Bachs Himmelfahrtsoratorium mit dem Gutenberg-Kammerchor und dem Neumeyer Consort

Strahlkraft und Prachtentfaltung

Stand
AUTOR/IN
Bettina Winkler
Bettina Winkler (Foto: SWR, Oliver Reuther)
KÜNSTLER/IN
Jasmin Hörner
Julien Freymuth
Christian Rathgeber
Christian Wagner
Gutenberg-Kammerchor
Neumeyer Consort

CD-Tipp vom 09.05.2018

Johann Sebastian Bachs Himmelfahrtsoratorium trägt die BWV-Nr. 11 – die alte Bach-Ausgabe von 1852 bezeichnete es noch als Kantate, später hat die Bach-Forschung das Stück jedoch den Oratorien zugeordnet, weil ein Evangelist die Handlung erzählt. Textdichter könnte möglicherweise Picander sein, dafür gibt es aber keine Belege. Wie sein Schwesterwerk, das Osteroratorium, hat diese Kirchenmusik 11 Sätze und einen betont festlichen Charakter: Triumphales D-Dur, dazu kommen üppige Bläser und Pauken – eine wahre Pracht!

Allerdings fällt ein kleines Manko bei dieser Aufnahme auf: Sie ist extrem hallig, aufgenommen in einer größeren Kirche. Das verhindert zwar einen transparenten Klang, lässt aber immerhin trotzdem ahnen, wie organisiert und akzentuiert die Ensembles hier agieren. Breiig klingt das nicht, eben nur etwas überakustisch. Wie so oft, greift Bach auch bei diesem Stück auf bereits vorhandene Werke zurück und findet für die Versatzstücke eine neue Bestimmung – der Eingangschor stammt aus der Thomasschul-Einweihungskantate „Froher Tag, verlangte Stunden“, und die zwei Arien für Alt und Sopran aus der Hochzeitskantate „Auf! Süß entzückende Gewalt“. Die Melodie der Alt-Arie kommt Ihnen vielleicht bekannt vor – auch im Agnus Dei der h-Moll-Messe hat Bach sie noch einmal verwendet .

Gelungene Besetzung der Altstimme

Der Countertenor Julien Freymuth ist der Solist dieser Alt-Arie. Er vermag mit seiner klaren und gehaltvollen Stimme der flehentlichen Bitte „Ach, bleibe doch, mein liebstes Leben“einen mitfühlenden Ausdruck zu verleihen. Eine gelungene Besetzung der Altstimme, die hier nichts an Wärme und Innigkeit vermissen lässt. Einen besonderen Reiz hat die zweite Arie dieses Himmelfahrtoratoriums von Johann Sebastian Bach: „Jesu, deine Gnadenblicke kann ich doch beständige sehn“. Hier begleiten Querflöte und Oboe mit den Bass-Stimmen, die aus Violinen und Bratschen einen Triosatz bilden, den Sopran – alles scheint in dieser Musik nach oben zu blicken, alle Erdenschwere ist aufgehoben und der Himmel scheint ganz nah. Also Himmelfahrtsmusik im besten Sinne des Wortes!

Prachtvolle Barockklänge

Ein Blick in den Himmel mit Jasmin Hörner sozusagen ... In der Sopran-Arie aus Johann Sebastian Bachs Himmelfahrtsoratorium, das der Dirigent Felix Koch zusammen mit dem Gutenberg-Kammerchor und dem Neumeyer Consort eingespielt hat, kann man ganz besonders schön die innere Strahlkraft dieser Aufnahme erleben, die mich dazu bewogen hat, Ihnen diese CD heute vorzustellen. Im Kreis der Interpreten, die sich an der historisch informierten Aufführungspraxis orientieren, können sich diese Musikerinnen und Musiker auf jeden Fall hören lassen. Vor allem die prachtvollen Barockklänge, die immer wieder Bachs Festmusiken kennzeichnen, machen diese Aufnahme zu einer hörenswerten Produktion.

CD-Tipp vom 09.05.2018 aus der Sendung SWR2 Cluster

Stand
AUTOR/IN
Bettina Winkler
Bettina Winkler (Foto: SWR, Oliver Reuther)
KÜNSTLER/IN
Jasmin Hörner
Julien Freymuth
Christian Rathgeber
Christian Wagner
Gutenberg-Kammerchor
Neumeyer Consort