„Haunted Mountain“

Das Soloalbum von Big-Thief-Gitarrist Buck Meek: Der Berg ruft

Stand
AUTOR/IN
Christoph Reimann
ONLINEFASSUNG
Dominic Konrad
KÜNSTLER/IN
Buck Meek

Zu den großen Bands der alternativen Popmusik gehört seit ein paar Jahren auch die US-amerikanische Gruppe Big Thief. Deren Gitarrist Buck Meek bringt jetzt sein Soloalbum heraus. „Haunted Mountain“ zeigt: Buck Meek beherrscht die lauten und die leisen Momente, vor allem aber die Zwischentöne. Ein Beweis, wie groß sein Anteil am Erfolg seiner Hauptband ist.

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Arbeiten oder abschalten?

Für Buck Meek stellt sich die Frage nicht. Bei dem US-Amerikaner heißt es: Abschalten, um zu arbeiten.

Das Smartphone zum Beispiel – lenkt nur ab. Und besonders guten Empfang dürfte es sowieso nicht gegeben haben, dort, wo die Songs entstanden sind: im Onsernone-Tal im Tessin, auf den Kykladen in Griechenland und im Gebirge Serra da Estrela in Portugal. Hohe Berge, tiefe Täler.

„Ich mag Berge, weil ich mich ihnen gegenüber so klein fühle“, verrät Meek. „Wenn sich die Berge vor mir erheben, werden mir die Verhältnisse bewusst. Mit jedem Schritt verändert sich der Blick auf den Himmel.“ Ein Blick, der im Idealfall nicht von anderen Menschen gestört wird.

„Haunted Mountain“, die erste Single-Auskopplung des Albums

Amerikanische Country- und Folksounds

Es ist schon interessant: Viele der zehn Songs sind in Europa entstanden und klingen trotzdem so amerikanisch: der Country- und Folksound mit Pedal-Steel-Gitarre, und auch, wie sich die Stimme des 36-Jährigen überschlägt.

Aber man nimmt seine Herkunft eben immer mit. Und Buck Meek ist in Texas aufgewachsen, mit Country. Was er an der Country-Musik schätze, sei der Umgang mit Gefühlen, verrät der Musiker: „Es gibt in dem Genre viele Männer, die sich trauen, sich von ihrer verletzlichen Seite zu zeigen. Aus irgendeinem Grund haben Männer im Country keine Angst davor zu weinen.“

Das Gegenteil von breitbeinig

„Haunted Mountain“ ist keine Lektion in kritischer Männlichkeit, aber das Gegenteil von breitbeinig. In einzelnen Songs denkt Buck Meek darüber nach, was es heißt, ein Mann zu sein. Und das ist wohltuend, wie hier im Song „Secret Side“.

Was er darin singt, erklärt Meek wie folgt: „Wenn ich versuche, dir zu helfen, verletzt es dich. Ich lasse dich allein trauern. – Ich glaube, viele Männer verstehen sich als Problemlöser, auch in Partnerschaften. Das ist ein sehr männlicher, tendenziell übergriffiger Charakterzug.“ Er versuche, seinem Gegenüber die Freiheit zu geben, selbst zum Ziel zu kommen.

Alles richtig gemacht

Buck Meek beherrscht die lauten und die leisen Momente, vor allem aber die Zwischentöne.  Das Album „Haunted Mountain“ zeigt erst, wie groß sein Anteil am Erfolg seiner Hauptband Big Thief ist.

Da stellt er sich als Gitarrist in den Dienst der Songs, für die vor allem die Bandchefin Adrianne Lenker verantwortlich ist. Wie sie ist auch Buck Meek ein Vielschreiber.

Musik kann eben auch Arbeit sein. Aber sie darf sich nicht danach anhören. Buck Meek hat auf diesem Album alles richtig gemacht, der Berg sei Dank.

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