Musikstück der Woche

Die Deutsche Radio Philharmonie spielt Antonín Dvoràk: Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70

Stand
AUTOR/IN
Felix Werthschulte

Von seinen Landsleuten wurde Antonín Dvořák als Nationalkomponist verehrt und gefeiert. Doch er und seine Musik gingen schon Ende des 19. Jahrhunderts buchstäblich um die Welt.

Zu seinen größten Erfolgen zählt die 7. Sinfonie, die ihre Uraufführung in der größten Stadt der damaligen Welt erlebte: London.

Audio herunterladen (71,5 MB | MP3)

Ein Tscheche in London

„Damit Ihr nur einen kleinen Begriff davon bekommt, wie dieses London aussieht, und wie ungeheuer groß es ist, lasst euch also dies sagen: Wenn man die ganze tschechische Bevölkerung in ganz Böhmen im Ganzen nähme, dann wäre es noch immer nicht soviel, wie London Einwohner zählt.“

Aus Zeilen wie diesen, die Antonín Dvořák Mitte der 1880er-Jahre an seinen Vater schrieb, spricht die pure Bewunderung für die Großstadt London. Schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts galt sie Vielen als größte Stadt Europas. Zur Zeit von Dvořáks Besuch lebten dort schätzungsweise knapp 5 Millionen Menschen.

Inspiration in der Großstadt

Die Einladung in die Metropole im Jahr 1884 verdankte Dvořák der Londoner Philharmonic Society, die bei dem inzwischen auf dem europäischen Festland etablierten Komponisten anfragte, ob er einige seiner eigenen Werke aufführen wolle. Unter ihnen ragt die 7. Sinfonie als ein besonderes Meisterwerk hervor. Lange hatte Dvořák nicht mehr in der Gattung geschrieben, doch nun, in England, fühlte er neue Inspiration. Auch die Uraufführung der 3. Sinfonie von Johannes Brahms im Dezember des Vorjahres prägte Dvořák stark.

Mehr zu Dvořáks Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70

Kunstwerk im Kunstwerk

Das Werk steht in d-Moll, der Tonart der 9. Sinfonie von Beethoven. Die vorherrschende Wirkung des ersten Satzes ist sowohl grimmig als auch bezaubernd, voller kraftvoller Gesten und lichtdurchflutetem, tänzerischen Farbenspiel. Der gesangliche Hauptgedanke des zweiten Satzes wird zunächst von der Klarinette vorgestellt; daraus entwickelt sich ein Kaleidoskop aus zwielichtigen, gelöst strömenden und kraftvollen Episoden. Der dritte Satz hebt vorsichtig und kantabel im Tonfall eines Ländlers an. Das komplexe, finster vorwärtsdrängende Finale gipfelt in einer sich immer weiter aufschichtenden Coda – für sich genommen ein Kunstwerk im Kunstwerk.

Enorme Begeisterung

Bei der Uraufführung im April 1885 in der Londoner St. James Hall mit dem Londoner Philharmonic Orchestra stand Dvořák selbst am Pult. Sie wurde mit enormer Begeisterung vom Publikum aufgenommen, was mit dazu beitrug, Dvořáks Ruhm als Symphoniker auf der ganzen Welt zu bereiten. Dvořák selbst war über die Erfahrungen auf der britischen Insel voller Stolz und Dankbarkeit. An seinen Vater schrieb er: „Ich kann euch gar nicht sagen, wie diese Engländer mich auszeichnen und mögen!“

Stand
AUTOR/IN
Felix Werthschulte