Musikstück der Woche vom 19.4. bis 25.4.2010

"Meistertrio der Gegenwart"

Stand
AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Von Robert Schumann stammt diese schmeichelhafte Bezeichnung für Felix Mendelssohn-Bartholdys Klaviertrio d-Moll op. 49.

Ein Höhepunkt der Bruchsaler Schlosskonzertsaison 2008 war der Auftritt des Trio con Brio Copenhagen mit diesem Stück, das als "Meistertrio der Gegenwart" damit auch von einem Meistertrio unserer Gegenwart interpretiert wurde.

Berauschend schön

Was tut ein klavierspielender Komponist, der für den Eigengebrauch ein Stück schreibt? Er komponiert ein Werk mit ausgiebigem Klavierpart. So knüpfte Felix Mendelssohn-Bartholdy 1839 nicht nahtlos an die Klaviertrio-Tradition von Ludwig van Beethoven und dessen Idee vom klanglich homogenen Miteinander an, sondern stellte das Klavier den Streichinstrumenten als selbstständiges Klang-Gegenüber entgegen. Dass Mendelssohn dennoch ein "Meistertrio" gelungen ist, liegt an der höchst individuellen Ausgestaltung dieses Werks: So beginnt es mit einem liedhaft schweifendem Thema, das die Streicher 'singend' vortragen, eh im zweiten Satz das Klavier in Mendelssohns "Lied ohne Worte"-Manier ebenfalls den Komponisten als einen ganz besonderen Melodiker ausweist. Im Scherzo schimmert jener 'Elfenspuk' durch, den Mendelssohn bereits in der "Sommernachtstraum"-Ouvertüre zu seinem Markenzeichen gemacht hatte.

"Mendelssohn ist der Mozart des neunzehnten Jahrhunderts, der hellste Musiker, der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut und zuerst versöhnt", schrieb Robert Schumann, nachdem er das d-Moll-Trio gehört hatte und kürte es kurzerhand zum "Meistertrio der Gegenwart". Mendelssohn selbst hob es am 1. Februar 1840 in Leipzig aus der Taufe und setzte sich auch in England in seinen Konzerten für dieses Werk besonders ein. Bis heute ist dieses berauschen schöne Werk ein Highlight in der Literatur für Klaviertrios. Und so hat sich bewahrheitet, was Schumann dem d-Moll-Trio prophezeite, nämlich, es sei "eine gar schöne Komposition, die nach Jahren noch Enkel und Urenkel erfreuen wird."

Trio con Brio Copenhagen

1999 an der Wiener Musikhochschule gegründet, entwickelte sich die Karriere des Trio con Brio Copenhagen rasant und machte die koreanischen Schwestern Soo-Jing Hong, Violine, und Soo-Kyung Hong, Violoncello, und den dänischen Pianisten Jens Elvekjaer rasch international bekannt. Bereits 2002 gewannen sie den international hoch angesehenen Musikwettbewerb der ARD in München und den Dänischen Rundfunkwettbewerb, weitere hochrangige Preise folgten. Heute ist das Trio con Brio eines der führenden Klaviertrios der jüngeren Generation.

Ihren Erfolg verdanken die drei Musiker vor allem ihren Lehrern an den Musikhochschulen in Wien und in Köln. Dort studierten sie beim Alban Berg Quartett, bei dem Cellisten Frans Helmerson, bei den Geigern Mihaela Martin und Harald Schoneweg und bei dem Pianisten Ferenc Rados in Weimar bzw. Budapest. „Sprudelnde Spielfreude“, „Präzision und Perfektion“, „magische Dialogfähigkeit“, „traumhaftes Zusammenspiel“ werden ihnen immer wieder von der Kritik attestiert. Von Kopenhagen aus, wo das Trio heute lebt, unternimmt es Konzertreisen in alle Welt. Zu den wichtigsten Preisen, mit denen das Ensemble ausgezeichnet wurde, gehört der Kalichstein-Laredo-Robinson Trio Award, mit dem eine Serie von 20 Auftritten in den wichtigsten Konzertsälen der USA, unter anderem in der New Yorker Carnegie Hall, verbunden ist. Auch bei den europäischen Festivals ist das Trio con Brio inzwischen ein regelmäßiger und gern gesehener Gast.

Stand
AUTOR/IN
Kerstin Unseld