Benedikt Doll bei der Blumenzeremonie nach seinem ersten Platz im Biathlon-Sprint in Oberhof (Deutschland). (Foto: IMAGO, foto2press)

Wintersport | Biathlon

Doll verlässt die Biathlon-Bühne als 27. beim Massenstart von Canmore

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Laura Elwert
Julius Allzeit

Benedikt Doll beendet nach zwölf Jahren seine Karriere als Profisportler. Beim Massenstart im kanadischen Canmore kam er als 27. ins Ziel. Nun hat vor allem seine Familie höchste Priorität.

Zwei Medaillen bei Olympia, sechs bei Weltmeisterschaften, sieben Weltcup-Siege - Benedikt Doll gehört zu den erfolgreichsten deutschen Biathleten des letzten Jahrzehnts. Nachdem er schon in der vergangenen Saison überlegt hatte seine Karriere zu beenden, macht Doll nun einen Haken hinter das Kapitel Biathlon, wie er am 23. Februar verkündete. Das Ergebnis seines letzten Rennens wird zur Nebensache. Doll kam als 27. mit sechs Fehlschüssen ins Ziel. Den Massenstart im kanadischen Canmore gewann der Norweger Johannes Thingnes Bø. Selbstverständlich wurde Doll trotzdem im Ziel von seinen Mannschaftskollegen mit Jubel und Konfetti in Empfang genommen.

Vom Langlauf zum Biathlon: Dolls Start in eine erfolgreiche Karriere

Mit Blick auf den familiären Hintergrund war früh abzusehen, dass aus Benedikt Doll einmal ein Profisportler werden könnte. Von seinem Vater Charly, ein ehemaliger Langstreckenläufer und seiner Mutter Friederike (Marathon) wurde Benedikt die Affinität zum Ausdauersport in die Wiege gelegt. Im Alter von sieben Jahren kam er durch seine ältere Schwester Stefanie vom Langlauf auf die Notschrei-Loipe in Todtnau zum Biathlon, wo er schon zu Schulzeiten seine ersten Rennen gewann.

Nach dem Realschulabschluss ging es für Doll nach Furtwangen auf ein Skiinternat, 2009 folgte das Abitur. Seitdem ist der Schwarzwälder, wie viele andere Athleten, Sportsoldat in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Sein im Jahr 2011 begonnenes, sportbegleitendes Studium im Bereich Marketing, Vertrieb, Wirtschaftsingenieurwesen schloss er 2020 mit dem Bachelor of Science erfolgreich ab.

Auf vier Weltmeistertitel in der Juniorenstaffel folgte am 16. März 2012 sein erstes Männerrennen. Beim Sprint in Chanty-Mansijsk (Russland) gab Doll mit Rang 32 sein Weltcup-Debüt.

WM-Gold im Sprint als Höhepunkt der Karriere

Fast genau ein Jahr später läuft Doll zum ersten Mal aufs Podium. Gemeinsam mit der Männer-Staffel wird er beim Weltcup in Sotschi (Russland) Zweiter. Im März 2015 kommt er ausgerechnet in Chanty-Mansijsk erstmals in einer Einzel-Disziplin, einem Sprint, als Dritter auf einem Podestplatz ins Ziel.

2017 erlebt der Biathlet den Höhepunkt seiner Karriere. Bei der WM in Hochfilzen (Österreich) gewinnt er im Sprint die Goldmedaille. Es ist der erste und letzte Weltmeistertitel in seiner Laufbahn. Hinzu kommen zwischen 2016 und 2024 dreimal Silber und zweimal Bronze. Bei seiner letzten WM in Nove Mesto (Tschechien) im Februar gelingt Doll der perfekte Abschluss. Im Einzel wird er starker Dritter und holt Bronze.

"Der WM-Titel ragt schon heraus, das war das perfekte Rennen."

Benedikt Doll und Co.: Eine goldene Biathlon-Generation

Nun kehrt auch Benedikt Doll wie zuvor Erik Lesser, Arnd Peiffer und Simon Schempp dem aktiven Biathlonsport den Rücken. Was bleibt, ist eine goldene Generation mit zahlreichen Podestplätzen und internationalen Erfolgen, wie bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang (Sükorea), als das Quartett seine Leistung mit Staffel-Bronze krönte. Neben Sprint-Gold für Peiffer und Verfolgungs-Silber für Schempp holte Doll zudem eine weitere olympische Bronzemedaille in der Verfolgung.

Der Jüngste dieser goldenen Generation organisierte viel, kümmerte sich und wurde so zu einer verlässlichen und großen Stütze. Als Führungsfigur trug er viel Verantwortung und spielte für den Zusammenhalt eine wichtige Rolle. "Ich glaube schon, dass die Mannschaft das jetzt erst mal merken wird, dass Benni nicht mehr da ist", sagte Schempp (35) in der ARD-Dokumentation “Benedikt Doll - der letzte Weltmeister“.

"Solche Athleten hat man nicht am Fließband."

