Gespräch

Max Czollek: Hubert Aiwanger ist ein Störenfried für das deutsche Narrativ der gelungenen Erinnerungskultur

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INTERVIEW
Christian Batzlen

Die Diskussion um die Flugblattaffäre des bayrischen stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger zeige, wie vermieden würde, „eine Kontinuität von bestimmten Gedanken und Gewalttraditionen anzuerkennen,“ sagt der Publizist Max Czollek in SWR2. Die Diskussion werde so geführt, als sei das Flugblatt Aiwangers eine Jugendsünde „und damit entschuldigt“, anstatt den Antisemitismus anzuprangern.

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Antisemitismus hat in Deutschland überdauert

Max Czollek kritisierte bereits in seinem Essay „Versöhnungstheater“ die angeblich vorbildliche Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit. „Die Deutschen versuchen, sich mit einer „vorbildlich aufgearbeiteten Geschichte“ von der Vergangenheit zu distanzieren.“

An der Reaktion konservativer Medien, „allen voran der Springerpresse“, könne man erleben, dass es sich hier um eine Kontinuität von Antisemitismus und von nationalsozialistischem Gedankengut handele, so Czollek.

Aiwanger stört das deutsche Narrativ der „gelungenen Aufarbeitung“

Den Fall Aiwanger dürfe es „per Definition in der deutschen Erinnerungskultur so gar nicht mehr geben“ argumentiert der Autor. Denn die Deutschen hätten ihre Geschichte so beispiellos aufgearbeitet und sich so gut erinnert, dass „jemand wie Aiwanger diese Erzählung stört.“

Daher müsse man auf allen möglichen Ebenen Gründe dafür finden, dass es, „A eine Ausnahme, B eine Jugendsünde, C eigentlich gar nicht antisemitisch ist“. Fakten würden wegargumentiert, um am eigenen positiven Selbstbild der guten Aufarbeitung festhalten zu können.

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