Gespräch

Yasmine M'Barek zu den Klimastreiks von Fridays For Future: „Protest hält Demokratie in Bewegung!"

Stand
INTERVIEW
Martin Gramlich

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Sind Großdemonstrationen der richtige Weg, um Mehrheiten zu erzeugen?

Die Klimabewegung startet in die Herbstoffensive. In einer Vielzahl von Städten haben Vereine und Organisationen rund um Fridays For Future am 15. September zum Protest aufgerufen. "Die Geschichte von Fridays For Future ist auf jeden Fall eine Erfolgsgeschichte", sagt die Journalistin und Autorin Yasmine M'Barek in SWR2, "weil sie dieses Thema ganz oben auf die Agenda gesetzt haben."

Im deutschen Kontext könne man jedoch fragen, ob das Modell der Massenmobilisierung durch Großdemonstrationen nicht vielleicht ausgelaufen sei und ob das der richtige Weg sei, Mehrheiten zu erzeugen, die politisch auch das umsetzten, was die Bewegung fordert, sagt M'Barek. Durch die Großdemos würden vor allem Bilder und Kontroversen erzeugt.

Gleichzeitig sei die Personalisierung der Bewegung, etwa durch Luisa Neubauer, wichtig für den Erfolg gewesen, aber auch problematisch. "Einerseits sitzt eine Vertreterin dann immer in den wichtigen Talkshows und gibt wichtige Interviews", so M'Barek, "andererseits projiziert sich dann auch alles auf diese eine Person, es wird sehr persönlich und dadurch hängt man sich dann an anderen Themen auf, als die der Organisation."

Polarisierende Aktionen sind bei neuen Bewegungen wichtig

Bei neuen Bewegungen sei es wichtig, dass sie sich mit polarisierenden Aktionen etablierten, weil es Bilder in den Köpfen erzeuge, sagt M'Barek und meint damit die Klebeaktionen mit denen die Letzte Generation zum Gesprächsthema geworden ist.

"Aber das war's auch. Und wenn man wie die Letzte Generation sich weiterhin bedient an dieser Form des "Marketing" ist die Frage, ob das eigene Thema noch Platz hat. Es ist schon ein bisschen der Zwiespalt zwischen Selbstvermarktung und im Gespräch bleiben und dann irgendwann das eigene Vorhaben umzusetzen", so M'Barek.

Fridays For Future schafft es besser, seine Vorhaben umzusetzen

Fridays For Future hätten das relativ gut geschafft gegenüber der Letzten Generation: weil sie am Ende eben mit am Tisch saßen mit den Grünen und gesagt hätten, was sie sich vorstellten. Und eben das stärke auch das politische System in Deutschland: "Protest hält Demokratie in Bewegung, das ist der Kern der Demokratie."

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