Ein persönlicher Nachruf von Janet Pollok

"Radio is’ immer!" hat er gesagt

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Janet Pollok
Moderatorin Janet Pollok aus dem SWR1 Team. Regelmäßig zu hören in SWR1 Baden-Württemberg. (Foto: SWR)

„Kinders, der Herbst ist schön“, diese Botschaft hat er uns - zusammen mit einem Urlaubsfoto - noch geschickt. Schmidtie, der mit uns mehr als 30 Jahre im Funkhaus „gewohnt“ hat, Tag oder Nacht, Wochenende, Feiertag. „Radio is immer“. Und Schmidtie war immer dran.

Weil er seinen Kindheitstraum leben konnte, weil Musik und Radiomachen seine Leidenschaft waren. Seine Wettergespräche mit Hartmut Mühlbauer: schräge, gutgemachte Blödeleien – und doch wie unter Kumpels.
Die verrückte Idee mit der längsten Hitparade der Welt und seine Beharrlichkeit die Rolling Stones solange morgens nach sieben Uhr zu spielen, bis die endlich mal live nach Stuttgart kommen. Was dann ja auch geschah.

Wer da nicht grinsen muss...

Streik der Müllmänner 2006: in Stuttgart hat sich der Dreck in den Straßen gesammelt und Thomas sagte morgens: „Ach wär ich doch bloß Müll, dann könnte ich jetzt einfach liegenbleiben.“

Wir haben uns jahrelang ein Büro geteilt und unser Tag begann damals mit zwei Tafeln Schokolade, später mit was Gesundem. „So wenig hab ich schon lange nicht mehr gewogen“, hat er gesagt und sich mit Nordic Walking Stöcken auf den Weg gemacht. Für „Schmidts Samstag“ hat er sogar am Trochtelfinger Stöcklescup teilgenommen. Er war der gemütliche Bär, der wie eine Gummiwand sein konnte, wenn er etwas nicht wollte.

So war Thomas: er hat sein Ding gemacht

Vorgaben und Regeln im Radio zum Beispiel: da hat er geblockt und ganz oft gesagt: „ach, das wird alles vollkommen überbewertet“. Und dann einfach sein Ding gemacht.

Thomas hat mich immer wieder überrascht!

Er wurde vom uninteressierten Fußballmuffel zum versierten VfB-Fan, hat Holländisch gelernt, weil er die Niederlande so mochte und das Lesen, Kochen und die Natur entdeckt.
Für mich war er wie ein Bruder, mit dem man sich wortlos versteht. Um den man sich manchmal Sorgen macht, von dem man sich aber auch mal was sagen lässt. Wir haben die Kollegen mit unserem „Schmidtiemaus“ und „Jennymaus“ öfter mal genervt.

Fast 30 Jahre lang habe ich einen Mitschnitt von ihm aufgehoben, weil ich ihn heimlich in seine letzte Sendung vor der Rente schmuggeln wollte. Ein Redaktionswechsel stand an und irgendwie ist es da wohl mit ihm durchgegangen. Er hat – spontan, authentisch und herzlich - gesagt

„Das war meine letzte Sendung! Schön war’s. Ich liebe euch alle!“