6 Mutscheln auf Tellern stehen auf einem Tisch in Reutlingen. (Foto: SWR, Sandra Müller)

Schöne Tradition:

Der Reutlinger Mutscheltag

Stand

Der erste Donnerstag nach Dreikönig: in Reutlingen wird dann traditionell der "Mutscheltag" gefeiert. Ein Hefegebäck, nicht in Zopf-, sondern in Sternform, mit acht Zacken. Und: man trifft sich zum gemeinsamen "Mutscheln" - um die Mutscheln wird nämlich gewürfelt. Eine schöne und sehr gesellige Tradition...

Das Mutschelrezept für sechs kleine Mutscheln

500 g Mehl
200 ml Milch
1 Würfel Hefe
1 Ei
75 g Butter
10 g Salz

Hefe in die laufwarme Milch bröckeln und gut verrühren. Das Ei in einer kleinen Schüssel verquirlen und 2-3 EL davon beiseite stellen.

Mehl, Salz, das restliche Ei, Butter und die Hefe-Milch-Mischung in eine Schüssel geben und zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig mit einem Geschirrtuch abdecken und an einem warmen Ort ca. eine Stunde gehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. Dann den Teig nochmal gut durchkneten und in sechs Stücke teilen.

Von jedem Stück eine kleine Menge Teig beiseite legen, daraus wird später der Kranz geflochten, der auf der Mutschel liegt.

Aus dem übrigen Teilstück eine Kugel formen und leicht platt drücken. Mit einem Messer acht Zacken einschneiden, in der Mitte einen Kreis stehen lassen. Die Zacken leicht auseinander ziehen, damit sich eine Sternform ergibt, und diese nochmals leicht flach drücken - der Kreis in der Mitte sollte jetzt etwas herausragen.

Anschließend aus dem beiseite gelegten Teilstück drei dünne Stränge rollen und diese vorsichtig flechten. Aus dem geflochtenen Band einen Kranz formen und um den Kreis in der Mitte der Sternform legen.

Alle sechs Teigstücke wie oben beschrieben verarbeiten und dann nochmals ca. 30 Minuten abgedeckt gehen lassen. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Die Mutscheln mit dem übrigen, verquirlten Ei bestreichen und auf der mittleren Schiene ca. 15-20 Minuten backen, bis sie goldgelb sind.

(Rezept von Clara Schramm, Foodbloggerin von "Let them eat cake")

Reutlinger Mutschel (Foto: SWR)

Das Mutschelspiel - würfeln um das leckere Gebäck

Das schöne an der Mutschel-Tradition ist das gesellige Beisammensein. Man trifft sich mit Freunden, zu Hause oder in der Wirtschaft, und würfelt um die Mutscheln. Dabei geht es meist ziemlich hoch her. Wer als "Nicht-Einheimischer" am Mutscheltag in eine Reutlinger Wirtschaft geht, wird freundlich empfangen und darf mitspielen.

Die Würfelspiele haben entsprechend witzige Namen: "Langer Entenschiss", "Einsame Filzlaus" oder "Der Wächter bläst vom Turm". Das klassische Mutschelspiel ist das...

...Nacket's Luisle

Beim "Nacket's Luisle" müssen rundenweise die Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, und 10 gewürfelt werden. In zwei Durchgängen: im ersten Durchgang müssen alle zehn Zahlen erwürfelt werden, beim zweiten Mal müssen sie wieder aus der Liste "entwürfelt", also gestrichen werden.

Man spielt mit drei Würfeln - die Zahlen werden durch beliebiges Zusammenzählen der Würfel erreicht. Wenn Sie also 1, 2 und 4 würfeln, dann können Sie entweder die 1, die 2 oder die 4 auswählen, oder - wenn Sie addieren - die 3 (1+2), die 5 (2+3), die 6 (2+4) oder die 7 (1+2+4). Sie würfeln so lange, bis Sie alle Zahlen von 1 bis 10 auf dem Zettel stehen haben. Dann fangen Sie an, diese Zahlen wieder zu streichen. Und jetzt das nicht unwichtige Detail: Sie haben NICHT gewonnen, wenn Sie als erster wieder alle Zahlen gestrichen haben, sondern wenn Sie als letzter fertig werden. Dafür gibt's einen Strich. Wer am Ende der vereinbarten Runden die wenigsten Striche auf der Liste hat, darf die große Mutschel auf dem Tisch mit nach Hause nehmen.

Hat man die große Mutschel ausgespielt (oder spielt man um mehrere kleine Mutscheln), dann spielt man eines der unzähligen anderen Würfelspiele. Eine schöne Zusammenstellung finden Sie auf der Webseite der Stadt Reutlingen.

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SWR