Palma Ars Acustica

Die relative Kunst der Unfuge

Stand
AUTOR/IN
Martin und Peter Brandlmayr

In diesem Hörspiel haben sich Martin und Peter Brandlmayr mit der Frage beschäftigt, inwieweit sich in einer relativ verfassten Welt die Dinge ordnen und regeln lassen und also eine finale Sicherheit erreicht werden kann. Sie schreiben weiter: Auch wenn wir traditionell darauf bauen, die Dinge klar und sicher zu stellen, so gibt es doch nichts, das sich vollkommen unterzuordnen weiß. Man möge nur versuchen, etwas für alle Zeiten festzunageln und also probieren sich dem fundamentalen Prinzip der Welt zu widersetzen, dass keine perfekte, makellose Ordnung möglich ist, eine Ordnung ohne Unordnung. Fug und Unfug, Kosmos und Chaos gehören zueinander, stehen verwunden verwandt miteinander in Beziehung. Einer solchen verworren verdrehten Fährte folgend zieht man im Hörstück "Die relative Kunst der Unfuge" quer zu Raum und Zeit durchs Becken des auditiven Bewusstseins unserer Kultur, ist über die Grenzen von Sprache, Klang und Musik hinweg mal hier spurensuchend unterwegs, mal da. Gleich wie im Halbschlaf ist man unterwegs, dämmernd im Zwielicht. Es vermag eben nichts gänzlich zu sich zu kommen, ganz wach zu sein, vollkommen klar oder wie Shakespeare es formuliert: "Genau von solchem Stoff sind wir, vom Stoff aus dem die Träume werden."

So kommt im Hörstück eins zum anderen. Dem Titel gemäß greifen die beiden Autoren dabei immer wieder auch auf Johann Sebastian Bachs "Kunst der Fuge" zurück. Dies insbesondere deshalb, da sie dieses Musikstück von Kindesbeinen an begleitet und also geprägt hat. Einmal pro Monat war es im elterlichen Haushalt zu hören gewesen, von einem Streichquartett des Vaters gespielt. Damit wurde der heranwachsenden Generation zwar ein Monument vorgeführt, jedoch keines das absolut, starr und also unwandelbar gewesen wäre. Dies kann nicht nur an der Interpretation des Musikstücks vom zunehmend alternden Quartett festgemacht werden, sondern auch an jener Haltung, die eine nachfolgende Generation gegenüber einem elterlich hochgehaltenen Monument entwickelt. So mutierte Bachs "Kunst der Fuge" im Hörstück der beiden Brüder zur "relativen Kunst der Unfuge". Die Kunst öffnete sich zu einer "relativen Instanz", das Gefügte zum "Unfug" hin. Damit wird einem schmunzelnd vorgeführt, dass ein Erbe nicht allein im Sinne von Ernsthaftigkeit und zum Bemühen einer getreu bewahrenden Erhaltung übergeben wird, sondern auch dazu, um damit spielerisch und kreativ umzugehen. Immerhin steht dahinter eine verwunden verwandte Verbundenheit, eine Verwandtschaft und dies gleich ob man dabei Menschen vor Augen hat, Generationen oder aber all das, was sonst noch mit einem in der Welt ist.

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AUTOR/IN
Martin und Peter Brandlmayr