diesem Jugendwerk Beethovens bei den Ettlinger Schlosskonzerten auf.

Populäres für einen Gönner

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Zweimal nahm sich Ludwig van Beethoven "Die Zauberflöte" vor, um aus Mozarts Melodien eine Folge von Variationen für Violoncello und Klavier zu schreiben. Zunächst wählte er 1798 die Arie des Papageno "Ein Mädchen oder Weibchen" und wenige Jahre später dessen Duett mit Papagena "Bei Männern, welche Liebe fühlen" als Thema von 12 bzw. 7 rein instrumentalen Variationen. Mozarts Oper "Die Zauberflöte" hatte nach ihrer Uraufführung 1791 in Wien einen Erfolgszug durch Europa erlebt und war längst in Prag, Frankfurt, Hamburg, Mannheim, Warschau und St. Petersburg zu sehen. Mit seinen Variationen über Zauberflöten-Themen griff der junge Komponist Beethoven also populäre Melodien auf, und er knüpfte nicht nur an diese Ohrwürmer an, sondern demonstrierte als aufstrebender Pianist und Komponist der adeligen Wiener Gesellschaft seine ganze Kunstfertigkeit im Umgang mit ihnen.

In seinen Variationen über das Thema "Bei Männern, welche Liebe fühlen" Es-Dur WoO 46 schlug Beethoven einen traditionelleren Weg ein, als er das bei den vorausgehenden F-Dur-Variationen über "Ein Mädchen oder Weibchen" getan hatte. Vorbild war in WoO 46 hörbar Joseph Haydn, auch dort, wo er mit plötzlichen Überraschungen aufwartet, etwa in der Schlussvariation als sich aus einem stockenden, fragenden Moment ein brillantes Finale entwickelt.

Die Variationen über "Bei Männern, welche Liebe fühlen" widmete Beethoven Graf Johann Georg von Browne-Camus, der in Wien in kaiserlich russischen Diensten stand. Einer irischen Familie entstammend war der Graf besonders in der Zeit von 1797 bis 1803 einer von Beethovens wichtigsten und lukrativsten Gönnern.

Die Cellistin Monika Leskovar

Monika Leskovar, geboren 1981 in Zagreb, studierte von 1996 bis 2005 Violoncello an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin und arbeitete dort auch als Assistentin am Lehrstuhl bei Prof. David Geringas. In Meisterkursen u.a. bei Mstislav Rostropowitsch, Bernard Greenhouse, Leslie Parnas, Eleonore Schoenfeld, Sylvia Sondeckiene perfektionierte die kroatische Cellistin ihr Können.

Monika Leskovar gewann mehrere erste Preise bei den Internationalen Violoncello Wettbewerben, u.a. beim 5. Adam International Cello Festival and Competition, Neuseeland, beim 2. International Tschaikowsky Competition for Young Musicians, Japan, zweiter Preis und besonderer Preis des Publikums des Internationalen ARD Musikwettbewerbs 2001.

Sie spielt mit bedeutenden Dirigenten u.a. mit Valerij Gergiev, Kazushi Ono, Alan Bouribaev, Martin Turnovsky, Vasily Sinaisky, Vjekoslav Šutej, Johannes Wildner und vielen anerkannten Orchestern wie z.B. mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der Moskauer Philharmonie, dem Royal Symphony Orchestra Sevilla, dem St. Petersburg Symphonieorchester und der Zagreber Philharmonie.

Ihr künstlerisches Interesse gilt auch der Kammermusik. Dabei konzertiert sie zusammen mit Gidon Kremer und der Kremerata, Yuri Bashmet, Boris Berezovsky, Vassily Lobanov, Julian Rachlin, Misha Maisky, Tabea Zimmermann, Sofia Gubaidulina, Mario Brunello und dem "D'Archi" Orchester.

Der Pianist José Gallardo

José Gallardo wurde in Buenos Aires Argentinien geboren. Seit dem 5. Lebensjahr erhielt er Klavierunterricht, zunächst in Buenos Aires am Konservatorium. Später setzte er sein Studium bei Prof. Poldi Mildner am Fachbereich Musik der Universität Mainz fort. Schon während seiner Studienzeit entdeckte er seine Vorliebe für Kammermusik. Musikalische Anregungen verdankt er Künstlern wie Menahem Pressler (Trio Beaux Arts, New York), Alfonso Montecino (Bloomington, Indiana), Karl-Heinz Kämmerling (Hannover), Sergiu Celibidache (München), Rosalyn Tureck (New York). Neben zahlreichen internationalen Wettbewerbserfolgen ist es vor allem seine rege kammermusikalische Zusammenarbeit, die Gallardo rund um den Globus zu renommierten Festivals und auf große Konzertbühnen brachte. So trat der Argentinier bereits u.a. in der Tonhalle Zürich, der Musikhalle Hamburg, dem Kurhaus Wiesbaden, dem Teatro della Pergola Florenz und der Wigmore Hall London auf. 2005 standen unter anderem Konzerte in New York und Chicago an sowie die erste CD Produktion mit dem Geiger Linus Roth für EMI Classics an. Seit 1998 unterrichtet Gallardo als Dozent am Fachbereich Musik der Universität Mainz.

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Kerstin Unseld