Klaus Lage wird 70

....und es hat Zoom gemacht

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Ingo Lege
Moderator Ingo Lege aus dem SWR1 Team (Foto: SWR, Foto: Nils Wagner)

Aufregung ist seine Sache nicht: Klaus Lage. Dafür orientiert sich der Musiker vielmehr an dem, was ihm tatsächlich Spaß macht. Eine Ausnahme im Musikgeschäft - und die wird 70. 

Hätte das Leben von Klaus Lage einen roten Faden, dann wäre der im Zick-Zack gestochen. Das beginnt schon in der Kindheit. Klaus Lage wird in Soltau geboren. Später zieht die Familie nach Düsseldorf, und zurück nach Soltau. Dieser Wechsel muss den jungen Klaus nachhaltig beeindruckt haben. Im Song „Wieder Zuhaus“ beschreibt er später die Kleinstadt so:

"Das Kaff trägt Beton, weil es Stadt sein will. Und Schützenfest ist auch wieder mal."

Sänger Klaus Lage (Foto: IMAGO, imago images / teutopress)

Lage schlägt den nächsten Haken: Er bricht die Ausbildung zum Großhandelskaufmann ab und zieht nach Berlin. Dort arbeitet er in einem Kinderheim und steigt beim Berliner Rock Ensemble ein. Mit denen zockt er sich bundesweit durch die 70er – nur um am Ende wieder einen Haken zu schlagen: Mit „Alle ham`s geschafft außer mir“ bringt Lage 1978 seine erste Single raus.

Er selbst widerlegt die Aussage der Platte nur fünf Jahre später: Sein drittes Album Stadtstreicher wirft Lages ersten Hit ab: „Mit meinen Augen“. Da weiß er allerdings noch nicht, dass sein größter Hit in einem Gemeindehaus in den Niederlanden entstehen wird. Hier probt die Band ein wenig später. Zwischen Windmühlen, Kuhfladen und ganz viel Wiese hat es dann „Zoom“ gemacht. Lage erzählt später dem NDR: „Wenn man – wie in den Comics – eine Art von Geschwindigkeit ausdrücken wollte. Dann hat man `Zoom!´ gesagt.“

"Ich glaube, dass jeder das schon mal erlebt hat – jemanden nahe zu sein, und sie oder ihn plötzlich ganz anders kennenzulernen."

"1.000 und 1 Nacht (Zoom!)" ist der Hit, der Klaus Lage deutschlandweit zum Star macht. „Und das“, so schreibt er auf seiner Homepage, „obwohl er mit seinem ungekünstelten Naturell nicht zu den damals angesagten, neudeutsch gewellten Kunstfiguren passen wollte.“ Dafür ist Klaus Lage bis in den letzten Winkel seiner Jeansweste authentisch: Kleines Bäuchlein, getönte Brille – und eine Stimme, wie nach einer Schachtel filterloser Zigaretten. Die verleiht Hits wie „Monopoly“, „Stille Wasser“ oder „Wieder zuhaus“ ihren erdig, bärtigen Scharm. Zeit für einen neuen Haken - und den schlägt Lage direkt in die Fäuste von Horst Schimanski.

Sänger Klaus Lage (Foto: IMAGO, imago images / teutopress)

Für den ersten Kino-Tatort „Zahn um Zahn“ wird ein schlagkräftiger Titeltrack gesucht. Klaus Lage liefert ihn mit „Faust auf Faust“, den wird es später auch in einer englischen Version geben. Für Lage damals noch kein Tabu. Er wird sich erst später für eine Deutsch-Quote im Radio stark machen. Lage fasst auf dem Gebiet der Filmmusik Fuß. Auch für den „Zahn um Zahn“ Nachfolger „Zabou“ wird er den Titeltrack schreiben. Den Gesang von „Now That You're Gone“ übernimmt allerdings Joe Cocker. Ein kleiner Ritterschlag: Denn Lage hat vielfach den Spitznamen „Der deutsche Joe Cocker“.

Lage bleibt dem Gebiet der Filmmusik treu: Für den Film „Toy Story“ wird er in den 90ern die Filmmusik von Randy Newman ins Deutsche übersetzen und einsingen. Zeitgleich übernimmt er die Hauptrolle in dem Musical „Stars“. Natürlich läuft auch seine reguläre Musik weiter: Nur in kleinerer Besetzung. Lage ist weit verzweigt in verschiedene Projekte. Anfang des Jahrtausends produziert er Hörbücher, unter anderem mit Martin Semmelrogge oder Hannes Jaenicke. Seit zehn Jahren steht er zudem solo auf der Bühne. Zick-Zack immer wieder.

Sänger Klaus Lage (Foto: IMAGO, imago images / STAR-MEDIA)

Auch beim Wohnort: Seit 2008 lebt der vierfache Großvater in Bremen. Das passt: Zum einen ist er Fan von Werder Bremen. Zum anderen unterstützt er die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger als Botschafter. 

"Ich versuche das zu machen, wie meine Empfindungen sind. Und das versuche ich möglichst authentisch rüberzubringen."

Erst vor zwei Jahren bringt er ein Swing Album im Big Band Sound heraus. Demnächst steht das nächste Projekt an: Wieder Swing, nur diesmal mit Lounge-Charakter. Einen Tag nach seinem 70. geht es los. Langweilig wird es Klaus Lage nicht. Sein Antrieb: „Mit guten Musikern zu spielen. Solange die Stimme noch hält, mache ich das.“

Und das der gewisse „Zoom“ garantiert mit drinsteckt, erklärt sich selbst.

Sänger Klaus Lage (Foto: IMAGO, imago images / Future Image)