Emmanuel Pahud mit Solostücken für Flöte

Magische Entdeckungsreise

Stand
AUTOR/IN
Ulla Zierau
KÜNSTLER/IN
Emmanuel Pahud

CD-Tipp vom 26.6.2018

Eine goldene Querflöte und Noten von Telemanns Fantasien liegen auf dem Tisch im Hans-Rosbaud-Studio des Südwestrundfunks in Baden-Baden. Emmanuel Pahud ist da. Der Solo-Flötist ist mit den Berliner Philharmonikern zu den Osterfestspielen an die Oos gekommen. Zwischen Proben und Aufführungen im Festspielhaus verbringt er seine orchesterfreie Zeit im Aufnahmestudio und spielt stundenlang in schönster Phrasierung, mit spitzem, schrillem, warmem, weichem Ton, mit unglaublicher Spannung und Tragfähigkeit Solostücke für Flöte. Zum Niederknien.

..sagt Pahud über seine sieben Tage im Aufnahmestudio des SWR in Baden-Baden.

Absolute Höchstleistungen

Sehr anstrengend? Das ist untertrieben. Mehrere Stunden Musik sind in diesen Marathonsitzungen entstanden. Das ist absolute Höchstleistung. Hochkonzentriert spielt er, hört sich mit dem Tonmeister die Stücke kritisch an, spielt weiter. Was, das entscheidet Pahud spontan, nach physischer und mentaler Kapazität. Mal geht es virtuos-explosiv weiter, mal elegisch, kantabel oder fragmentarisch, immer auf höchstem Niveau.

Facettenreich und grenzüberschreitend

Herausgekommen ist ein Konzeptalbum – oder eine „Entdeckungsreise“ wie Pahud meint. Eine Reise nicht nur durch die Musik, sondern auch durch die technische und klangliche Entwicklungsgeschichte seines Instruments. Ausgangspunkt sind die zwölf Fantasien von Georg Philipp Telemann, sie bilden das Gerüst. Ihnen stellt Pahud Werke gegenüber, die 200 bis 300 Jahre später entstanden sind, von Takemitsu, Karg-Elert, Honegger, Pintscher, Feroud, Berio, Varèse oder Widmann. Manches korrespondiert mit Telemann, anderes bricht, konfrontiert, überrascht. Wieder anderes führt fort oder setzt neu an, in Rhythmik, Tempo, Tonart, Stil, Ausdruck. Und, hat man sich erst einmal eingehört, wird man süchtig nach diesen facettenreichen, vielseitigen und manchmal auch grenzüberschreitenden Flötentönen; ja, man wird verzaubert. Nicht umsonst hat ein anderer berühmter Komponist nach diesem Instrument eine ganze Oper benannt. Und Emmanuel Pahud ist ein Magier, nicht nur in den Orchesterreihen der Berliner Philharmoniker, sondern auch alleine mit seiner Flöte im Studio.

CD-Tipp vom 26.6.2018 aus der Sendung SWR2 Cluster

Stand
AUTOR/IN
Ulla Zierau
KÜNSTLER/IN
Emmanuel Pahud