Gemüse  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Hauke-Christian Dittrich)

New Food Festival Stuttgart

Ernährung im Wandel: Mit Bio in die Pleite?

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Julian Burmeister
Julian Burmeister (Foto: SWR, Christian Koch)

Insektenfarmer, Essen aus dem 3D-Drucker und der Waldpilz als neue Ackerfrucht. Diese und viele weitere Ansätze wurden beim New Food Festival Stuttgart diskutiert, immer vor der kritischen Frage: Gehen nachhaltige und dabei gewinnorientierte Ernährung überhaupt zusammen? 

Plattform für Innovation und Vernetzung im Lebensmittelbereich

Der Planet verändert sich rapide: Nicht nur das sich stetig verändernde Klima wird viele althergebrachte Methoden der Landwirtschaft erschweren, auch die wachsende Weltbevölkerung stellt eine enorme Herausforderung dar.  

Das New Food Festival hat erstmals in Stuttgart stattgefunden und will eine Plattform für Inspiration, Weiterbildung, Austausch und Vernetzung sein für Startups und Innovatoren entlang der gesamten Nahrungsmittelwertkette. Dazu gehören Bereiche wie Essen, Agrar, Gastronomie und Handel. Diese Themen zogen Aussteller aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein an. 

Wir werden keine andere Wahl haben, als mit unseren Geschäftsmodellen Teil der Lösung zu sein.

Für Julius Palm von der followfood GmbH ist das Geld-Verdienen durch Handel mit Lebensmitteln kein Ausschlusskriterium für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.

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„Wir glauben, dass man Geschäftsmodelle anders bauen kann. Das ist der Grund, aus dem wir followfood gegründet haben – um Probleme von uns Menschen auf dem Planeten zu lösen, wobei Geld nicht an erster Stelle steht. Daraus ergibt sich, dass sich Geld verdienen und nachhaltig wirtschaften vertragen müssen, weil wir keine andere Wahl haben, als Antworten zu finden, wie wir mit Geschäftsmodellen Teil der Lösung und nicht des Problems sind“, sagt Palm.

Die Landwirtschaft braucht Unterstützung bei der Umstellung 

Bilder zur Lebensmittelproduktion (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / ANP | -)
„Die letzten 50 Jahre wollten wir von den Bauern alles möglichst schön, günstig und in Masse. Und jetzt sollen sie auf nachhaltig umstellen, aber die Investitionen dazu überlassen wir ihnen selbst“, kritisiert Julius Palm von der followfood GmbH.

Daher sei followfood auch nicht zum Netzwerken beim New Food Festival angetreten, sondern er habe als Speaker vor allem diese Idee in die Branche einbringen wollen.  

So sieht Palm gerade bei den Landwirten einen veränderten Auftrag, dem aber die europäischen Subventionen noch nicht gerecht würden: „Die letzten 50 Jahre wollten wir von den Bauern alles möglichst schön, günstig und in Masse. Und jetzt sollen sie auf nachhaltig umstellen, aber die Investitionen dazu überlassen wir ihnen selbst“.

Deswegen müsse die Politik an den Subventionsstrukturen große Änderungen vornehmen, so Palm.  

Hauptsache, der Preis stimmt?

Auch bei den Lieferketten gilt immer noch das alte System: Unter welchen Bedingungen ein Nahrungsmittel produziert wurde, fällt oft unter den Tisch, solange der Importpreis stimmt. Da helfen auch diverse Ökosiegel zu nachhaltigem Fisch, Kakao und Palmöl wenig.

Und der Verbraucher? Dem dürfte mittlerweile mehr oder weniger klar sein, dass die Meere überfischt und die Fische daraus mit Schadstoffen aller Art belastet sind. Das ändert nichts an ihrer Beliebtheit.  

Melken von Kühen (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa/MAXPPP | Mathieu Pattier)
Unter welchen Bedingungen werden unsere Lebensmittel produziert? Diese Frage fällt oft unter den Tisch.

Höchstens ein Gesetz mit Sanktionierungsmöglichkeiten könnte helfen, aber das wurde auf EU-Ebene ausgerechnet durch die FDP verhindert, deren Blockade für eine deutsche Enthaltung bei der Abstimmung zum Lieferkettengesetz gesorgt hätte – weswegen das Votum jetzt kurzfristig verschoben wurde. 

„Weil sie (die FDP) damit eigentlich sagen wollen, dass sie ,Business as usual‘ bevorzugen statt transparenter Lieferketten“, sagt Julius Palm. 

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