Biathlet Benedikt Doll bei der Junioren-WM 2011. (Foto: IMAGO, CTK)
Februar 2011: Benedikt Doll gewinnt das vierte Jahr in Folge Staffel-Gold bei der Junioren-WM. Ein Jahr nach dem Erfolg in Nove Mesto (Tschechien) gibt er sein Weltcup-Debüt bei den Herren. Bild in Detailansicht öffnen
März 2013: Benedikt Doll steht nach einem zweiten Platz mit der deutschen Staffel erstmals auf dem Weltcup-Podest. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
März 2013: Benedikt Doll (l.) steht nach einem zweiten Platz mit der deutschen Staffel in Sotschi (Russland) zum ersten Mal auf dem Weltcup-Podest. Bild in Detailansicht öffnen
März 2015: Erstmals steht Benedikt Doll allein, ohne die Staffel, auf dem Weltcup-Podest. Er wird Dritter im Sprint im russischen Chanty-Mansijsk. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
März 2015: Erstmals steht Doll alleine, ohne die Staffel, auf dem Weltcup-Podest. Er wird Dritter im Sprint im russischen Chanty-Mansijsk. Bild in Detailansicht öffnen
Februar 2017: Doll feiert Goldmedaille im Sprint bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Hochfilzen. (Foto: IMAGO, Eibner Europa )
Februar 2017: Doll feiert sein erstes und einziges WM-Gold. Beim Sprint in Hochfilzen (Österreich) ist er nicht zu stoppen. Bild in Detailansicht öffnen
Februar 2018: Doll gewinnt Bronze in der Verfolgung bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang. (Foto: IMAGO, Sven Simon)
Februar 2018: Bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang (Südkorea) gewinnt Doll Bronze in der Verfolgung. Bild in Detailansicht öffnen
Februar 2018: Das deutsche Biathlonteam um Erik Lesser, Benedikt Doll, Arnd Peiffer und Simon Schempp feiern Bronzemedaille in der Staffel bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang (v.l.n.r.). (Foto: IMAGO, Sven Simon )
Februar 2018: Nur wenige Tage später holt er gemeinsam mit Erik Lesser (l.), Arnd Peiffer (2.v.r.) und Simon Schempp (r.) auch in der Männer-Staffel Bronze. Bild in Detailansicht öffnen
Dezember 2023: Doll freut sich mit seinen Eltern über den ersten Platz im Sprint in Lenzerheide. (Foto: IMAGO, Fotostand )
Dezember 2023: Doll freut sich mit seinen Eltern über den ersten Platz im Sprint in Lenzerheide (Schweiz). Es ist sein sechster Weltcupsieg. Bild in Detailansicht öffnen
Februar 2024: Doll feiert mit gesamten deutschen Team seine Bronzemedaille im Einzel bei der WM in Nove Mesto. (Foto: IMAGO, Bildbryan)
Februar 2024: Gemeinsam mit dem deutschen Team feiert Doll seine Bronzemedaille im Einzel bei der WM in Nove Mesto (Tschechien). Es ist die sechste und letzte WM-Medaille seiner Karriere. Bild in Detailansicht öffnen
März 2024: Doll belegt Platz 74 beim Sprint in Oslo - das schlechteste Ergebnis seiner Weltcup-Karriere. (Foto: IMAGO, Bildbryan)
März 2024: Dolls persönlicher Tiefpunkt. Der Schwarwälder belegt Platz 74 beim Sprint in Oslo (Norwegen) - das schlechteste Ergebnis seiner Weltcup-Karriere. Bild in Detailansicht öffnen
März 2024: Ein Tag später Dolls Comeback - Platz zwei in der Verfolgung. (Foto: IMAGO, Bildbryan)
März 2024: Ein Tag später beweist Doll Moral und landet in der Verfolgung auf Rang zwei. Bild in Detailansicht öffnen

Wie es für Benedikt Doll nun weitergeht

Und was kommt jetzt, Benedikt? "Ich möchte etwas anderes machen", sagte Doll in seiner Rücktrittserklärung. Was er damit meint: "Ich möchte mit meiner Familie daheim mehr Zeit verbringen." Frau Miriam und Sohn Aron, seine Glücksbringer vor jedem Wettkampf, werden sich freuen. Doch auch akademisch möchte Doll den nächsten Schritt gehen. Ab Herbst wird er in Offenburg sein zweites Studium beginnen, diesmal in Richtung nachhaltige Energiesysteme. Überhaupt ist der Umweltschutz ein Thema, mit dem sich der Familienvater intensiv beschäftigt.

Auch bei seiner neben dem Biathlon größten Leidenschaft, dem Kochen, achtet er darauf, regionale, saisonale und frische Zutaten zu verwenden. Zusammen mit seinem Vater, dem deutschen Olympiakoch von 2002, betreibt er einen Kochblog ("Dolls Küche"). Auch ein eigenes Kochbuch haben die beiden bereits veröffentlicht. Und wer weiß: Vielleicht sieht ihn ja das deutsche Team eines Tages in anderer Funktion wieder, wenn er, seinem Vater zum Vorbild, den Kochlöffel für Team Germany schwingt.

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Laura Elwert
Julius Allzeit