Musikstück der Woche vom 17.6.2013

"Beethoven der Flöte"

Stand
AUTOR/IN
Doris Blaich

Friedrich Kuhlau: Quintett für Flöte und Streicher op. 51 Nr. 3

Gemeinsam mit Beethoven hat Friedrich Kuhlau eine Reihe witziger Rätselkanons ausgeheckt - wobei sicher reichlich Alkohol floss. Dies und seine vielen ambitionierten Flötenkompositionen brachten ihm den Beinamen "Beethoven der Flöte" ein. Kuhlaus Flötenquintett A-Dur ist unser Musikstück der Woche; der Mitschnitt mit der Camerata instrumentale Freiburg stammt vom Mai 2008 aus dem Historischen Kaufhaus Freiburg.

Die Fassade des Historischen Kaufhauses am Freiburger Münsterplatz (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Rolf_Haid)

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Mitschnitt vom Mai 2008 im Historischen Kaufhaus Freiburg.

Die Stadt Uelzen veranstaltet alle zwei Jahre einen internationalen Flötenwettbewerb. Er ist nach dem Komponisten Friedrich Kuhlau benannt, der hier, in der Nähe von Hamburg, 1786 geboren wurde. Fraglich, ob Kuhlau den Kuhlau-Wettbewerb als Ehre oder als Hohn empfunden hätte. Er hat zwar sehr viel Musik für die Flöte geschrieben, spielen konnte er sie aber so gut wie nicht. „Ich spiele dieses Instrument nur wenig“, gab er unumwunden zu, „aber ich kenne es genau“ – und auf letzteres kommt’s beim Komponieren ja an. Die Flöte war zu Kuhlaus Zeit neben dem Klavier das Modeinstrument für musikalische Laien, entsprechend groß war die Nachfrage nach neuem Repertoire, und die Notenverlage witterten gute Geschäfte. Kuhlau, der chronisch unter Geldmangel litt, lieferte also Berge von Flötenmusik, um sein mageres Gehalt als Hofmusiker und Konzertpianist aufzubessern. Eine dieser Kompositionen ist das Flötenquintett A-Dur, das im Rahmen einer Dreierserie 1823 in Bonn im Druck erschien.

Ein großer Bühnenerfolg - und viele Schwierigkeiten

Damals war Kuhlau königlicher Kammermusiker in Dänemark. 1810 war er von Hamburg aus vor den napoleonischen Truppen nach Kopenhagen geflohen. Dort fand er eine (miserabel bezahlte) Anstellung als königlicher Kammermusicus – zu seinen Aufgaben gehörte es, alle zwei Jahre eine Oper zu komponieren. Zwölf große Opern und Bühnenmusiken aus seiner Feder sind heute bekannt, nur eine davon war ein nennenswerter Erfolg: das nationalromantische Festspiel „Der Erlenhügel“, das seit seiner Uraufführung über 1000 Aufführungen am dänischen königlichen Theater erlebte.

Kuhlaus ohnehin problembehaftetes Leben (als Zehnjähriger hatte er bei einem tragischen Unfall ein Auge verloren, seine Geldsorgen ertränkte er im Alkohol) wurde noch schwieriger, als 1831 sein Haus abbrannte, und damit auch zahlreiche seiner Manuskripte. Im Jahr darauf starb er, an Tuberkulose erkrankt, nach langem Hospitalaufenthalt.

 

Camerata instrumentale Freiburg

Die Camerata instrumentale Freiburg wurde 1966 gegründet und ist somit das zweitälteste Kammermusik-Ensemble der Stadt Freiburg. Seit 1970 bespielt die Camerata instrumentale Freiburg ihre eigene Konzertreihe, die "Kaufhaus-Serenaden" im Kaisersaal des Historischen Kaufhauses in unmittelbarer Nachbarschaft des Freiburger Münsters. Später kam noch die "Neue Reihe - Neue Musik" hinzu, die sich vornehmlich der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts annimmt. Dadurch lässt sich in geradezu idealer Weise die ursprüngliche Idee des Ensembles realisieren, Musik von der Renaissance bis zur unmittelbaren Gegenwart zu spielen, Verbindungslinien aufzuzeigen und auch ältere Raritäten aufzuführen. Zudem hat die Camerata instrumentale Freiburg bisher zahlreiche Kompositionsaufträge vergeben, unter anderem an Klaus Hinrich Stahmer, Dieter Acker, Toshya Sukegawa und den Rihm-Schüler Andreas Grün, verbunden mit zahlreichen Uraufführungen. Leiter seit 1985 ist der Komponist und Flötist Frank Michael.

In unserer Aufnahme spielen folgende Camerata-Mitglieder: Frank Michael (Flöte), Miriam Rudolph (Violine), Ulrike Rüttgardt (Viola), Christine Sauer-Lieb (Viola) und Ute Hüffmann (Violoncello).

 

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Doris Blaich