Stadtarchiv Konstanz: Felchen und Bürgertröpfle
Stadtarchiv Montabaur: Brauhaus und Bierprivileg
Stadtarchiv Bruchsal: Spargel als Luxusprodukt
Felchen und Bürgertröpfle im Stadtarchiv Konstanz
Das Bodenseefelchen oder auch Blaufelchen ist ein Süßwasserfisch und stand am Bodensee immer schon auf dem Speiseplan. Besonders gut schmeckt er zubereitet nach Müllerin-Art mit Kartoffeln.
Rezepte, wie das Felchen Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Teller kam, zeigt das Stadtarchiv Konstanz in einer Ausstellung unter anderem anhand eines historischen Kochbuches von 1845.
„Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“ – da möchte Goethe niemand widersprechen. Der Wein, der am Bodensee zu einem guten Fischgericht serviert werden kann, ist das sogenannte „Bürgertröpfle“.
Dabei handelt es sich um einen Gebrauchswein aus der Spitalkellerei Konstanz. Allerdings, so erfährt der Besucher bei Führungen, war dieser Weißwein früher nicht immer von optimaler Qualität – weshalb man sich über das „Bürgertröpfle“ in der alljährlichen Konzilsfastnacht gerne lustig macht.
Lebensmittelkarten für Selbstversorger
Weniger zum Feiern zumute war den Menschen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 und in den ersten Jahren nach Kriegsende.
Lebensmittel wurden mit Lebensmittelkarten in verschiedene Gruppen eingeteilt und dann an Selbstversorger ausgegeben. Ein Beispiel dafür ist die „Brotkarte“, die man beim Bäcker vorlegen musste, denn ohne Marke durfte kein Brot verkauft werden.
Die Bierbrauer in Montabaur
Montabaur im Westerwald verbindet man in erster Linie mit dem Weinanbau. Dass es dort aber auch eine Bierbrautradition gab, werden wohl die wenigsten wissen. Diese hat der Leiter des Stadtarchivs Dennis Röhrig recherchiert und fand jahrhundertealte Spuren.
Das Brauhaus und das Bierprivileg
Ab dem 15. Jahrhundert gab es in Montabaur ein städtisches Brauhaus. Das Recht, Bier zu brauen, hat sich die Stadt immer wieder vorbehalten, denn damit ließ sich gutes Geld verdienen.
Die Steuern, die sogenannte Bierakzise, konnten die Stadtväter auch für den Erhalt und die Befestigung der Stadtmauer gebrauchen. Denn Montabaur erlebte im 15. und 16. Jahrhundert große Stadtbrände. Versuche einzelner Bürger, das Bierprivileg zu kippen, scheiterten immer wieder.
Brauhaus muss Kloster weichen
Im Zuge des 30-jährigen Krieges wurde in Montabaur der Franziskanerorden angesiedelt. An der Stelle des Brauhauses durften die Mönche ein Kloster errichten, mit der Auflage, ein neues Brauhaus nahe der Stadtmauer zu errichten.
Sowohl ein Kloster als auch ein Brauhaus sucht man heute vergeblich in Montabaur. Wegen des milden Klimas hat sich mit der Zeit dann doch der Weinbau durchgesetzt und das Kloster wurde Ende der 1970er-Jahre abgerissen. Nur die Straßenbezeichnung „Biergasse“ erinnert noch an die Biertradition Montabaurs – das Privileg, Bier zu brauen, hat die Stadt immer noch.
Spargel als Luxusprodukt im Stadtarchiv Bruchsal
Heute ist der Verbraucher gewohnt – und er erwartet es auch – die Lebensmittel im Supermarkt immer verfügbar und schön präsentiert zu bekommen. Vom Schweiß und der Arbeit, die hinter der Produktion stecken, bekommt er nichts mit. Mit einer Fotoausstellung will das Stadtarchiv Bruchsal zeigen, dass dieser Luxus früher alles andere als selbstverständlich war.
In knapp zwei Monaten ist es wieder so weit, da beginnt die Erntezeit des feinen Stangengemüses. Dann wird der Spargel aus Bruchsal wieder in Supermarktregalen, auf Wochenmärkten und in Spargelhäuschen feilgeboten werden – fein säuberlich nach Größe und Dicke sortiert.
Spargel war einst nicht jedermanns Sache
Das Stadtarchiv Bruchsal zeigt zum Tag der Archive eindrucksvolle Szenen des bäuerlichen Lebens der Region und auch Fotos, wie beispielsweise das Küchenpersonal des Direktionskasinos der Vereinigten Eisenbahn-Signalwerke um das Jahr 1900 Spargel putzt. Die Delikatesse wurde eingeweckt und kam nur für prominente Firmenbesucher auf den Mittagstisch.
Spargel putzen ist ein mühsames Geschäft, ebenso wie der Anbau, der einiges an Vorbereitung und Bodenkenntnis erfordert. Deshalb war der Spargel früher ein Lebensmittel für Wohlhabende. Dem Rest blieb nur die Schwarzwurzel – auch „Arme Leute Spargel“ genannt.
Lieferservice hoch zu Ross
Essen bestellen per Lieferservice ist keine Erfindung unserer Konsumgesellschaft. Bereits in den 1920er-Jahren war es üblich, sich Essen anliefern zu lassen. Sogar im ganz großen Stil, wie ein Foto in der Ausstellung im Bruchsaler Stadtarchiv belegt.
Mit einem großen Pferdefuhrwerk lieferte August Schlindwein mit seiner Mutter täglich das Essen für die Arbeiter der Vereinigten Eisenbahn-Signalwerke in Karlsdorf bei Karlsruhe. Eine Werksküche gab es damals in den 1920er-Jahren noch nicht in der Fabrik.