Benedikt Doll jubelt nach dem Massenstart in Oslo

Wintersport | Biathlon

Benedikt Dolls Karriereende: "Man muss sich dran gewöhnen, nicht mehr hofiert zu werden"

Stand
Autor/in
Anna Klär

Nach zwölf Jahren im Biathlon-Zirkus beendete der Schwarzwälder Benedikt Doll Mitte März im kanadischen Canmore seine Karriere. SWR Sport-Moderator und ARD Biathlon-Gesicht Michael Antwerpes hat ihn daheim in Hinterzarten besucht.

Ganz entspannt steht Benedikt Doll in der heimischen Küche in Hinterzarten. Weiße Fronten und ein Mix aus Edelstahl und Holz dominieren den Raum. Mittendrin an der Kücheninsel versuchen sich Michael Antwerpes und der frischgebackene Ex-Biathlet an Dolls "frühlingshaftem" Rezept: überbackene Bärlauch-Gemüsepfannkuchen.

Mehr Freizeit nach der Karriere

Fürs Kochen hat der 34-Jährige jetzt ausreichend Zeit und genau das war der Plan. "Es gab immer kleine Momente, wo ich gesagt habe, da wäre ich jetzt gerne daheim", so Doll über die Entscheidung zum Karriereende, "wenn Freunde was organisiert haben, musste ich sagen: 'geht wieder nicht'. Ich musste 90 Prozent der Termine absagen, die ich gerne gemacht hätte." Schon in der vergangenen Saison liebäugelte er mit einem Rückzug aus dem Profisport, aber erst ein Jahr später war es dann wirklich so weit. "Es fiel mir schwer mich zu motivieren für das 100-prozentige Training," erzählt Doll, "der Wettkampfstress, die Schmerzen auf der Schlussrunde. Da braucht man so viel Überwindung. Das hat mich ermüdet über die letzten Jahre."

Bennis Bärlauch-Gemüse-Pfannkuchen

Zum Nachkochen:

WM-Titel in Hochfilzen als Highlight

Seine Waffe - immerhin den Großteil seines Lebens immer mit dabei - hat er als Ex-Biathlet übrigens nicht mehr. "Wir müssen die abgeben, wenn wir kein Bedürfnis mehr haben. So heißt es fachsprachlich", sagt der Schwarzwälder. Im Klartext: Mindestens einmal im Jahr müsste er ein Rennen laufen. "Das hab ich aber nicht wirklich vor", so Doll lachend. Der Abschied ist endgültig und auch wenn sein Karriereende zumindest sportlich nicht ganz nach Plan lief, schaut Doll gerne zurück. Besonders auf einen Moment: Den WM-Titel 2017 in Hochfilzen. Zwei Olympia-Medaillen, sechs bei einer WM und sieben Weltcup-Siege gehören zu seinen Erfolgen, doch die Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft in Österreich sticht besonders hervor. "Das war was ganz Besonderes", meint er, "eine Medaille hätte ich in dem Alter auch dankend genommen. Aber dann auch zu gewinnen und die deutsche Hymne zu hören, das war besonders."

Canmore

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Zukunftspläne sind gemacht

Seine Entscheidung zum Aufhören bereut er nicht, auch wenn er vor allem eines vermissen werde: "Der Moment nach einem guten Wettkampf ins Ziel zu laufen, diese Anerkennung zu bekommen", blickt er etwas wehmütig zurück, "das ist das was süchtig mach. Da muss man sich dran gewöhnen, dass man nicht mehr so hofiert wird." Für Ablenkung in der ab jetzt biathlonfreien Zeit hat er selbst mit Beginn seines Studium schon gesorgt. "Das Gewerk heißt Technische Gebäudeausrüstung und betrifft alles, was mit Lüftungs- und Klimatechnik zu tun hat", so Doll. Ihm sei es wichtig, dass er seinen Beitrag in Sachen Klimawandel leiste, schließlich wolle er als Wintersportler weiter Schnee haben. "Das viele Reisen konnte ich als Biathlet nicht vermeiden, aber beim Wohnen kann ich das beeinflussen", erzählt er. Darum habe er sich bereits als aktiver Sportler gekümmert, und auch in Sachen Urlaub legt er wert darauf nicht zu viel unterwegs zu sein. Wofür er jetzt aber wohl endlich mal ein bisschen Zeit hätte.

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