Optisch ein ernster Zeitgenosse
Er lächelt einfach nicht. Jedenfalls auf Fotos. Vince Clarke ist augenscheinlich ziemlich ernst. Gute Laune verbreitet er lieber über seine Musik. Schon mit 20 der Durchbruch. Das Debut-Album von Depeche-Mode komponiert er fast im Alleingang. Der Erfolg ist unerwartet. Und schon mit 21 steigt Vince Clarke völlig überraschend wieder aus. Und warum? Er sei im Studio nunmal ziemlich dogmatisch. Und über die Zukunft der Band gab es Streit.
Dann lieber dogmatisch bleiben. Von da an ist er der Boss und sagt, wo's musikalisch langgeht. Mit Alison Moyet hat er bei Yazoo viele große Hits. Vince Clark bleibt rastlos. Sein nächstes Kurzzeit-Projekt nach Yazoo: The Assembly mit Feargal Sharkey.
Warum diese Unruhe?
Vince Clarke hat eine einfache Erklärung. Er sei nunmal Krebs vom Sternzeichen. Da sei man schon mal unentschlossen. Ein bisschen Ruhe kommt dann doch rein. Per Zeitungs-Annonce sucht er anonym einen Sänger für das nächste Projekt. Er hört sich Dutzende Demo-Tapes an. Bei Nummer 48 sagt er:
Andy Bell ist die Nummer 1. Mit ihm gründet Vince Clarke „Erasure“.
Gegensätzlicher kann es nicht sein. Andy Bell ist Rampensau, liebt schrille Outfits, verbreitet gute Laune, ist eine Ikone der Schwulen-Szene weltweit. Und Vince Clarke? Der bleibt lieber im Hintergrund – zieht mit Frau und Kind in die Wälder von Maine – ungefähr eine Autostunde von Stephen King entfernt. Das war dann aber vielleicht doch ein bisschen zu viel Horror.
Heute lebt er mit seiner Familie in New York – mitten in Brooklyn. Und „Erasure“ gibt es immer noch. Für die Fans und für Vince Clark ist das auf jeden Fall – ein Grund zu lächeln.