Das stimmt gar nicht, sagt SWR1 Hörer Peter Broy aus Salmtal, der selbst drei Esel hält. Mit seinen Tieren bietet er Wanderungen an, die gerade bei Kindern gut ankommen.
SWR1: Sind Esel gar nicht störrisch?
Peter Broy: Nein, Esel sind nicht störrisch. Man muss sich etwas mit der Anatomie der Tiere auskennen. Dann hat man schnell gelernt, dass dieses - was der Mensch als stur bezeichnet - in der Regel ein Angstverhalten ist, und der Esel dann erstmal schaut, was ist denn los hier? Er ist nämlich, im Gegensatz zum Pferd, kein Fluchttier.
Das Pferd stammt ursprünglich aus der Steppe und hat gelernt zu davon zu laufen, damit es nicht gefressen wird. Der Esel kommt aus dem Hochgebirge und hat nie gelernt vor Feinden wegzulaufen. Im Gebirge würde es sich nämlich dabei die Beine brechen. Und wenn es jetzt wirklich mal so ist, dass er stur ist, muss man einfach gucken, was mit dem Tier los ist.
SWR1: Gilt es auch als stur, wenn der Esel etwas Leckeres zum Fressen am Wegesrand sieht und dann alles andere erst mal Zeit hat - auch möglicherweise zehn Minuten?
Broy: Wenn der Hundehalter mit seinem Hund geht und der schnüffeln muss, weil da ein anderer Hund war, dann sagt ja auch keiner, der ist stur.
SWR1: Auch wieder wahr. Aber vielleicht geht es mit dem Hund ein bisschen schneller... (lacht).
Broy: Wenn ich mit dem Esel vor dem Anhänger stehe, den sie nicht mögen, da kommt einer und fragt: "Ist er stur?". Wenn da aber einer mit dem Pferd steht oder fährt, dann heißt es, das arme Pferd hat Stress und hat Angst. Es ist das, was der Mensch den Tieren selbst in den Mund gelegt hat.
SWR1: Wir lernen also, der Esel ist nicht stur. Was ist er ansonsten? Was gefällt Ihnen an Ihren beiden Esel so besonders?
Broy: Eine wunderbare Gelassenheit und Zuverlässigkeit. Die sind immer ruhig. Ich kann wirklich kleine Kinder mit den Tieren spielen lassen. (...) Es hat noch nie einer einen Fuß gehoben. Beim Wandern sind manchmal auch Kinder dabei und die Eltern sagen, ihr Sohn oder Tochter ist hektisch. Dem gebe ich den Esel in die Hand, das dauert fünf Minuten, und es ist Ruhe. Das ist so schön, die Tiere strahlen einfach Ruhe aus. Ich habe drei Stück und wenn man denen aus dem Wohnzimmer auf der Weide zuguckt, wie sie dann ihre Kämpfe austragen, das ist recht lustig. Sie sind einfach zuverlässig und ruhig. Das ist einfach herrlich.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.