Katharina Horn ist Kinderwunschberaterin und Vorstandsvorsitzende des Vereins "Solomütter Deutschland e.V." Sie hat viele Frauen auf ihrem Weg zur Solomutterschaft begleitet.
SWR1: Wenn sich eine Single Frau für eine Samenspende entscheidet, wie ist der konkrete Weg?
Katharina Horn: Die allermeisten schauen erstmal im Internet und das ist gar nicht so leicht, weil das Internet immer noch viele Falschinformationen über diesen Weg verbreitet. Zum Beispiel, dass es nicht erlaubt sei oder so. Und die größte Herausforderung ist dann erstmal, eine Klinik in der Nähe zu finden, die auch Singles behandelt. (...)
Dann muss ich mich über die Bedingungen informieren. Die allermeisten Kinderwunschkliniken oder -zentren setzen eine psychosoziale Beratung voraus. Das wird oft verwechselt mit einer psychologischen Beratung, also mit der Idee, da würde jemand kommen und die angehende Wunschmutter beurteilen. Das ist es aber gar nicht so, sondern es ist eher ein Blumenstrauß an Informationen und Reflektionsanregungen für die Wunschmutter, so dass sie auch mal mit Themen konfrontiert wird, mit denen sie sich vielleicht bis dahin gar nicht beschäftigt hat.
SWR1: Kommen da noch andere Hürden dazu?
Horn: Es gibt noch die rechtliche Beratung. Dann gibt es Garantiepersonen, das heißt, dass ich eine Person vorlegen muss, die im Falle meines Todes unterhaltspflichtig wird, die dann auch noch notariell beglaubigt werden muss. Ich muss vielleicht auch vorweisen, dass ich mich finanziell abgesichert habe. Also da geht es schon sehr weit und das sind oft die Instrumente, bei denen sich viele benachteiligt fühlen. Den meisten ist klar, dass man sich absichern muss und sich Gedanken darüber machen muss, wie man dem Kind eine finanzielle Zukunft sichern kann.
Dann muss man erfragen, welche Samenbank man nutzen kann. Ich kann mir nicht irgendeine Samenbank aussuchen, sondern ich muss bei der Klinik erfragen mit welchen Samenbanken sie kooperiert. Und ich muss dort für mich einen Weg finden, Spender auszuwählen, die zu meinen ethischen moralischen Wertvorstellungen auch passen.
SWR1: Wie ist denn eigentlich das rechtliche Verhältnis zum Samenspender? Also der hat ja keine Vaterpflichten, oder?
Horn: Nein, mit der Einführung des Samenspenderregistergesetzes 2018 kann der Samenspender nichtrechtlicher Vater werden. Das heißt es gibt gegenseitig keine rechtlichen Verpflichtungen. Das einzige ist, dass das Kind, und das ist ganz wichtig, das Recht erhält, etwas über seine Herkunft zu erfahren. Mit 16 Jahren kann es die Kontaktdaten des Samenspenders anfragen. Und dann entscheidet der Spender, ob er das Kind kennenlernen möchte oder nicht.
SWR1: Es gibt Solomütter, die lieber ein Kind mit ihrem Partner bekommen hätten. Müssen die sich jetzt erstmal innerlich von diesem klassischen Familienbild verabschieden?
Horn: Es gibt Solomütter, die trauern um den klassischen Plan A und wollten das mit einem Partner machen. Wir können Solomütter nicht so über einen Kamm scheren, aber die meisten hatten eben diesen Plan A. Es ist sicher die größte Challenge, diesen gesellschaftlichen Schalter umzukippen, dass Familie auch anders aussehen kann.
SWR1: Dieses Familienmodell ist in den Köpfen noch nicht so wirklich angekommen, denn Solomütter bekommen ja teilweise auch ganz schön heftige Reaktionen von außen. Was haben Frauen erlebt, die zu Ihnen kommen?
Horn: Was ich immer wieder mitkriege, ist diese große Unwissenheit auch der Fachkräfte. Die sagen, dass sie das nicht machen dürfen, weil es verboten ist oder dass man ins Ausland fahren muss. Wenn das meine Gynäkologin sagt, dann höre ich da erst mal drauf.[...] Ich kenne aber auch Aussagen darüber, dass es eine egoistische Entscheidung sei, mit der Idee, wir würden den Kindern schaden. Tatsächlich wissen wir heute aus der Forschung, dass die Kinder sich ganz normal entwickeln. Das wichtige ist, dass wir die Kinder wirklich frühzeitig aufklären und normal mit dieser Familienform umgehen.
SWR1: Wo finden Solomütter Unterstützung in ihrer Situation?
Horn: Es gibt mittlerweile in fast jeder Stadt eine Whatsapp-Gruppe oder Facebook-Gruppe für Solomütter. Wir als Verein "Solomütter Deutschland" haben den Verein gegründet um auch zu sagen: Hier findest du Informationen und hier findest du Netzwerke, um dich über diesen Weg zu informieren.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.
Die vollständige Version des Gesprächs können Sie oben im Artikel hören.