Meine kleinen Schätze – Geschichten von Migration

Dr. Sylvie Nantcha: Apfel und Mango

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Dr. Sylvie Nantcha
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Dr. Sylvie Nantcha ist die Initiatorin und Bundesvorsitzende von TANG - The African Network of Germany. Sie wurde 1974 in Kamerun geboren und kam mit 17 Jahren nach Deutschland. In Freiburg studierte sie Germanistik, Romanistik und Sprachwissenschaft und promovierte in Germanistik. Sie lebt nach wie vor in Freiburg und engagiert sich sowohl lokal als auch bundesweit. Äpfel und Mangos verkörpern für sie das Leben in und zwischen den Kulturen.

Lieblingsfrucht in Kamerun: die Mango

In Kamerun habe ich mir ab und zu nach der Schule einen Apfel gegönnt. Äpfel wachsen in Kamerun nicht, sie werden importiert und sind daher viel teurer und seltener als die einheimischen Früchte, wie z. B. Mangos, Avocados und Bananen. Meine Lieblingsfrucht war die Mango. Süß und lecker schlemmte ich diese Frucht fast jeden Tag nach der Schule, im Vergleich zum Apfel.

„Ich betrachtete nicht nur Mangos und Äpfel als Früchte, die in und zwischen verschiedenen Kulturen „leben“ und die einheimischen Kulturen bereichern, sondern auch meine Person und alle Menschen mit Zuwanderungsgeschichte als Personen, die in und zwischen verschiedenen Kulturen leben und die Kultur des Aufnahmelandes bereichern.“

Ich erinnere mich, wie ich im Alter von 17 Jahren aus Kamerun nach Deutschland kam. Ich hatte gerade mein Abitur abgeschlossen und kam zum Studieren nach Freiburg im Breisgau. Bald musste ich feststellen, dass ich hier nicht so schnell an die Mango kam. Denn sie wird importiert und ist viel teurer als die heimischen Früchte in Deutschland wie Äpfel, Birnen, Kirschen und Aprikosen. Überraschend für mich zu entdecken, war die große Vielfalt an Apfelsorten.

Täglicher Begleiter beim Studium in Freiburg: der Apfel

Der Apfel wurde während meiner Studienzeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zu meinem täglichen Begleiter; sei es Pink Lady oder Boskop. Ich habe an der Universität Freiburg Germanistik, Romanistik und Sprachwissenschaft studiert und in Germanistik promoviert. Meine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Interdisziplinarität, Kulturtransfer und der deutschen Afrika-Fremdwahrnehmung von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart. Fasziniert hat mich das Thema Leben in und zwischen verschiedenen Kulturen.

Sylvie Nantcha (Foto: Pressestelle, Sylvie Nantcha)
Vor dem "National Civil Rights Museum" in Memphis, USA

Heute gibt's jeden Tag einen Apfel und ein Mango

Heute esse ich einen Apfel und eine Mango jeden Tag zum Frühstück. Beide Früchte gehören zu meinem Leben, genauso wie meine Herkunftskultur und die deutsche Kultur zu meinem Leben gehören. 2018 führte ich mit der Stadt Freiburg und dem Bundesnetzwerk TANG eine Einbürgerungskampagne mit dem Motto „Ich bin gerne Deutsche“. Ich betrachte mich als eine Deutsche mit afrikanischen Wurzeln, die in und zwischen verschiedenen Kulturen lebt. Meine Eltern kommen ursprünglich aus Kamerun, sind in die USA ausgewandert, wo mein Vater 2013 auch verstarb, meine Mutter und vier meiner Geschwister sind Amerikaner und leben weiterhin dort. Zwei meiner Schwestern haben weiterhin die kamerunische Staatsangehörigkeit und ein Bruder von mir ist Franzose.

Sylvie Nantcha (Foto: Pressestelle, Sylvie Nantcha)
Familientreffen

„Genauso wie meine Familie heterogen und international verwurzelt ist, ist die heutige Gesellschaft heterogen und mehrkulturell.“

Erste afrodeutsche CDU-Stadträtin

Ich bin gerne Deutsche. Ich bin in Freiburg und in Deutschland zuhause. Deshalb war es mir 2009 ein Bedürfnis mich politisch zu engagieren. Von 2009 bis 2019 war ich die erste afrodeutsche CDU-Stadträtin Deutschlands. Von 2009 bis 2013 war ich ebenfalls das erste afrodeutsche CDU-Landesvorstandsmitglied in Baden-Württemberg. Als Politikerin habe ich mich nicht nur für den Bereich Bildung, Umwelt und Wirtschaftsförderung eingesetzt, sondern auch für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichten, die zwar in und zwischen verschiedenen Kulturen leben, jedoch Deutschland als ihre Heimat betrachten.

Sylvie Nantcha (Foto: Pressestelle, Sylvie Nantcha)
Pressekonferenz mit Angela Merkel

Ich bin in Kamerun geboren und aufgewachsen, mit 17 Jahren nach Freiburg zum Studieren gekommen. Heute bin ich Mutter von drei Kindern, die hier geboren sind und aufwachsen, genauso wie die Hälfte unserer Schüler und Schülerinnen bundesweit.

„Mir ist wichtig, mich für die Zukunftschancen dieser Kinder auf allen Ebenen einzusetzen. Das ist eine Frage der Gleichberechtigung. Im Sinne von Martin Luther King „Wir werden uns nicht zufriedengeben, bis das Recht strömt wie Wasser und die Gerechtigkeit, wie ein mächtiger Strom.“

Aktiv für Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund

In diesem Sinne vertrete ich heute die Interessen von Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund als Initiatorin und Bundesvorsitzende von The African Network of Germany (TANG) und Freiburger Stadträtin a.D.  in zahlreichen Fachkommissionen, Foren und Arbeitsgruppen auf der Bundesebene. TANG vernetzt mehr als 900 afrodeutsche Vereine und Einzelpersonen. Ich konzipiere und führe für TANG zahlreiche Projekte mit Bundesministerien und Behörden durch.

Mitglied der Fachkommission Fluchtursachen der Bundesregierung

Aktuell bin ich Mitglied der Fachkommission Fluchtursachen der Bundesregierung. Ich bringe meine Expertise in mehreren Gremien der Bundesbehörden und Bundesministerien in den Bereichen Integration, Migration und Entwicklungspolitik ein. Ich verstehe mich als ein Sprachrohr der afrikanischen Community in Deutschland. Deshalb brachte ich die zentralen Forderungen der Community im Rahmen der Anhörungen des Bundeskabinettausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus ein. Ich sitze im Forum gegen Rassismus der Bundesregierung. 

„Als Christin bin ich der Überzeugung, dass alle Menschen, unabhängig der Herkunft, des Geschlechts, der Religion und der Hautfarbe, gleichwertig sind.“

Gespräch #beiunsauch - Eine Freiburgerin aus Kamerun kämpft gegen Rassismus

Sylvie Nantcha setzt sich als Bundesvorsitzende von TANG e.V. für Schwarze Menschen in Deutschland ein. Sich selbst bezeichnet sich als Deutsche mit kamerunischem Herz. 

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