Bühne

Nazis von gestern – Nazis von heute: „Alte Kämpferinnen“ in Mainz

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AUTOR/IN
Max Knieriemen

Auch Frauen waren glühende Nationalsozialistinnen. Daran erinnern die Kammerspiele Mainz kommt mit einem selbstverfassten Theaterstück, das auf Studien des polnisch-amerikanischen Soziologen Theodore Abel beruht. Er hatte 1934 mit der NSDAP einen Schreib-Wettbewerb veranstaltet, um an Lebensgeschichten von Nationalsozialisten zu kommen. 17 der insgesamt 683 Autobiografien hat Regisseurin Claudia Wehner gemeinsam mit der Historikerin Eva Weikert ausgewählt und mit einer Rahmenhandlung versehen, die die Entstehungsgeschichte der Dokumente erklärt. Dank des ehrenamtlichen Engagements von Schauspielerinnen und Maskenbildnerinnen haben sie die „alten Kämpferinnen“ schon im Januar zum Leben erweckt. Jetzt kommt das Stück erneut zur Aufführung.

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Die 683 Autobiografien sind noch heute auf der Webseite der Hoover Institution, der Stanford University, nachzulesen. Sie bildeten die Quellenbasis für Abels Untersuchung „Why Hitler came to Power“. Auch zeitgenössische Historiker wie Sven Felix Kellerhof beziehen sich immer wieder auf die Sammlung. Es sei schon verblüffend, so Regisseurin Claudia Wehner, wenn man Begriffe in den alten Berichten lese, zum Beispiel „marxistisch-leninistisch verseucht“, und sich automatisch an „linksgrün versifft“ erinnert fühle. Es sei verblüffend, wie oft sich die extremistische Sprache von damals und heute ähnelten.

„Alte Kämpferinnen“ an den Mainzer Kammerspielen. Die nächsten Aufführungen am 15., 16. und 17. Oktober.

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Max Knieriemen