Behindertensport: Fahnen der Special Olympics World Games Berlin 2023 wehen auf dem Messegelände vor Beginn der Special Olympics Weltspiele vom 17. bis 25. Juni 2023 in Berlin.

SWR1 Sonntagmorgen

Special Olympics – Zusammen unschlagbar

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Cüneyt Özadali

Die Special Olympics World Games finden vom 17. bis 25. Juni erstmals in Deutschland statt. 7000 Athletinnen und Athleten mit geistiger Behinderung nehmen in Berlin daran teil.

Die Special Olympics World Games sind die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung. Im Unterschied zu den Paralympics, geht es bei den Special Olympics World Games nicht um Menschen mit körperlicher, sondern mit geistiger Behinderung. Zum Team Special Olympics Deutschland gehören mehr als 400 Athletinnen und Athleten an. Die Wettkämpfe finden in 26 Sportarten statt – von Basketball und Leichtathletik über Turnen und Tennis bis zum Fuß - und Volleyball. Das Motto lautet: "Zusammen unschlagbar". Es werden rund 300.000 Besucherinnen und Besucher in der Bundeshauptstadt erwartet.

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"Es macht mehr Spaß, wenn wir bunt sind"

Die Sportlerinnen und Sportler mit geistiger oder mehrfacher Behinderung können jetzt in Berlin zeigen, was sie draufhaben, sagt die rheinland-pfälzische Athletensprecherin Mehtap Özgül. "Sport ist für mich sehr wichtig, auch zeigen zu können, was wir können", betont Özgül. Manche Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung hätten Angst, dass sie es nicht hinkriegen würden, aber sie bräuchten keine Angst zu haben, weil es verschiedene Vereine gäbe, die Sportler mit Beeinträchtigung unterstützen würden, erklärt Özgül. "Ich glaube, es macht mehr Spaß auch, wenn wir bunt sind und voneinander eine Scheibe abschneiden könnten", so die Athletensprecherin..

Special Olympics sind für mich wie eine Familie

"Das ist schon was Großes"

Zum deutschen Team gehört Andreas Cafararo. Er nimmt zum ersten Mal an den Special Olympics teil. Der 22 - jährige Schwimmer aus Ergenzingen im Kreis Waldshut ist amtierender Deutscher Meister. Seine Distanz ist die Langstrecke: 100 und 200 Meter Freistil. Tagsüber arbeitet er als Verkäufer bei einem Genossenschaftsmarkt. Nach Feierabend hat er sich auf den internationalen Wettbewerb vorbereitet. Cafararo hat eine frühkindliche Hirnschädigung, von ganz klein auf. "Ich habe Probleme beim Lernen und beim Schreiben", sagt er. Der Sport ist für ihn wichtig, weil er hier Freunde findet. Die Teilnahme an den Special Olympics ist für ihn sehr aufregend – "das ist schon was Großes", sagt er.  

Also ich habe schon ein gewisses Ziel: Ich will die Goldmedaille holen.

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Sichtbarkeit erhöhen!

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Menschen mit Behinderung, Jürgen Dusel, erhofft sich von den Special Olympics eine erhöhte Aufmerksamkeit für Menschen mit Behinderung. "Ich denke, dass die Spiele sehr viel bewirken können in Deutschland - was die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen in unserem Land insgesamt betrifft und natürlich ganz besonders die Teilhabe von Menschen mit Lernbeeinträchtigungen", so Dusel. Eine größere Öffentlichkeit habe es für ein Event von Menschen mit Lernbeeinträchtigungen aus seiner Sicht in Deutschland noch nicht gegeben, sagte Dusel. Mehr inklusive Sportangebote brauchen auch Menschen mit körperlicher Behinderung. Das war bei der REHAB in Karlsruhe ein wichtiges Thema. 

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Es gibt noch viele Hürden

Viele Sportvereine tun sich  immer noch schwer mit dem Thema Inklusion. Sven Ziegel, dem 2. Vorsitzender des Inklusionssportvereins Frankfurt fehlen vor allem die wirklich inklusiven Sportangebote, also Sportgruppen, in denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam trainieren. Denn es gebe zwar viele so genannte Para-Sportangebote, aber die seien sehr auf Leistung ausgerichtet und beispielsweise für Menschen mit geistiger Behinderung oder für Menschen mit fortschreitenden Erkrankungen wie Multipler Sklerose nicht geeignet. 

Menschen mit geistiger Beeinträchtigung im Sportverein

Auch die Vereinsmitglieder sind in der Pflicht

Der Sportverein MTV Stuttgart e.V. bietet schon seit Anfang der 2000er Jahre Trainingsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung, sagt Inklusionsmanagerin Mandy Pierer. Sie sieht aber auch die Vereinsmitglieder in der Pflicht. Jeder könne ein Stückweit dazu beitragen, indem er auf den anderen Rücksicht nimmt. "Ich finde, dass wir hier der Gesamtgesellschaft zeigen können, dass es möglich ist, das umzusetzen, wenn wir alle uns ein Stück weit verändern, so dass wir zusammen sein können", sagt Pierer.

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Cüneyt Özadali